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Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst Du geschneit…?

Tannenpflanzen sind eine zentrale Säule beim Waldumbau in unserer Region (Foto: BaySF/Martin Hertel)

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13. Januar 2020, Sonthofen - …, heißt es in einem alten Kinderlied. Diese Frage stellen sich auch viele Waldbesitzer. Vor allem in von Fichten dominierten Regionen. Denn die mittelfristige Wetterprognose bis Ende Januar rechnet in unserer Gegend nicht mit nennenswerten Niederschlägen. Auch die Temperaturen liegen im Wintermonat Januar weit über dem Durchschnitt. „Das dürfte ein weiteres Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel sein, der sich auch im Wald stark bemerkbar macht“, glaubt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting.

Markus König, Revierleiter am Forstbetrieb Sonthofen erklärt die negativen Auswirkungen im Wald: „Vor allem für manche Nadelbäume wird es gefährlich, wenn die schützende Schneedecke ausbleibt: Im Gegensatz zu den im Winter blattlosen Laubbäumen verdunsten die immergrünen Pflanzen das ganze Jahr über ihre Nadeln Wasser. Deshalb sind sie auf ein Minimum an verfügbarem Wasser angewiesen. Eine Schneeauflage verhindert, dass der Boden durchfriert und das vorhandene Wasser steht den Bäumen somit zur Verfügung. Wenn die Schneeisolation fehlt und der Boden tief durchfriert, wird es vor allem für den Baumnachwuchs schwierig.“

Im Extremfall führt dies zur Frosttrocknis. Nochmal Markus König: „Wenn die Sonne scheint, öffnen die Bäume ihre Verdunstungsklappen – wir Förster nennen sie die Lentizellen. Aber aus der gefrorenen Erde kann die Sonne kein flüssiges Wasser mehr in die Krone pumpen. Die Bäume vertrocknen einfach in der Folge“.

Ohne Schnee, der im Frühjahr langsam wegtaut und in den Boden eindringt, werden auch die Wasserspeicher nicht ausreichend gefüllt. Die Humusbildung leidet, die wichtig für die Versorgung der Bäume mit Wasser und Nährstoffen ist. Schnee, der spät im Jahr kommt, verdunstet wegen der dann schon kräftigen Sonne zu einem größeren Teil. Das Wasser versickert also nicht und steht den Pflanzen nicht zur Verfügung. Das alles hat Auswirkungen auf die Wasserversorgung im kommenden Jahr, wenn die Vegetationsperiode beginnt. Denn wegen des Trockenstresses werden die Bäume weitaus anfälliger für den Borkenkäfer. Forstbetriebsleiter Jann Oetting: „Bisher waren die begrenzenden Faktoren für Baumwachstum während der Vegetationsperioden Wärme und Licht. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass es zukünftig der Zeitraum sein wird, in dem die Bäume Wasser aufnehmen können. Leider konnte im vergangenen Sommer auch beobachtet werden, dass nicht nur immergrüne Bäume leiden, sondern dass sogar Laubbäume wie die Buche unter Trockenstress litten. Das ist ein deutliches Alarmsignal!“

Was also tun, um den Wald und seine lebensnotwendigen Funktionen weiter zu erhalten?

Nochmal Jann Oetting: „Wir wollen einen Klimawald schaffen!  Bei den Bayerischen Staatsforsten begründen wir durch Waldumbau Waldbestände, die durch Pflanzenwahl, Standortsbeachtung und hohem Mischungsanteil - mindestens vier Baumarten auf der Fläche - den Widrigkeiten des Klimas etwas entgegensetzen können.“ Dabei werden zusätzlich zu den geplanten Pflanzungen Baumarten eingebracht, die als klimaresistent gelten können. Das heißt aber auch, dass sich wohl das Bild von unseren Wäldern wandeln wird. Speziell die Fichte ist als Flachwurzler besonders anfällig gegen Trockenheit und wird wohl in absehbarer Zeit auf vielen Standorten durch andere Baumarten ergänzt oder sogar ersetzt werden müssen.

Beim Nadelholz sind Tanne, Douglasie, Lärche und Kiefer eine gute Wahl, während bei den Laubbaumarten bei uns Linden, Eichen und auch der Bergahorn mit Trockenheit besser zurechtkommen. Revierleiter Markus König sagt, warum: „Diese Baumarten sind im Gegensatz zur Fichte keine Flachwurzler, sondern bilden ein tiefer in den Boden reichendes Wurzelwerk aus. Sie erschließen so Wasser aus tieferen Erdschichten. Zudem sind sie durch dieses Wurzelwerk besser im Boden verankert, sodass wir davon ausgehen, dass sie auch gegen die zunehmenden Sturmereignisse besser gewappnet sind.“