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Purzelbaum im Forst

Gerhard Schirbel, Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten, betrauert die Linde bei Neuhaus, die vom Sturm umgerissen wurde (Foto: BaySF)

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23. Februar 2022 Fichtelberg – Nur geringe Schäden haben die Stürme der vergangenen Tage im Fichtelgebirgswald angerichtet. Nach erster Bilanz des Forstbetriebs Fichtelberg wurden ca. 7.000 Bäume entwurzelt. Schmerzlich ist der Verlust einer historischen Linde bei Sophienthal, die vom Sturm umgerissen wurde.

Eigentlich ist Gerhard Schirbel ein erfahrener und besonnener Mensch. Den 55 jährigen wirft so leicht nichts aus der Bahn. Seit vielen Jahren arbeitet er als Förster bei den Bayerischen Staatsforsten und betreut das Revier Sophienthal am Eingang des Fichtelgebirges. Jetzt steht er betroffen an einem seiner Lieblingsbäume. Hier auf einer Waldlichtung oberhalb des Steinachtals steht das letzte Haus einer ehemaligen Siedlung namens Neuhaus. Neben dem Haus stand seit sicherlich mehr als zweihundert Jahren eine mächtige, alte Linde. Mit einem über 1 m starkem Stamm. Mit einer weit ausladenden Krone. Und mit einer Bank, die rund um den Baum herum montiert war und den Besuchern einen idyllischen Platz zum Verweilen bot. Sie stand da! Denn die Stürme am vergangenen Wochenende haben den altehrwürdigen Baum zu Fall gebracht. Jetzt liegt der starke Stamm am Boden, umgeben von zersplitterten Ästen.

„Die Wurzeln haben den Orkanen der letzten Tage nicht mehr standgehalten“ stellt Gerhard Schirbel fest. „Und das nach so vielen Jahren, in denen unzählige Stürme dem Baum nichts anhaben konnte. Wahrscheinlich waren die Faserwurzeln durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre vorgeschädigt.“ Viele Begebenheiten fallen ihm zu diesem Baum ein. Auf der Bank, die rund um den Baum montiert war, saß er gerne und ließ den Blick hinunter ins Tal schweifen. Einheimische erinnern sich vielleicht noch an das alljährliche Neuhaus-Fest. Hier wurde getanzt, gelacht, gefeiert – alles im Schatten der Linde. Und jetzt ist das alles vorbei.

Die Linde von Neuhaus war bei Weitem nicht der einzige Baum, der von den Sturmböen umgerissen wurde. Im Staatswald des Forstbetriebs Fichtelberg, der den westlichen und südlichen Teil des Fichtelgebirges betreut, fielen der Orkan-Serie der vergangenen Tage nach ersten Schätzungen 6.000 bis 7.000 Bäume – hauptsächlich Fichten - zum Opfer. „Das ist weniger als die Menge, die wir normalerweise in einem Monat einschlagen“, wie Winfried Pfahler, der Leiter des Forstbetriebs betont. „Aber es ist ärgerlich und wirbelt uns den Betrieb durcheinander. Zum Glück wurde niemand verletzt und es entstanden auch nur geringe Sachschäden. In den nächsten Wochen werden wir die Sturmschäden im Wald erfassen und das Holz aus dem Wald abtransportieren, bevor es zur Brutstätte für Borkenkäfer wird. So lange bitten wir auch um Verständnis, wenn teilweise Wanderwege durch umgestürzte Bäume blockiert sind. Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Schäden zu beseitigen.“

Und was passiert mit der Linde? Die wird voraussichtlich von einer Holzschnitzerin aus der Region in ein Kunstwerk verwandelt und lebt in dieser Form fort. „Am bisherigen Platz der Linde pflanzen wir im kommenden Jahr wieder einen Baum“ verspricht Gerhard Schirbel. „Mit Bank und einer schönen Aussicht auf die Waldlichtung bei Neuhaus.“