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Oberfränkische Gipfelstürmer

Rothenkirchen, 26. Oktober 2015 - Wie kann ein oberbayerischer Alpengipfel oberfränkische Glückshormone auslösen? Warum wirkt jedes Pfund an Sebastian Paar unmittelbar motivierend und leistungssteigernd? Und was hat das alles mit dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) der Betriebsgemeinschaft Coburg-Rothenkirchen zu tun?

Die Idee einer BGM-Maßnahme für die Beschäftigten der Betriebsgemeinschaft im Bildungszentrum Laubau kam von Servicestellenleiter Stefan Wittenberg und Bildungszentrum-VL Bernd Meier – sozusagen in Bayern von ganz oben nach ganz unten. In gegenseitiger Absprache zwischen den Betriebsleitern und Laubau-Chef Sebastian Paar wurde sie schnell mit Leben gefüllt. Im Sommer 2014 wurde der Termin festgelegt und vom Laubau-Team ein Programmvorschlag erstellt: Der Rauschberg, einer der Laubauer Hausberge, sollte gemeinsam bezwungen werden – in mehreren Gruppen unterschiedlicher Leistungsstärken, auf mehreren Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Dazu konnte sich jeder in eine von vier Gruppen eintragen: 1. Bergwandern, 2. Bergwandern mit Klettereinlage, 3. Gondelfahrt mit leichtem Bergwandern und   – für Spezialisten –  4. Mountainbiking.

Der Eintrag erfolgte entsprechend der eigenen Einschätzung – Stand September 2014. Erst im Laufe der nächsten Monate wurde jedem von uns klar, dass er/sie sich ein Ziel gesetzt – und damit die individuelle BGM-Maßnahme begonnen hatte. Denn wer wollte jetzt zurück? Wer wollte nicht „zum Termin“ wirklich fit sein für die gewählte Gruppe?

„Zum Termin“ ist dann der 27.Juli 2015. Anreise am Tag davor, Start Sonntagmittag. Nach staugeprägter Fahrt und gemütlicher Abendeinkehr in Ruhpolding Eintreffen von 45 Teilnehmer/innen in der Laubau am späten Sonntagabend. Dank perfekter Vorabsprache und Organisation der Kollegen sind alle Zimmer zur Verfügung, schon im Vorfeld zugeteilt, wenige „Überzählige“ sind privat untergebracht. Wir sitzen noch lange zusammen. In der Nacht beginnt es zu regnen.

Am „BGM-Tag“ regnet´s. Ausweichen auf das „Schlechtwetterprogramm“? Für diesen Zweck war der Besuch eines Salzbergwerks (gesunde Atemwege!) vorgesehen. „Das ist doch kein schlechtes Wetter“, befindet Sebastian Paar bei seiner herzlichen Begrüßung und stellt uns sein Team vor: Jeder ein Profi und jeder auf seine Rolle als „Gruppenbetreuer“ perfekt vorbereitet. Wir erfahren: Laubau liegt auf etwas über 700 Meter – genauso hoch wie unsere höchsten Lagen im Frankenwald – und  wir wollen heute auf 1645 Meter (Rauschberg). Aber wir merken schnell: Wir werden heute nicht nur höhenmäßig „abgeholt“, sondern auch, was unsere Gedanken in Sachen Schwierigkeitsgrad, Sicherheit und natürlich Wetter angeht. Alle Gruppen, alle Routen werden ausführlich vorgestellt. Die Begleiter kennen jedes Detail. Aufgrund des Regens wird die Klettereinlage gestrichen – safety first. Wegen des Windes fährt keine Gondel – die „Leichtwanderer“ bekommen kurzerhand eine  Fachexkursion mit dem Kleinbus bis zur Waldgrenze. Alles keine Probleme. Nicht einmal Herausforderungen. „Der Regen hört ohnehin bis 11.00 Uhr auf“, sagt Sebastian Paar.

Um 11.00 Uhr regnet´s nicht mehr. Wolkenfetzen und Sonnenschein wechseln sich ab. Mittags sind alle glücklich am Rauschberghaus unterm Gipfelkreuz beim gemeinsamen Mittagessen. Glücklich in jeder Hinsicht: Die „Leichtwanderer“ haben inzwischen den Schneeheidekiefernwald und die Waldweideproblematik kennen gelernt, die „Bergwanderer“ jeden ihrer Muskeln und ihre eigenen Grenzen. Jeder in dieser Gruppe ist sein individuelles Tempo gegangen (hier waren übrigens alle Damen im vorderen Feld unterwegs), so geplant und so möglich gemacht von den Laubauer Begleitern. Mehrere Zweifler an ihrer eigenen Leistungsfähigkeit hatten sich am Morgen von Sebastian Paar mit kokettem Hinweis auf sein eigenes Körpergewicht zu dieser Gruppe motivieren lassen („Das schafft Ihr auch.“ Von seiner Gebirgsjägerkarriere erfuhren wir dann später nebenbei.). Ihre Gesichter strahlen jetzt fast noch mehr als die der anderen, ordentlich schweißnass sind alle, bei den „Mountainbikern“ – betreut von Bernd Meier – kommt noch einiges an Dreck und ganz wenig Kuhfladen dazu.

Dem Gipfelfoto folgen Abstieg bzw. Abfahrt – ebenfalls individuell angepasst – und ein langer gemeinsamer Abend in der Laubau. Am nächsten Morgen herzlicher und dankbarer Abschied von der Laubau und lieben Kollegen, bei denen wir uns voll umsorgt und in jeder Hinsicht sicher gefühlt haben. Ebenso herzliche Gegeneinladung nach Nordbayern (mit Programm „unter 700 m“), als Köder „Lauensteiner Pralinen“ und oberfränkisches Bier. Abreisetag ist gleichzeitig unser jährlicher Betriebsausflug, den wir jetzt einmal – für oberfränkische Forstbetriebe nicht alltäglich – an der Kampenwand (für „Hartgesottene“) und am bzw. auf dem Chiemsee (für die mit Muskelkater) verbringen dürfen.

Fazit: Wir haben eine unvergleichliche BGM-Maßnahme mit langer Vorlaufzeit und einem vom Bildungszentrum Laubau perfekt organisierten und durchgeführten „Praxistag“ als Höhepunkt in folgenden Stufen durchlaufen:

  • die eigene Leistungsfähigkeit einschätzen
  • ein Ziel setzen
  • vorbereiten, trainieren
  • der eigenen Einschätzung vertrauen
  • eigene Grenzen kennen lernen
  • Stolz auf die eigene Leistung fühlenAntrieb: die Gruppe

Anmerkung: Es ging eigentlich nicht um „Teambuilding“, sondern um die Gesundheit des Einzelnen. Wer aber will bestreiten, dass ein „gesundes“ Team einen unmittelbar positiven Effekt auf  das körperliche Wohlbefinden hat?