Headerimage

Neue Sommerquartiere für Fledermäuse

Rudolf Leitl (Mitte) begeistert beim Aufhängen der Fledermauskästen Isabel Lautenschlager (Naturpark Hirschwald e. V.), Helga Verron (AELF Amberg), Jonas Hofmann und Thomas Verron (BaySF) sowie die Forstwirtlehrlinge (von links)

Download

Gemeinschaftsprojekt gestartet

Hirschwald, 12. November 2014 – Halloween ist vorbei, doch die Fledermäuse bleiben weiter im Fokus. Über ein Gemeinschaftsprojekt greifen die Bayerischen Staatsforsten, der Naturpark Hirschwald e. V. und der Landschaftspflege-verband Amberg-Sulzbach in der großen geschlossenen Waldfläche des Hirschwaldes den verschiedenen Waldfledermausarten des Landkreises unter die Arme oder besser Flügel. Trotz naturnaher Waldbewirtschaftung mit dem Belassen von Biotop- und Totholzbäumen reicht das Höhlen- und Spaltenangebot noch nicht aus, um die Fledermauspopulation entscheidend zu begünstigen. Zur weiteren Unterstützung sollen deshalb spezielle Fledermauskästen im Wald aufgehängt und dauerhaft auf ihren Besatz kontrolliert und gepflegt werden. Dies ist am ehesten in den großen Staatswaldflächen der Bayerischen Staatsforsten zu verwirklichen.

Forstbetriebsleiter Thomas Verron aus Burglengenfeld erklärte sich sofort zu einem gemeinsamen Projekt für den Fledermausschutz bereit und organisierte eine über den Fördermitteltopf der besonderen Gemeinwohlleistungen finanzierte Projektstruktur. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Amberg bewilligte die finanzielle Unterstützung dieses Naturschutzprojekts aus dem staatlichen Fördertopf. Die Notwendigkeit der Maßnahme bestätigte Heinz Nefe von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Amberg-Sulzbach mit einer fachlichen Expertise. Für Isabel Lautenschlager, die Geschäftsführerin des Naturpark Hirschwald e. V., ist diese Aktion ein weiterer Gewinn für den erholungswirksamen Naturraum, der damit immer reichhaltiger und interessanter wird.

Also schritt man gemeinsam zur Tat. Zunächst wurden von den Bayerischen Staatsforsten 400 Fledermausnistkästen in drei verschiedenen Bauarten im Wert von knapp 9.000 Euro angekauft. Jede Fledermausart benötigt, wie die Vögel auch, bestimmte Größen der Einflugspalten und -löcher. Für die Auswahl gab der als Hüter der Hufeisennase in Hohenburg bekannte Fledermausexperte Rudolf Leitl die entscheidenden Tipps. In seiner Funktion als Gebietsbetreuer beim Landschaftspflegeverband übernimmt er mit Isabel Lautenschlager die weitere Beobachtung und Pflege der Nistkästen gemeinsam mit ehrenamtlichen Fledermausbetreuern organisatorisch. Eine regelmäßige Kontrolle und Reinigung der Kästen erhält nicht nur den Fledermäusen ein ausreichendes Quartierangebot, sondern soll auch den Erfolg der Maßnahme aufzeigen. Um jeden Kasten wieder zu finden, wird jeder einzelne im GPS-Koordinatensystem erfasst und dokumentiert. Rudolf Leitl hat anhand alter Nistkastenstandorte und der optimalen Biotopstruktur einige Räume im Hirschwald ausgesucht, die inselartig konzentriert mit den Nisthilfen ausgestattet werden. Intensiv belebte Trittsteine zu schaffen, scheint für ihn das erfolgversprechendste Modell.

Die Wälder im Landkreis Amberg beherbergen eine Vielzahl seltener und bedrohter Fledermausarten. Die großflächigen Kiefernwälder mit ihren Teichen, Weihern und Seen werden vorzugsweise von Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, Großem Abendsegler und Braunem Langohr besiedelt. In laubholzgeprägten Waldbereichen kommen lokal Seltenheiten, wie Bechsteinfledermaus, Kleiner Abendsegler und Mopsfledermaus vor. Für Fledermäuse ist ein ausreichend großes Quartierangebot in den Wäldern nötig, da diese mit ca. 40 weiteren Tierarten um entsprechende Höhlen und Spalten konkurrieren.

Unter Anleitung von Rudolf Leitl werden die günstigsten Standorte gezielt ausgesucht und die Kästen richtig aufgehängt. Die Forstwirtlehrlinge des Forstbetriebs nageln die Großraumhöhlen und Flachkästen in Leiterhöhe mit Alunägeln an Bäumen an. Ihr Ausbilder Forstwirtschaftsmeister Jonas Hofmann legt Wert darauf, dass ein geprüfter  Forstwirt nicht allein auf das Holzmachen reduziert wird. In der Waldarbeit gibt es viele Facetten, unter anderem auch die Arbeit für den Natur- und Umweltschutz. Da gilt es auch Nistkästen für Vögel und Fledermäuse selbst zu zimmern.

Bei einem gemeinsamen Pressetermin im Hirschwald trafen sich alle Beteiligten zur laufenden Aufhängaktion. Rudolf Leitl begeisterte mit seinem Fachwissen zu den Lebensraumansprüchen der Waldfledermäuse und erklärte, warum ausgerechnet an dieser Stelle ein Fledermauskasten beste Belegungsaussichten habe. Fledermäuse nehmen neben den natürlichen Baumhöhlen im wieder zunehmenden Totholz zur Jungenaufzucht auch künstliche Nisthilfen als Wochenstuben und Sommerquartiere an.

Mops-, Bechstein-, Fransen-, Bartfledermaus oder Abendsegler heißen die kleinen Säuger, die von Insekten leben und keineswegs als Vampire unsere Blutbahnen anzapfen. Im Winter suchen sie die in unserem Bereich zahlreichen frostfreien Jurahöhlen auf. Für den Sommer soll es jetzt vermehrt Quartiere geben. Naturschützer und Förster ziehen da an einem Strang. Und die Bayerischen Staatsforsten werden so ihrem Naturschutzkonzept über die Anreicherung des Lebensraums Hirschwald gerecht.

Isabel Lautenschlager sucht noch ehrenamtliche Helfer, die sich an der Kontrolle der Nistkästen beteiligen. Das Verfahren ist nicht aufwändig und kann nach kurzer Einweisung von jedem bewältigt werden, der ein eigenes Fahrzeug besitzt und auf eine Leiter steigen kann. Interessierte sollten sich beim Naturpark Hirschwald (09624 / 90 211 91) melden.