Lupinen müssen weichen für seltene Arten
14. Juni 2024, Bodenmais/Kalteck/Ödwies - Das alte Forsthaus Ödwies liegt malerisch in Wiesen eingebettet im Gemeindebereich Achslach auf über 1000 m Seehöhe. Viele kleine Blütenköpfe wiegen sich hier im Wind. Diese Wiesen sind naturschutzfachlich sehr wertvoll und dürfen nur einmal im Jahr nach dem 1.Juli gemäht werden, um seltene Tier- und Pflanzenarten zu schützen. Trotz der Abgeschiedenheit etabliert sich auf den Wiesen immer mehr Lupine (botanisch Gattung Lupinus spp.)und verdrängt andere Pflanzenarten, die wiederum für viele teils geschützte Insekten Lebensraum bieten.
Ein weiteres Problem ist, dass durch die Knöllchenbakterien der Pflanze Stickstoff im Boden gebunden wird. Diese „Düngung“ führt dazu, dass dadurch seltene andere, naturschutztechnisch wertvolle Arten verschwinden, die auf magere Böden angewiesen sind und damit konkurrenzschwach sind.
Wie immer hat natürlich alles zwei Seiten: Die Lupine ist nicht per se schlecht, sie bietet Nektar und Nahrung für Hummeln und Bienen, zudem kann ihre Zuchtform im Nahrungsmittelbereich verwendet werden. Wichtig wäre es aber, dass die Lupine im Garten bleibt und nicht in die freie Natur wandert.
Um die Ausbreitung der Lupinen Einhalt zu gebieten, hat der Naturpark Bayerischer Wald einen Aktionstag initiiert, an der sich auch die Bayerischen Staatsforsten als Wiesen-Eigentümer beteiligten. Mit Ampferstecher, Spaten und Rechen ausgerüstet, machten sich die Rangerinnen des Naturparks Bayerischer Wald Samantha Biebl und Katharina Merkel sowie die freiwillige Praktikantin Helene Kliewe und die örtlich zuständige BaySF-Försterin Franziska Dendl an die Arbeit. Um der Situation Herr zu werden, reicht es nicht, die Lupinen abzumähen, da sich nach kurzer Zeit neue Blütenstände bilden, die sich wieder aussamen. Wirksam ist es, die Pflanzen auszustechen und zu entsorgen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Wichtig ist dabei auch, dass möglichst alles von der Wurzel aus dem Boden entfernt wird, da die Lupine auch aus Wurzelresten wieder austreiben kann. Eine sinnvolle Kombination aus Mahd und Ausstechen könnte die Lupine langfristig wieder von der Fläche fernhalten.
An die Wiese angrenzend befindet sich eine Waldklimastation sowie ein internationaler phänologischen Garten der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft (Freising-Weihenstephan), Dort wird geklontes Pflanzenmaterial in der phänologischen Entwicklung beobachtet. Auch hier ist es wichtig, sich um die Entfernung der „Konkurrenz“ Lupine zu bemühen.
In kurzen Arbeitspausen konnten immer wieder besondere Käfer- und Schmetterlingsarten entdeckt werden, wie zum Beispiel das Ampfer-Grünwidderchen als Schmetterling des Jahres 2023. „Nun heißt es dranbleiben“ so Samantha Biebl. In den Folgejahren muss die Fläche immer wieder kontrolliert werden. Ziel ist es die Pflanzen immer weiter zu schwächen, sodass die Wiese irgendwann wieder „lupinenfrei“ ist.