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Neue Feuchtbiotope im Forstrevier Tettau

Forstleute auf kritischer Entdeckungsreise: Gerhard Lutz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach und Christian Goldammer vom Forstbetrieb Rothenkirchen (von links) überprüfen den Zustand neuer Lebensräume im Forstrevier Tettau.

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Rothenkirchen, 26. November 2018 - Seit 2014 läuft im Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten ein großes Projekt zur Schaffung neuer Feuchtbiotope im Staatswald. Gefördert werden die Maßnahmen im Rahmen der „Besonderen Gemeinwohlleistungen im Staatswald“(BGWL) durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kulmbach. Herausragend ist dabei das Engagement von Revierleiter Christian Goldammer, in dessen Forstrevier Tettau allein inzwischen rund 3,5 Kilometer Bachläufe im Wald von Fichtenverjüngung freigestellt und 45 Feuchtbiotope geschaffen wurden.

Forstbetriebsleiter Peter Hagemann: „Dabei weist uns der Schwarzstorch den Weg“. Besonders die Quellen und oberen Bachläufe in den Hochlagen des Frankenwaldes seien nämlich durch Schadstoffeinträge aus der Luft über Jahrzehnte derart versauert gewesen, dass keine Nahrung für den Schwarzstorch mehr darin leben konnte. Erst seit etwa zehn Jahren seien Fischarten wie Bachforelle, Mühlkoppe und Bachneunauge auch in die Oberläufe zurückgekehrt, ein Zeichen, dass die Lebensbedingungen für die gesamte „Schwarzstorch-Nahrungskette“ sich deutlich verbessert hätten.

Die Bachfreistellungen und künstlich geschaffene Tümpel und Kleinteiche im Wald sollen ganzen Lebensgemeinschaften, die andernorts bedroht oder gefährdet sind, eine dauerhafte Heimstatt bieten. Dazu gehören neben den genannten Fischarten auch Berg- und Teichmolch sowie der gerade hier im Raum Tettau vorkommende Fadenmolch, eine bayernweit äußerst seltene Art. Neben Gras- und Wasserfrosch und Erdkröte ist auch noch der seltene Moorfrosch, ebenfalls eine Rarität im Raum Tettau, besonders im Fokus des Waldnaturschutzes im Staatswald. Auch Wasseramsel und Eisvogel und viele bachbegleitende Pflanzenarten profitieren bereits jetzt von dem groß angelegten Lebensraumprojekt.

In den letzten Jahren sind den Förstern über den Naturschutz hinaus noch weitere positive Funktionen der Feuchtflächen aufgefallen: Bei hohen Niederschlagsmengen wirken sie als Regenrückhaltebecken und in Trockenzeiten wie dem zurückliegenden Hitzesommer als Rückzugsraum und Wasserreservoir für Wildtiere, wenn die Bachläufe bereits versiegt waren.

Ein Großteil der Arbeiten wird von ortsansässigen Firmen durchgeführt. Dazu zählen in erster Linie Baggerarbeiten und die Beseitigung von Fichtenverjüngung, die auch in den kommenden Jahren als Pflegemaßnahmen notwendig wird. Bisher wurden über 100.000,- Euro in die Arbeiten investiert. Zuletzt entstanden seit vergangenem Sommer neun neue Feuchtbiotope, über 700 Laufmeter Bachlauf wurden von beschattender Fichte freigestellt. Forstrevierleiter Christian Goldammer: „Unser Ziel ist eine Vernetzung dieser wertvollen Lebensräume zu einem umfangreichen Biotopverbund“. Jährlich beobachte man neue Tier- und Pflanzenarten, die entweder zurückkehrten oder sich neu ansiedelten. Es bleibt spannend.