Mit bangem Blick in den Ruhestand: Wechsel in der Leitung des Forstreviers Leesten
4. Oktober 2022, Forchheim - 28 Jahre lang waren sie ihm anvertraut, die Wälder am Stammberg, Geisberg und im Eichwald. In den Ruhestand geht der Leestener Förster Gerhard Rühling nun zum 01. Oktober 2022 mit sehr gemischten Gefühlen.
Ja, er ist stolz auf das in dieser Zeit Erreichte. Viele Waldbestände wurden in seiner Zuständigkeit in laubbbaumreiche Mischbestände umgebaut. Der Wald wurde vielfältiger, bietet Lebensräume für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Selbst die scheue Wildkatze ist zurückgekehrt auf den Geisberg und schätzt die große Strukturvielfalt aus totholzreichen Altbeständen, kaum durchdringbaren Dickungen und versteckten Waldwiesen.
Damit könnte Gerhard Rühling sehr zufrieden in den Ruhestand gehen. Doch die Sorge um den ihm so lange anvertrauten Wald treibt ihn um. Solche Schäden im Wald, wie er sie seit kurzem erlebt, hatte er, der Försterssohn, seit seiner Kindheit in der Oberpfalz nicht beobachtet. Borkenkäfer hatten sicher auch schon früher reichlich Appetit brachten so einzelne Fichtenbestände zum Absterben. Die Orkane Wiebke und Kyrill hatten auch schon 1990 und 2007 die Wälder rund um den Geisbergsender schwer geschädigt. Aber mit der Dimension der aktuellen Kalamitäten über alle Baumarten hinweg sind diese früheren Schäden nicht zu vergleichen.
Die Auswirkungen des Klimawandels, der Hitze und extremen Trockenperioden sind bereits unübersehbar. Doch Rühling fragt sich, wohin das in den kommenden Jahren noch führen soll. „Ich habe da ein ganz ungutes Gefühl, wenn ich die absterbenden und bereits abgestorbenen Altbuchen sehe. Dabei fürchte ich, dass wir viele Schäden durch die extreme Sommertrockenheit noch gar nicht erkennen. Was bedeuten diese gerade einmal hundert Liter Regen pro Quadratmeter in diesem Jahr zwischen Mai und August für die Wasserleitungen in den Altbäumen, für die Wurzelzerreißungen oder für die Anfälligkeit gegenüber Insekten oder Pilzen?“, rätselt Rühling.
Diese Fragen überlagern im Moment das Gefühl, doch vieles erreicht oder angestoßen zu haben. Dabei wird vieles im Wald noch lange an Rühling erinnern. Da sind die gut gepflegten Waldwege, die ausgewiesenen Naturwälder. Da sind die vielen gefassten Quellen Otto-, Lindig- oder Denzleins-Brunnen, die er mit Ehrenamtlichen instandgesetzt hat, oder die Waldfeste am ehemaligen Waldhaus Geisberg. Und da ist v.a. auf riesiger Fläche unter den Altbäumen eine neue Waldgeneration aus Naturverjüngung mit den unterschiedlichsten Bäumchen, die er mit seinen Jagdgästen gegen zu hohen Verbiss schützte, indem er den Rehwildbestand auf einem waldverträglichen Niveau halten konnte. Auch die vielen Holzofenbesitzer und Sägewerksbetreiber werden sich gerne an ihren fleißigen und gut organisierten Förster erinnern, der ihnen im Rahmen der Nachhaltigkeit den begehrten nachwachsenden Ökorohstoff Holz jeweils bedarfsgerecht und zeitnah zur Verfügung stellte.
So übergibt der Förster aus Leidenschaft zum 01.10. die ihm über 28 Jahre anvertrauten Wälder nun mit gemischten Gefühlen. Den Abschied erleichtert ihm die Zuversicht, dass ihm mit Sebastian Feulner, den er noch umfassend einarbeiten konnte, ein junger Kollege nachfolgt, der sich mit ebenso viel Herzblut bereits intensiv in seinen neuen Verantwortungsbereich eingearbeitet hat – in die FFH-Managementpläne, die Belange der Reiter am Stammberg, die traditionellen Kerwasbäume oder die angedachten Konzepte, die zahllosen „wilden“ Mountainbiker in geregelte Bahnen zu lenken.
Da Sebastian Feulner sein Büro bei sich zu Hause in Oberngrub 11, 91332 Heiligenstadt einrichten kann, wird das Revier Leesten künftig in „Oberngrub“ umbenannt.
Sebastian Feulner ist unter Tel. +49 9198 38 599 80 oder per E-Mail Sebastian.Feulner@baysf.de erreichbar. Die Sprechstunde des Forstreviers findet in Oberngrub jeweils donnerstags von 16-18 Uhr statt.