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Nachwuchs für einen stabilen Bergwald

4-jährige Weißtannen, angezogen im Kleincontainer, die von den Baumschulen mehrfach wiederverwendet werden. Die junge Tanne kommt natürlich ohne Plastik in den Boden.

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Wertach, 5. September 2017 – In den letzten Tagen wurden in das Staatswaldgebiet Großer Wald zwischen Grünten und Wertacher Hörnle junge Weißtannen von einer Baumschule angeliefert. In 100 Jahren bilden diese Tannen eine neue, gemischte und stabile Waldgeneration.  

Ab Ende August ist bis zum Wintereinbruch die richtige Zeit, um junge Bäume zu pflanzen. Wichtig ist nur, dass die frischen Triebe der Baumschulpflanzen verholzt sind. Alternativ kann auch im Frühjahr vor Ausbildung der neuen Triebe gepflanzt werden. Da die Zeit zwischen Schneeabgang und Austrieb im Bergwald oft sehr kurz ist, nutzen die Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten im Oberallgäu auch gerne den Herbst zur Begründung der neuen Waldgeneration.  

Besonders geeignet sind sogenannte Topfballen- oder Kleincontainerpflanzen. Die Sämlinge werden in speziellen „Kleincontainern“ oder Töpfen aus Jutegewebe mit Waldboden bis zu 4 Jahre von Baumschulen angezogen. So kann sich das Wurzelsystem ungestört entwickeln und die Pflanze wird mit einem gut durchwurzelten Ballen verpflanzt. Wenn Baumschulpflanzen in Beeten angezogen werden und zum Verpflanzen ohne Erdballen ausgehoben werden, sprechen die Fachleute hingegen von „wurzelnackten Pflanzen“. Gerade bei der Weißtanne hat sich die Investition in die teureren Topfballenpflanzen bewährt. Sie können nach der Verpflanzung ungestört weiter wachsen und kaum eine Pflanze geht kaputt. Bei wurzelnackten Pflanzen besteht immer die Gefahr, dass einige vertrocknen und die meisten wachsen im ersten Jahr kaum wegen des Pflanzschocks.  

Es hat einen guten Grund, dass gerade Weißtannen zur Pflanzung angekauft wurden. „Die Tanne ist hier im Großen Wald für einen stabilen, gesunden Bergwald unverzichtbar“ erläutert der zuständige Revierförster Rainer Ruf. Durch die Ausbildung einer tiefen Pfahlwurzel ist sie kaum anfällig gegen Sturmschäden. Auch kann ihr der derzeit bei der Fichte so häufig auftretende Borkenkäfer, der Buchdrucker nichts anhaben. Darüber hinaus hat sie eine hohe Wuchsleistung und ihr Holz ist als Bauholz genauso gut geeignet, wie das Holz der Fichte. Der Große Wald mit seinen stark lehmigen Böden und dem kühlen Kleinklima ist prädestiniert für einen hohen Weißtannen-Anteil. Von Natur aus wären hier rund 40% der Bäume Weißtannen. „Die Weißtanne ist im gesamten Forstbetrieb Sonthofen eine wichtige Baumart“ ergänzt Forstbetriebsleiter Jann Oetting. „Wir sind bestrebt, ihren Anteil in den Staatswäldern wieder deutlich zu erhöhen“. Dies gilt übrigens bayernweit: Von den Vorständen der Bayerischen Staatsforsten wurde vor genau einem Jahr im letzten Oktober eine Tannenoffensive angekündigt. Ziel ist es, den Tannenanteil im Staatswald bis 2050 von derzeit zwei Prozent auf sechs Prozent zu verdreifachen.  

Oetting weiter: „Dort wo im Großen Wald noch alte Weißtannen vorhanden sind, klappt es mit dem natürlichen Nachwuchs recht gut und der gemischte und stabile Wald entsteht von selbst. Da aber auf großer Fläche reine Fichtenwälder vorhanden sind, müssen unsere Mitarbeiter am Forstbetrieb Sonthofen durch Pflanzung von Tannen nachhelfen. Alljährlich werden im Großen Wald einige Tausend Stück Weißtannen ausgebracht.“

Normalerweise wird die Pflanzung von den Forstwirten des Forstbetriebes erledigt. Die gerade gelieferten Tannen werden jedoch von Freiwilligen im Rahmen einer Projektwoche des Bergwaldprojektes im Großen Wald verpflanzt.