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Pflanzsaison im Wald auch im Winter

Forstleute und Setzlinge warten auf Pflanzwetter: Die Forstwirte Markus Hampel, Ludwig Wollner, Marcus Schulz und Stefan Sager (von links) kontrollieren den Laubholznachwuchs für den Zukunftswald (Bild: Bayerische Staatsforsten)

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22. Januar 2024, Rothenkirchen - "Alles Schlechte hat auch sein Gutes“ heißt es im Volksmund. Das lässt sich seit einigen Jahren auch auf die Arbeit im Wald übertragen, speziell in der Forstwirtschaft in Oberfranken. Hier kämpfen Forstleute und Waldbesitzende besonders mit den Folgen des Klimawandels. Und dabei ist nichts mehr, wie es einmal war.

Im Winter wird „Holz gemacht“, im Frühjahr und Herbst der der neue Wald gepflanzt. So war man es bei der Waldarbeit über Jahrhunderte gewohnt. Der Klimawandel hat diese Ordnung gehörig durcheinandergebracht: Trockene Hitzesommer mit Borkenkäferangriffen auf den geschwächten Wald zwingen zu schnellem Holzeinschlag im Sommerhalbjahr, milde Witterung mit aufgeweichten Waldböden erschweren die Holznutzung im Winter. Auch die Zeiten für das Pflanzen im Wald verschieben sich seit einiger Zeit deutlich. „Anlage von Forstkulturen“ nennt das Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten. „Früher bekamen wir ab Ende Oktober aus den Baumschulen die ersten Forstpflanzen. Jetzt sind wir um jedes Laubholz froh, das wir noch vor Weihnachten im Boden haben.“ Schuld seien die mit dem Klimawandel erheblich verlängerten Vegetationsperioden. „Die Laubhölzer werfen ihre Blätter erst spät im Herbst ab und verholzen sehr lange nicht. Dadurch verschiebt sich die Pflanzzeit immer weiter nach hinten.“ Und das bei einem immer größeren Umfang der Forstkulturen. „Beschleunigter Waldumbau im Klimawandel heißt: Angepasste Baumarten in zunehmend kürzerer Zeit auf immer größerer Fläche“, sagt der Forstbetriebsleiter. „In der Betriebsgemeinschaft der Forstbetriebe Coburg und Rothenkirchen pflanzen und säen wir inzwischen dreimal so viel wie vor den Trockenjahren seit 2018.“

Was bedeutet das bei immer kürzeren „Zeitfenstern“ für die Pflanzung? „Bei den Nadelhölzern Tanne, Douglasie und Lärche weichen wir auf sogenannte Kleinballenpflanzen aus. Die kommen überwiegend aus dem Pflanzgartenstützpunkt Bindlach der Bayerischen Staatsforsten.“ Mit diesen in Spezialcontainern gezogenen Forstpflanzen könne bereits im Oktober mit dem Pflanzen begonnen werden. Die zahlreichen Laubholzarten würden dagegen meist „wurzelnackt“ gepflanzt, das funktioniere nur mit gut verholzten Bäumchen, die sich bereits auf den Winter eingestellt haben. „Jetzt helfen uns die zunehmend milden Winter. Wir haben Tausende von kleinen Laubbäumen im Einschlag, die auf Pflanzwetter warten,“ sagt Hagemann. „Einschlag“, das ist die Wartestellung in lockerem Bodensubstrat, das die empfindlichen Wurzeln bis zur Pflanzung vor Austrocknen und Frost schützt. In der Betriebsgemeinschaft Coburg-Rothenkirchen in dezentralen Zwischenlagern für drei Eichenarten, Buchen und Hainbuchen, Berg- und Spitzahorn, Schwarzerlen, Linden, Kirschen und weitere seltene Edellaubhölzer. Und wenn der Boden passt, gehe es sofort los. „Im Winter ist Tauwetter gleich Pflanzwetter und damit die Arbeit für unsere Forstwirte eine echte Herausforderung“. Deshalb werde man in den kommenden Wochen gerade bei „Sauwetter“ die Forstleute mit Hohlspaten und Pflanzhaue im Einsatz sehen. Alles für den Zukunftswald.