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Schülerinnen und Schüler zu Besuch im Staatsforst bei Nordhalben

2. November 2023, Nordhalben – Wenn sich eine Gruppe von Menschen sehr früh am Morgen bei Minusgraden nahe einer aufgelassenen Kiesgrube mitten im Wald trifft, müssen (zukünftige) Biologen oder zumindest Naturbegeistere im Spiel sein. Die kleine Gruppe Bestand aus Schülerinnen und Schülern der Beruflichen Oberschule Hof, dem Förster Christof Mörtlbauer (Baysf) sowie aktuellen und ehemaligen Lehrkräften der Fachschaft Biologie. Wüsste man nicht, wo man suchen soll, würde man die von dichtem Fichtenwuchs umgebene Fläche wohl eher links liegen lassen. Durch einen glücklichen Zufall entdeckte der zuständige Förster dennoch vor einigen Jahren diesen in Franken einzigartigen Standort des Alpen-Flachbärlapps (Diphasiastrum alpinum) und kann die interessierte Gruppe nun dorthin führen.

Diese boreal-alpine Pflanze ist zwar auf der Nordhalbkugel sehr verbreitet, hat jedoch als sogenanntes „Relikt der Eiszeit“ ganz besondere Standortansprüche: Unter anderem braucht sie offene und lange schneebedeckte Flächen, sowie einen stark sauren und nährstoffarmen Boden. Bei diesem „Fleckchen“ im Revier in Nordhalben passt zum Glück alles zusammen, wobei man die Kälte an diesem fast schon eisigen Oktobermorgen auf über 600 m Höhe ü. NN. sehr deutlich spürt. Zum Glück war man bestens vorbereitet, so wurde nach der Ersterkundung des Standorts eine kuschelig warme Hütte im Wald aufgesucht, wo man bei einer Brotzeit die ersten Eindrücke verarbeiten konnte.

Anschließend packten die Schülerinnen und Schüler des „ABU-Zweigs“ (Ausbildungsrichtung Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie) kräftig mit an und halfen dabei, alte Markierungen durch neue zu ersetzen und die Bodenoberfläche wieder zu öffnen, sodass für den Bärlapp wieder ideale Standortbedingungen herrschen und ein Neuanflug der Bärlappsporen ermöglicht werden kann. Der Botanikexperte Gerhard Brütting stand der Schülergruppe dabei mit Rat und Tat zur Seite.

Neben diesem einzigarten Standort konnte die Gruppe mit der Tannen-Teufelsklaue (Huperzia selago) und dem Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) noch weitere Bärlapparten bewundern. Diese Arten finden hier ebenfalls ideale Standortbedingungen und besiedeln somit ausgedehnte Flächen, wie sie sonst in Franken nicht zu beobachten sind.

Nach dem Arbeitseinsatz an den Bärlapp-Standorten demonstrierte der Förster den Schülerinnen und Schülern weitere Einzelheiten und Zusammenhänge rund um das Thema „Ökosystem Wald“. So wurden Teichanlagen besichtigt, welche zur Regenwasserrückhaltung und Biotopverbesserung angelegt wurden. Das Thema Wasser sei in aller Munde und so werde hier in die Zukunft investiert, so Förster Mörtlbauer. Weitere beherrschende Themen waren neben der Problematik der verschiedenen Borkenkäfer-Arten auch die teils schwierige Auswahl unterschiedlicher Baumarten, die auf verschiedenen Flächen gepflanzt werden. Beispiele hierfür sind unter anderem Elsbeere oder Spitz-Ahorn, welche den Wald hoffentlich fit für die Zukunft machen werden. Verdeutlicht durch die komplexen Zusammenhänge während der Exkursion, konnten sich die Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Überblick zu den verschiedenen Berufsbildern in den Bayerischen Staatsforsten machen.  

Zum Schluss der Exkursion waren sich alle einig: Trotz Kälte hat sich der „Tag im Wald“ sehr gelohnt, auch passend zur Themenwoche der Gesundheit und Nachhaltigkeit konnten die Schülerinnen und Schüler die Zeit an der frischen Luft in der Natur nutzen, „um Kraft zu tanken“ und eine „Abwechslung“ zum normalen Schulalltag zu genießen, so das Feedback der Klasse. Der eine oder die andere überlegt nun sogar, sich in Richtung des Berufsspektrums im Forst zu orientieren. Eine mögliche Wiederholung dieser Exkursion wird beim nächsten Mal aber vielleicht doch im Sommer stattfinden…