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Im Staatswald darf es auch „wild“ zugehen

Spechthochhäuser stehen unter Schutz (Foto: Erwin Engesser, BaySF)

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Forstbetrieb Kelheim stellt sein Regionales Naturschutzkonzept vor

Kelheim, 26. Mai 2015 – Auf 18.000 Hektar Wald von Velburg im Landkreis Neumarkt bis Langquaid und von Burggriesbach im Landkreis Eichstätt bis Mintraching im Landkreis Regensburg darf es auch „wild“ zugehen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, bei der Vorstellung des regionalen Naturschutzkonzeptes des Forstbetriebs Kelheim im Wald am Ludwigshain erklärte, ist es Ziel, die Artenvielfalt im bewirtschafteten Staatsforst über viele kleine und die ganze Fläche verteilte „Naturschutzinseln“ zu sichern und zu verbessern. „Kurz gefasst kann man diesen integrativen Ansatz auch mit den Worten „Schützen und Nutzen auf der gleichen Fläche“ beschreiben“, sagte Neumeyer. Praktisch umgesetzt werde dies beispielsweise durch den Schutz alter und seltener Waldbestände oder den Erhalt und die Anreicherung von Totholz und Biotopbäumen.

Im Rahmen des Regionalen Naturschutzkonzepts wurden im Forstbetrieb Kelheim insgesamt rund 260 Hektar sehr alte und seltene Laubwälder kartiert, die nun nicht mehr genutzt werden sowie rund 4.500 Hektar naturnahe Waldbestände in denen pro Hektar 20 bis 40 Kubikmeter Totholz und zehn Biotopbäume angestrebt werden. „Uralte «Methusalem-Bäume», umgestürzte Bäume, tote Baumkronen, stehendes Totholz, das langsam vor sich hinrotten darf, sind wichtige Trittsteine für viele seltene Tier- und Pflanzenarten“ erklärte Forstbetriebsleiter Franz Paulus. Über 1.300 Käfer- und 1.500 Pilzarten seien auf ein Leben in oder an totem oder absterbendem Holz spezialisiert. „Allein an den alten Eichen und Totholzbäumen rund um den Ludwigshain haben Experten 200 verschiedene Käferarten, darunter 39 Rote-Liste-Arten und vier Urwaldreliktarten wie den „Eremit“ nachgewiesen“, so Paulus. Die Vogel- und Fledermauswelt sei daneben auf ein ausreichendes Angebot an natürlichen Nisthöhlen angewiesen. Hier käme dem Schutz von Höhlenbäumen des Schwarzspechts eine besondere Bedeutung zu. „Vom sozialen Wohnungsbau des Schwarzspechts profitieren seltene Nachmieter wie Hohltaube, Rauhfußkauz, Dohlen, Bechsteinfledermaus oder Großes Mausohr. Und deshalb werden von uns Höhlenbäume dauerhaft markiert und von der Nutzung ausgeschlossen“ erklärte der Betriebsleiter. Seltenen Amphibien wie Gelbauchunke, Feuersalamander oder Bergmolch widme sich der Forstbetrieb durch die Anlage und Pflege von Feuchtbiotopen. „Insgesamt haben wir für jedes Forstrevier ein kleines Maßnahmenpaket geschnürt, wie über Vernetzungsstrukturen in den nächsten Jahren der Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten weiter verbessert werden kann“, sagte Paulus.

Zum Regionalen Naturschutzkonzept (PDF)