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Grünes Gold aus dem Staatswald

Revierförster Robert Proksch (rechts) vom AELF Kempten überwacht die korrekte Beerntung der Bäume und die vorschriftsgemäße Abholung der Zapfen (Foto: Hubert Heinl, BaySF)

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02. Oktober 2018, Sonthofen - Nicht nur die Obstbäume biegen sich heuer vor lauter Äpfel und Birnen. Auch die Waldbäume hängen voll mit Früchten. Fichten und Tannen leuchten voller dunkelgrüner Zapfen, die Buchen golden mit Bucheckern. Von einer Vollmast reden die Forstleute. „Die Bäume tragen zwar mittlerweile häufiger Zapfenanhang als früher, aber so eine Vollmast wie heuer haben wir schon länger nicht mehr gehabt“, freut sich Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. „Insbesondere die vielen Samen der Weißtanne liefern uns kostenlosen Nachwuchs für einen stabilen Bergmischwald der Zukunft“.  

Nicht nur für die Naturverjüngung ist heuer ein besonders gutes Jahr. Den intensiven Zapfenanhang bei der Weißtanne nutzen die Bayerischen Staatsforsten für die Gewinnung von Weißtannensamen. Die Firma Schlör aus Wertheim sicherte sich vertraglich die Möglichkeit der Beerntung der Weißtannen im Forstbetrieb Sonthofen. Sie ist auf die Erzeugung von hochwertigem Saatgut von Waldbäumen spezialisiert.  

Dabei ist es nicht so, dass von jeder Weißtanne die Zapfen geerntet werden dürfen. Vielmehr sind nur ausgewählte Waldbestände zur Beerntung zugelassen. Diese Wälder müssen von ihrer Qualität wie auch von ihrer flächenmäßigen Ausdehnung bestimmten Mindestanforderungen entsprechen. Entscheidend ist vor allem, dass die Bäume „autochthon“ sind, wie der Fachmann sagt. Das heißt, die Bäume müssen aus dem jeweiligen Gebiet stammen, wo sie wachsen. Im Forstlichen Saat- und Pflanzgutgesetz ist ganz Deutschland nach Herkunftsgebieten eingeteilt. Dies sind Gebiete mit vergleichbaren Umweltbedingungen, insbesondere vergleichbaren Höhenlagen. „Eine Weißtanne aus dem Flachland ist zwar die gleiche Art wie eine Weißtanne aus dem Hochgebirge, aber bei den komplett anderen Umweltbedingungen im Gebirge hätte der „Flachländer“ große Probleme dauerhaft überleben zu können“, erklärt Revierleiter Hubert Heinl, in dessen Revier die Zapfen geerntet wurden. „Durch dieses strenge Verfahren wird sichergestellt dass letztendlich nur herkunftsgerechte junge Weißtannen für die Pflanzungen wieder verwendet werden“.  

Weißtannenzapfen werden geerntet, solange sie noch am Baum auf dem Zweig stehen. Dazu klettern Baumkletterer auf die bis zu 40 Meter hohen Weißtannen im zugelassenen Waldgebiet. Dieses Mal pflückten sie die frischen Zapfen in der Abteilung „Schwabenhof“ in Balderschwang. Teilweise bis zu 50 kg Zapfen pro Baum konnten die vier Männer dabei ernten, insgesamt über 1.110 kg.  

„Die Qualität der Zapfen und der Samen der Weißtannen hier in Balderschwang ist heuer überragend. In vielen Gebieten in Deutschland mussten wir die Zapfenernte vorzeitig abbrechen. Aufgrund der langen Trockenheit war die Qualität zu schlecht. Aber hier ist es anders“, so die Einschätzung eines Mitarbeiters der Firma Schlör.  

Die Einhaltung der strengen gesetzlichen Vorgaben bei der Saatguternte wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten kontrolliert. Amtsförster Robert Proksch überwacht sowohl die Beerntung der Bäume wie auch die vorschriftsgemäße Abholung der Zapfen. Mit dem „Samenbegleitschein“ bestätigte er das korrekte Vorgehen. „Ohne diesen Begleitschein ist das Saatgut wertlos und darf für die Erzeugung von Forstpflanzen nicht verwendet werden“, so Robert Proksch.  

Wie geht es mit den Weißtannenzapfen weiter? Nach der sachgerechten Aufbereitung der Zapfen erfolgt die Gewinnung der Samen durch die Fachfirma. Dann wird das Saatgut an Pflanzschulen verkauft. Nochmal Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting: „Aus den geernteten 1.110 Kilogramm Zapfen werden ca. 165 Kilogramm keimfähiges Saatgut gewonnen, woraus dann letztendlich ca. eine Millionen junge Weißtannenpflanzen für den Bergmischwald von Morgen gezogen werden.“