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Mittel- und langfristige Forstbetriebsplanung in Ebrach abgeschlossen

In den Medien wird derzeit über die Ergebnisse der mittel- und langfristigen Forstbetriebsplanung (Forsteinrichtung) im Steigerwald berichtet. Hier wird von einem „unternehmensinternen Streit“ bei der Festlegung des künftigen Hiebsatzes des Forstbetriebs Ebrach gesprochen. Im Zentrum steht die Fällung von Starkbuchen: Die betriebszielgemäße Ernte eines Teils der in den letzten Jahrzehnten produzierten Starkbuchen wird kritisiert und den Bayerischen Staatsforsten „undiplomatisches Verhalten“ vorgeworfen. Im Kern so der Vorwurf, sei die Nachhaltigkeit der Staatswaldbewirtschaftung im Steigerwald gefährdet, die angebliche „Hiebsatzerhöhung“ würde versuchen, „vollendete Tatsachen“ zu schaffen.

Die Debatte erstaunt. Nicht aufgrund der hochschlagenden Emotionen, welche seit jeher die Steigerwalddiskussionen prägen. Sondern die bemerkenswerte Verdrehung der Tatsachen, die zu verzeichnen sind. An dieser Stelle deshalb ein Beitrag, mit dem wir zur Versachlichung der Diskussion beitragen wollen:

Zur Nutzung von Starkbuchen

Es ist das Ziel unserer Forstwirtschaft, starke Bäume zu produzieren. Vor allem und natürlich, um diese am Ende des forstlichen Produktionszeitraumes zu ernten. Nicht alles Holz auf einmal, sondern einzelstammweise über einen sehr langen Zeitraum, der oft viele Jahrzehnte erfasst oder in Wäldern der Kategorie „Langfristige Behandlung“ dauerhaft die Ernte starker Bäume zulässt. Dabei entstehen Platz und Licht für  neue Baumgenerationen. Dabei wird ein bemessener Anteil an alten Bäumen im Wald belassen. Die Bayerischen Staatsforsten haben sich auf wissenschaftlicher Basis zum Ziel gesetzt, pro Hektar im Durchschnitt 10 Biotopbäume stehen zu lassen. Dies ist unsere  naturschutzfachliche Überzeugung und trägt dem gesetzlichen Auftrag Rechnung, die biologische Vielfalt im Rahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung zu sichern und zu verbessern. Daraus jedoch die Forderung abzuleiten, alle Buchen, wenn sie nach jahrzehntelanger aktiver forstlicher Pflege zur Erntereife herangewachsen sind, im Wald unter Totalschutz zu stellen, ist in jeglicher Hinsicht schwer nachvollziehbar. Mit dieser Argumentation könnte auch dem Landwirt, der alljährlich mühsam seine Felder bestellt, empfohlen werden, sein erntereifes Korn doch lieber stehen zu lassen. Hierzu der Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner von Ebrach: „Die Diskussion hierüber hat eine eigenwillige Entwicklung genommen: Starkbuchen sind unser Produktionsziel und der Lohn jahrzehntelanger forstlicher Arbeit. Die von der Forsteinrichtung vorgesehene Ernte von Starkbuchen berücksichtigt, dass genügend alte Biotopbäume in den Wäldern des Steigerwaldes verbleiben. Dabei ist in Ebrach  auch weiterhin eine steigende Anzahl von Starkbuchen gewährleistet.“ Schützen und Nutzen, das ist unsere Devise.

Zur Forsteinrichtung

Die Forsteinrichtung ist die mittel- und langfristige Forstbetriebsplanung. Der Hiebsatz ist das Ergebnis der Forsteinrichtung. An Flachlandforstbetrieben findet diese alle 10 Jahre statt. In Ebrach gründen sich die Ergebnisse auf eine Waldinventur von über 4.500 Stichprobenpunkten und sind damit in hohem Maße belastbar. 

Zum Einschlag der letzten Jahre

In der laufenden Diskussion werden Einschlag und Hiebsatz verwechselt. Der Einschlag ist die tatsächlich realisierte Holzerntemenge. Der Hiebsatz ist das nachhaltig mögliche Nutzungspotenzial. Vor diesem Hintergrund den Einschlag der letzten Jahre zur Bemessung des künftigen Hiebsatzes heranzuziehen, geht aus fachlicher Sicht völlig fehl. Dann könnte man sich im Prinzip die äußerst aufwändige Forsteinrichtung einschließlich der Stichprobeninventur gleich sparen! Das Einschlagsverhalten der letzten Jahre des Forstbetriebs Ebrach war geprägt von einer spürbaren Einschlagszurückhaltung, bedingt durch Orkan Kyrill insbesondere zur überregionalen Aussteuerung von Mehreinschlägen in stärker betroffenen Forstbetrieben und einer verhaltenen Marktentwicklung beim stärkeren Buchenstammholz (kein gutes Holz in einen schlechten Markt). Dies hat dazu geführt, dass am Forstbetrieb Ebrach seit Gründung der Bayerischen Staatsforsten der bisherige Hiebssatz von 106.000 Efm nicht realisiert wurde, sondern die jährliche Nutzung lediglich durchschnittlich 96.000 Festmeter betragen hat.

Zur Höhe des Hiebsatzes

Die Forsteinrichtung hat auf Basis der Inventurdaten und eines flächigen Begangs aller Waldbestände den bisherigen Hiebsatz von 106.000 Erntefestmeter (Efm) auf 103.000 Efm gesenkt. Das  sind 6,6 Efm pro Hektar Holzbodenfläche i.r.B. (im regelmäßigen Betrieb). Dieser Nutzungssatz liegt deutlich unter dem Zuwachs von 8,5 Efm je Hektar und Jahr. Damit findet auch weiterhin ein erheblicher Vorratsaufbau statt. Der Hiebsatz wird als Ergebnis jeder Forsteinrichtung mit den Forstbetrieben diskutiert. Dies ist nichts Außergewöhnliches, sondern gelebte Kommunikationskultur in den Bayerischen Staatsforsten. Die neue Forsteinrichtung für den Forstbetrieb Ebrach berücksichtigt das hohe ökologische Niveau, die ambitionierten Totholzziele, die konsequente Erhöhung der Biotopbaumzahlen und die Ausweisung sog. Trittsteine für die Artenvielfalt. Der Forstbetriebsleiter von Ebrach, Ulrich Mergner, hält hierzu fest: „Auch wenn sich der Forstbetrieb  einen etwas geringeren Hiebsatz vorgestellt hätte, ist forstfachlich nichts gegen den nun um 3.000 Festmeter reduzierten Hiebsatz zu sagen. Er liegt deutlich unter dem laufenden jährlichen Zuwachs. Ein laufender, weiterer Vorratsaufbau in Form von ökonomisch und ökologisch wertvollen Wäldern ist damit sichergestellt.“

Die Fakten der neuen Forsteinrichtung in aller Kürze

  • Durchschnittsvorrat: 306 Efm/ha (ein hoher Wert für Laubholzbetriebe in den Bayerischen Staatsforsten)
  • Großer Vorratsanstieg von 34 Efm/ha gegenüber der letzten Forsteinrichtung
  • Mehr als eine Verdoppelung des Buchenstarkholzvorrates über 59 cm Brusthöhendurchmesser: +200.000 Efm
  • Laufender Zuwachs:  8,5 Efm/ha, das sind rund 140.000 Efm pro Jahr
  • Hiebsatz: 6,6 Efm/ha, das sind 103.000 Efm (vormals 106.000 Efm)