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Nur ein Waldweg, aber ein sensibles Multitalent

Mit dem Grabenbagger und einem Speziallöffel werden die Wegegräben wieder frei (Foto: Markus König, BaySF)

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Kempten, 25. Oktober 2018 - Die meisten Menschen die ihn nutzen, nehmen ihn wahrscheinlich gar nicht bewusst wahr: Weil er eben einfach da ist, der Waldweg bzw. die Forststraße. „Dabei ist die Walderschließung eine großartige Leistung der Förstergenerationen der letzten 100 Jahre. Mit sehr großem Aufwand und viel Knowhow wurde das geschaffen, was heute selbstverständlich genutzt wird“, schildert Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. Über 460 Kilometer Forstwege gibt es in seinem Forstbetrieb.  

Meist soll ein Forstweg mit einem Kinderwagen oder einem Fahrrad genauso befahrbar sein, wie mit einen 40-Tonnen-LKW, der Holz aus dem Wald holt. „Bereits bei der Planung, später auch bei der Umsetzung wird der Waldweg so trassiert und ausgebaut, dass er den großen Ansprüchen unserer Gesellschaft gerecht werden kann“, so Oetting weiter.  

Auch das Wegenetz im Wald muss mit der Zeit gehen, da die Ansprüche an eine Erschließung, zum Beispiel in Bezug auf die Nutzungszeiten deutlich höher geworden sind. „So wird heute – bis auf wenige Ausnahmen – eine ganzjährige Befahrbarkeit einer Forsttrasse vorausgesetzt. Das steigert den Aufwand für den Wegeunterhalt merklich. Denn bei allen Ansprüchen ist so ein Waldweg ein empfindliches Sensibelchen“, weiß Revierleiter Markus König. „Immer noch gilt: Niederschläge sind die Hauptursache für Wegeschäden. Also wenn das Wasser nicht kontrolliert abfließen kann. So ist es meine Aufgabe, ständig dafür zu sorgen, dass das Dachprofil, die leichte Wölbung des Weges, die Gräben und die Böschungen in regelmäßigen Abständen einer Pflege unterzogen werden.“ Markus König ist unter anderem für den Staatswald im Wirlinger Wald zuständig. Die Wegepflege wird hauptsächlich von drei verschiedenen Maschinen durchgeführt. Jede für sich ist ein Spezialgerät.  

Revierleiter Markus König erklärt: „Da ist zuerst das sogenannte R2-Gerät. Es handelt sich um eine Art Hobel, angebaut an einen Schlepper. Er trägt den Bewuchs, der vom Rand in den Weg hineinwächst, ab und verfrachtet gleichzeitig den feinen Kies, der durch das Befahren des Weges an die Seiten verlagert wurde, wieder in die Fahrspur. Dabei wird auch das für den Wasserabfluss notwendige Profil wieder hergestellt. Bis zu fünf Mal jährlich setze ich das Gerät ein.“  

Eine weitere Maschine ist der Mulcher. Meist ein Unimog oder Traktor, der mit einem Mulchkopf ausgerüstet ist. Er hält seitlich der Wege auf ein bis zwei Metern die aufwachsende Vegetation kurz. Schäden an der Flora und Fauna auf der Wegeböschung werden größtenteils dadurch vermieden, dass diese Maschine erst relativ spät im Jahr und nur alle paar Jahre zum Einsatz kommt. Wenn der Mulcher seine Arbeit getan hat, folgt der Grabenbagger. Er nimmt mit einem Speziallöffel alles heraus, was nicht in den Graben gehört. So setzt er den Graben wieder instand, damit der Wasserzug wieder gewährleistet ist. Auch diese Pflege findet nur alle paar Jahre statt. Wenn der Weg zu tiefe Fahrspuren hat, dass das R2-Gerät nicht ausreicht, muss der Förster Schotter aufbringen lassen. Wichtig dabei ist immer, dass die Wegewölbung bestehen bleibt, damit das Wasser links und rechts auf die Böschung ablaufen kann.  

Nochmal Markus König „Das alles mag sehr aufwändig klingen. Es ist aber langfristig gesehen günstiger, als eine Instandsetzung mit hohen Material- und Maschinenkosten. Zudem erreichen wir, dass die Waldwege das ganze Jahr über für alle Benutzer in einem verkehrssicheren Zustand gehalten werden“. Und sein Chef Jann Oetting ergänzt: „Der gute Wegezustand ist nicht kostenlos: So wenden wir im Forstbetrieb Sonthofen über 800.000 Euro jährlich für die Wege im Staatswald auf – aber ich finde, das sieht man auch am guten Zustand!“