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Großer Naturschutztag im Oberpfälzer Steinwald: Naturschutz im Zeichen des Klimawandels

Neues bayernweites Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten präsentiert

18. Juli 2023, Regensburg – Neue Weichen für den Waldnaturschutz: Auf dem 8. Naturschutztag der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) ging es heute um die zentrale Frage, wie sich unter den Herausforderungen des Klimawandels der Waldnaturschutz in eine naturnahe Waldbewirtschaftung integrieren lässt und wie erfolgreiche Artenschutzprojekte fortgeführt werden können. Im Rahmen der Tagung präsentierten die Bayerischen Staatsforsten dazu ihr aktualisiertes Naturschutzkonzept.

Es ist eine Mammutaufgabe, die die Försterinnen und Förster der Bayerischen Staatsforsten derzeit zu bewältigen haben. Es geht um den Erhalt und Aufbau klimastabiler Wälder, die auch künftig die vielfältigen gesellschaftlichen Ansprüche erfüllen und weiterhin als naturnahes Ökosystem dem Natur- und Artenschutz dienen“, führte der für den Naturschutz zuständige BaySF-Vorstand Reinhardt Neft am Rande des Naturschutztages aus. Veranstaltungsort war in diesem Jahr die Stadthalle Erbendorf sowie der Steinwald in der nördlichen Oberpfalz, der den rund 80 angereisten Expertinnen und Experten als Ort für Fachvorträge, Diskussionen und einer Exkursion diente.

Neben der zukünftigen Naturschutzstrategie der Bayerischen Staatsforsten stehen die besonderen Tier- und Pflanzenarten im Fokus, die der Forstbetrieb Waldsassen in eigenen Naturschutzprojekten mit Partnern schützt und fördert. Diese erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit wollen wir gerne fortführen“, so Norbert Zintl, Leiter des Forstbetriebs Waldsassen und zugleich Gastgeber des Naturschutztages. So berichtete der Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums Dr. Daniel Schmidt-Rothmund über die erfolgreiche Wiederbesiedlung Bayerns durch Fisch- und Seeadler, die in der nördlichen Oberpfalz vor über 10 Jahren begann. Dr. Christina Meindl und Wolfgang Nerb von der höheren Naturschutzbehörde der Regierung der Oberpfalz spannten den Rahmen für die vielfältige Zusammenarbeit im Biotop- und Artenschutz in der Oberpfalz. Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg als Vorsitzender des Naturparkes Steinwald und der Tirschenreuther Landrat Roland Grillmeier warben in ihren Grußworten für die Schönheiten dieser vielfältigen Landschaft.

Neuerungen im bayernweiten Naturschutzkonzept der BaySF: Klimawald und Naturschutz zusammen denken

Im Rahmen der Veranstaltung präsentierte BaySF-Vorstand Reinhardt Neft das neue Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten: „Der Klimawandel stellt den Wald vor enorme Herausforderungen. Er bedroht die Vitalität unserer Wälder und damit auch deren Lebensraumfunktion für zahlreiche Arten“, so Neft. „Oberstes Ziel der Bayerischen Staatsforsten ist es, den Staatswald in seiner Substanz und seine verschiedenen Funktionen bestmöglich zu erhalten. Langfristig müsse dies vor allem durch einen vorausschauenden Waldumbau hin zu einem klimaresilienten Mischwald der Zukunft, dem sogenannten Klimawald, erzielt werden. Das haben wir in unserem neuen Naturschutzkonzept verankert“, so Neft weiter.

Das Allgemeine Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten gibt für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen verbindlichen Rahmen vor. Es wird durch Regionale Naturschutzkonzepte auf Ebene der Forstbetriebe ergänzt und konkretisiert. Das vorrangige Anliegen ist der Erhalt und die Förderung der Biodiversität bei möglichst gleichzeitiger Bereitstellung des klimaneutralen Rohstoffs Holz sowie weiterer wichtiger Waldfunktionen.

Hintergrund: Klimawald

Die an zukünftigen Rahmenbedingungen und Bedürfnissen ausgerichteten Klimawälder sind stabile, nachhaltig bewirtschaftete, gemischte und ökologisch wertvolle Wälder, in denen durch natürliche Kreisläufe kontinuierlich der hochwertige und regional nachwachsende Rohstoff Holz erzeugt wird, um den Kohlenstoff wirksam und dauerhaft zu binden bzw. andere klimaschädliche Ressourcen zu ersetzen.

Ein gesunder und funktionsfähiger Klimawald

  • ist ein vielfältig gemischter Wald mit einem hohen Anteil klimaangepasster und auf Widerstandsfähigkeit ausgerichteter, schwerpunktmäßig heimischer Baumarten. Das bedeutet in vielen Regionen mehr Laubbäume als heute sowie insgesamt auch Herkünfte und Baumarten, die es aktuell bei uns bisher kaum gibt, die aber besser an die klimatischen Bedingungen angepasst sind, welche wir in 50 bis 100 Jahren erwarten,
  • ist ein struktur- und artenreicher Wald mit jungen und alten, unterschiedlich dicken und hohen Bäumen, wozu auch eine ausreichende Ausstattung mit Biotopbäumen und Totholz gehört,
  • ist ein „Dauerwald“, d. h. es ist immer eine Waldbedeckung vorhanden, Kahlflächen werden vermieden, wobei kleinflächige biodiversitätsfördernde Störungen auch gezielt zugelassen werden können,
  • leistet einen hohen Holzzuwachs und entzieht der Atmosphäre dadurch große Mengen CO2,
  • fördert Humusanreicherung und damit Kohlenstoffbindung im Boden und erhöht zugleich dessen Wasserspeicherfähigkeit,
  • weist dank angepasster Schalenwildbestände auf möglichst großer Fläche bereits Verjüngung unter dem Schutz der Altbäume auf und
  • kann auch alle weiteren Schutz-, Erholungs- und Nutzfunktionen dauerhaft erfüllen. Die nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege des bayerischen Staatswaldes durch das forstliche Fachpersonal der Bayerischen Staatsforsten ist auf dieses waldbauliche Leitbild ausgerichtet.

Das vollständige Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten können Sie hier abrufen.

Die Regionalen Naturschutzkonzepte finden Sie hier: www.baysf.de/naturschutz