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Ottobeuren: Praxisanbauversuche – Neue Baumartenherkünfte für den Staatswald

20. Juni 2022, Ottobeuren - Der Forstbetrieb Ottobeuren setzt beim Waldbau im Klimawandel auch auf heimische bekannte Baumarten spezieller Herkünfte wie die rumänische Weißtanne. Deren genetisches Potenzial lässt eine bessere Anpassung an Trockenheit und Wärme erwarten. Die Eignung für bayerische Standorte soll mit Praxisanbauversuchen getestet werden.

Im Rahmen eines Praxisanbauversuchs haben Waldarbeiter des Forstbetriebs Ottobeuren im vergangenen Herbst rund 5.000 Weißtannensetzlinge rumänischer Herkunft gepflanzt. Die wertvollen Pflanzen stammen aus dem Pflanzgarten der Bayerischen Staatsforsten in Laufen und bilden nun die Grundlage für den rund zwei Hektar großen Praxisanbauversuch im Schönegger Forst bei Oberschönegg. „Es handelt sich ganz klar um die Art Abies alba, also um die allseits bekannte Weißtanne“, so der zuständige Revierförster Reinhard Mahr. Einziger Unterschied zur heimischen Weißtanne ist deren Herkunft: Die rumänische Weißtanne stammt aus der Region des rumänischen Karpatenbogens und besitzt ähnlich stabilisierende Eigenschaften wie die heimische Weißtanne. Dazu zählt ein tiefreichendes Wurzelwerk, mithilfe dessen die Weißtanne deutlich tiefere Bodenschichten erschließen kann als beispielsweise die Fichte. Dies macht sie weniger anfällig für Trockenheit und Windwurf.  „Die rumänische Vertreterin der Weißtanne könnte dank ihres breiteren genetischen Potenzials besser für das Klima gerüstet sein, welches in den nächsten Jahrzehnten in Bayern erwartet wird“, so Dr. Hermann S. Walter, Leiter des Forstbetriebs Ottobeuren der Bayerischen Staatsforsten. Die Weißtanne wächst schon lange bei uns. Während der Eiszeit zog sich die Baumart jedoch nach Südosteuropa zurück und wanderte nur sehr langsam wieder nach Westen. Diese Wanderung führte zu einem sogenannten „genetischen Flaschenhalseffekt“ und somit zu einer genetischen Verarmung bei unserer heutigen heimischen Weißtanne. Die rumänische Weißtanne jedoch hat ihre genetische Vielfalt vor Ort behalten. Dadurch lässt sie eine bessere Trocken- und Wärmeresistenz erwarten und zählt zu den Hoffnungsträgern beim Waldbau im Klimawandel. Mit dem Praxisanbauversuch soll nun getestet werden, ob die rumänische Weißtanne ihre vielversprechenden Eigenschaften auch in der Praxis zeigt. „Belastbare Ergebnisse werden uns aber erst in einigen Jahren vorliegen“, so der Forstbetriebsleiter.

Praxisanbauversuche sind genau geplante und streng überwachte Versuchspflanzungen, mithilfe derer die Bayerischen Staatsforsten rasche Erkenntnisse über alternative Baumarten und Herkünfte in der Praxis erlangen wollen.

 

Der Forstbetrieb Ottobeuren

Der Forstbetrieb Ottobeuren ist einer von 41 Forstbetrieben der Bayerischen Staatsforsten und bewirtschaftet mit rund 50 Beschäftigten den Staatswald von der Schotterriedel-landschaft über das Vorallgäu in die bewegte Allgäuer Jungmoränenlandschaft hinein. Nährstoffreiche Böden und reichlich Niederschläge erlauben den Bäumen herausragende Wuchsleistungen. Fichtendominierte Wälder werden sukzessive in standortgerechte Mischwälder mit Tanne, Buche und Edellaubbäumen umgebaut. Der Forstbetrieb setzt dabei auf eine naturnahe Forstwirtschaft mit einzelstammweiser Nutzung ohne Kahlschlag, erhöht den Totholzvorrat als elementares Strukturmerkmal für mehr Artenvielfalt im Wald, schützt dauerhaft Biotopbäume, setzt konsequent auf die natürliche Verjüngung unserer Wälder und schafft Raum für Erholungssuchende.

Mehr Informationen unter www.baysf.de/ottobeuren