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Ruhe im Winterwald: Forstbetrieb Fichtelberg bittet Besucher um Rücksicht auf die Natur

Wildtiere brauchen jetzt Ruhe: zwei Rehe im Winterwald bei Mehlmeisel (Foto: BaySF/Martin Hertel).

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15. Januar 2021, Fichtelberg – In den Wäldern des Fichtelgebirges beginnt jetzt im Winter für die Tiere eine schwierige Zeit. Deshalb appelliert der Forstbetrieb an alle Sportler und Naturliebhaber, auf den Wegen zu bleiben und Schutzgebiete zu beachten.

Winter im Fichtelgebirge. Trotz aller Beschränkungen genießen die Menschen die weiße Pracht, nutzen die Natur für Winterwanderungen, Skisport und Rodeln. Ganz Hartgesottene sind auch jetzt noch mit dem Mountainbike unterwegs. Was für die Erholungssuchenden eine schöne Freizeitbeschäftigung darstellt, wichtig ist für die Gesundheit, den Ausgleich zu den Belastungen des Alltags, das ist für die Tierwelt oftmals der pure Stress.

„Die Tiere sind jetzt im Energiespar-Modus“ beschreibt Winfried Pfahler, der Leiter des Forstbetriebs Fichtelberg, die Situation. „Wir haben die Holzernte im Wald vollständig eingestellt. Weder Forstwirte noch Harvester sind derzeit im Einsatz. Damit nehmen wir Rücksicht auf die Ansprüche der Tiere im Wald.“

Wildtiere sind grundsätzlich seit vielen Jahrtausenden an die Situation „Winter“ angepasst. Arten wie Igel, Fledermaus und Siebenschläfer futtern sich im Herbst möglichst viel Winterspeck an, suchen sich beizeiten Erdhöhlen oder Felsspalten. Dort überdauern sie die kalte Jahreszeit und fallen nach den ersten kalten Tagen in Winterschlaf. Andere Arten wie die Zugvögel verbringen den Winter im Süden in schneefreien, nahrungsreicheren Gegenden. Die meisten einheimischen Tierarten versuchen im Winter ihren Energiebedarf zu drosseln, sich möglichst wenig zu bewegen und so den Winter zu überstehen. Dazu passen sie sich an die kalte, nahrungsarme Jahreszeit an, verlangsamen zum Beispiel ihren Pulsschlag und schränken die Durchblutung der Beine ein.

Zum Beispiel die Auerhühner. Diese seltene Vogelart überwintert im Bergwald und hat als einzige Nahrungsquelle die Nadeln von Fichte, Tanne und Kiefer. Das wenig nahrhafte Angebot reicht gerade so aus, damit die Vögel überleben. Wenn sie nicht gestört werden und kräftezehrend davonfliegen müssen.

Rehe suchen sich in dieser Zeit ruhige Plätze im Wald mit ausreichend Deckung. Dort bleiben sie auf wenigen Quadratmetern und ernähren sich von Gräsern und Moosen, die sie unter dem Schnee hervorscharren können.

Rotwild, also Hirsche, Hirschkühe und Kälber, konnten früher im Winter aus dem verschneiten Fichtelgebirge hinausziehen und die kalte Jahreszeit im schneeärmeren Vorland verbringen. Dort hat sich mittlerweile aber der Mensch breit gemacht, hat Straßen gebaut, Städte und Dörfer, Industriegebiete und Einkaufszentren. Dort wo eigentlich das Rotwild überwintern würde. Damit es stattdessen im Fichtelgebirgswald überleben kann und keine Schäden an den Pflanzen entstehen, muss es heutzutage an ausgewählten Standorten im Wald mit Futter versorgt werden.

„Störungen, ausgelöst durch gedankenlose Winterwaldbesucher, können sich jetzt für die Tiere fatal auswirken. Sie müssen unter großer Anstrengung fliehen und dabei ganz plötzlich ihren Stoffwechsel aus dem Energiespar-Modus hochfahren. Das kostet sie viel von ihren Reserven, die sie eigentlich zum Überleben dringend brauchen.“ beschreibt Winfried Pfahler die Auswirkung von Störungen. „So kann das schnell tödlich enden.“

Deshalb appelliert der Förster bei den Bayerischen Staatsforsten an alle Waldbesucher, die Tiere nicht zu stören und dadurch in Gefahr zu bringen: „Bitte bleiben Sie auf den Wegen, halten Sie Ihren Hund an der Leine und beachten Sie die Wegegebote wie z.B. am Schneeberg oder auf der Königsheide. Dann können Sie mit gutem Gewissen die schöne Winterlandschaft im Fichtelgebirge genießen.“