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Im Forstbetrieb Rothenbuch beginnt die Holzernte

Herbst und Winter Haupterntezeit

Wie jedes Jahr hat auch heuer wieder mit dem Herbst der Holzeinschlag in den Staatswäldern des Spessarts begonnen. Anfang Oktober bis Ende März ist die traditionelle Zeit der Baumfällarbeiten, v.a. der Buche. Im Forstbetrieb Rothenbuch werden ab jetzt laut Forstwirtschaftsplan 101.000 Festmeter Holz geerntet. „Gleichzeitig wird der Wald gepflegt, werden junge Bäume gepflanzt und wird gejagt - im Winter geht´s bei uns rund!“, schmunzelt Forstbetriebsleiter Jann Oetting. 30 eigene Forstwirte und mehr als fünf mittelständische Unternehmerfirmen sind im Einsatz. Dazu arbeiten mehr als 1.000 Kleinselbstwerber ihr Brennholz auf. Ein bis zwei Harvester für schwächeres Holz sowie Motorsägen, Rückemaschinen und Traktoren für stärkeres Holz arbeiten in den zehn Revieren des Forstbetriebs. „Auf Buche und Eiche spezialisierte Sägewerke brauchen Holz, das außerhalb der Saftzeit geerntet wurde“ erklärt Volkmar Zankl, Verkaufsleiter des Forstbetriebs.  

Leider gibt es in den Herbst- und Wintermonaten häufig Nässe und Schlechtwetterperioden. Frosttage werden immer weniger. Folglich ist es für den Forstbetrieb schwierig, immer bodenschonend zu rücken und Forstwege nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Den Rückeunternehmern werden deshalb Auflagen gemacht. „Beispielsweise fordern wir der Einsatz von Breitreifen oder die Verwendung von Metall- oder Gummibändern, die über die Reifen gezogen werden, um den Bodendruck zu verringern“, so Oetting.  

Wurde früher noch auf der gesamten Waldfläche gefahren, so ist dies schon seit Jahrzehnten nur noch auf Rückegassen erlaubt. Diese sind mit gelbem Querstrich gekennzeichnet und regelmäßig 30 Meter voneinander entfernt, in Wertholzbeständen sogar bis 60 Meter. Droht dennoch die Gefahr von tiefen Spuren, werden die Arbeiten unterbrochen. „So sehr wir den Waldboden schonen, es wird nicht vermeidbar sein, dass Wege zeitweilig verschmutzt sind.“, gibt Zankl zu Bedenken. Zankl weiter: „Wir bitten auch um Verständnis, wenn Forstwege zur Sicherheit der Waldbesucher kurzfristig gesperrt werden müssen. Ausgeschilderte Wanderwege werden für diese Zeit in Absprache mit dem Spessartbund umgeleitet.“  

In den nächsten Monaten werden an den Forststraßen wieder viele Holzstämme und Holzpolter lagern. Bei den Holzpoltern kann bei manchem Waldbesucher der Eindruck entstehen, dass zu viele Bäume entnommen würden. Der Grund liegt jedoch darin, dass auf einer größeren Waldfläche Holz geerntet wird als früher. Dafür ist die Entnahmemenge pro Flächeneinheit geringer als früher und liegt zwischen 30 und 60 Festmeter pro Hektar. Die verbliebenen Bäume haben dadurch bessere Wachstumsbedingungen, der Wald kann sich verjüngen.  

Jährlich wachsen im Forstbetrieb Rothenbuch 145.000 Festmeter zu. Rund 44.000 Festmeter davon werden nicht genutzt, zusätzlich dazu verbleiben ca. 20.000 Festmeter des eingeschlagenen Holzes als Kronentotholz im Wald. Weil weniger geerntet wird als nachwächst, ist der Holzvorrat im Forstbetrieb in den vergangenen Jahren gestiegen. Das hat auch die aktuelle Inventur bestätigt. Die Erhebung basiert auf 4.000 Inventurpunkten. Sie bildet sehr exakt die Entwicklung im Rothenbucher Staatswald ab und wird alle zehn Jahre wiederholt.  

Welcher Baum entnommen wird, das entscheiden die Förster des Staatsforstbetriebs. Sie werden dabei von Forstwirtschaftsmeistern und Waldfacharbeitern unterstützt. Ob ein Baum gefällt wird oder nicht, richtet sich nach verschiedenen Kriterien. Bäume, die später einmal Wertholz z.B. für den Möbel- und Fensterbau ergeben sollen, werden durch die Entnahme von Konkurrenten gefördert. Bäume, die die angestrebte Stammstärke erreicht haben, in der Fachsprache "Zieldurchmesser", werden geerntet. Bäume, die für die Artenvielfalt wichtig sind, z.B. Höhlenbäume, bleiben stehen und werden mit einer farbigen Wellenlinie gekennzeichnet. Die Förster nennen sie „Biotopbäume“. Der Forstbetrieb strebt pro Hektar zehn Biotopbäume an und je nach Alter des Waldbestandes 20 beziehungsweise 40 Festmeter Totholz pro Hektar. Besonders dicke Bäume, egal welcher Baumart, bleiben als so genannte „Methusaleme“ stehen.  

Weil der Wald im Forstbetrieb Rothenbuch reich an Laubbäumen ist, liegt ein besonderes Augenmerk auf der Erhaltung der waldbewohnenden Arten. Diese sind oft auf beschädigte Bäume, auf kleinere und größere Höhlen und auf abgestorbenes liegendes oder stehendes Holz angewiesen. Ein großer Teil der Kronen der geernteten Bäume – meist stärkere Buchen, werden deshalb im Wald belassen, insgesamt ca. 20.000 Festmeter. Früher wäre das als „Oberholz“ zu Brennholz gesägt worden. Das viele Totholz im Wald erscheint den einen zu viel, den anderen zu wenig. Es ist deshalb das tägliche Brot der Förster, für einen möglichst gerechten Ausgleich der Interessen zu sorgen – nach dem Motto „Nicht einem alles, sondern allen so viel wie möglich!“  

„Es ist eine große Herausforderung, alle Aspekte von Wald, Mensch und Natur unter einen Hut zu bringen – aber das macht unsere Arbeit für den Wald so schön und interessant!“ fasst der Forstbetriebsleiter Jann Oetting zusammen.

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