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Großeinsatz nach schwerem Arbeitsunfall im Forst

Abtransport des Verletzten aus dem Wald; vorne Notarzt Dr. Philipp Wolf, seitwärts links Bergwachtleiter Dieter Güll

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Bayerische Staatsforsten proben den Ernstfall und sind für alle Fälle gewappnet

Eichlhof, 27. April 2017 – Mit großem Aufgebot inszenierten die Bayerischen Staatsforsten in der Tiefe des Staatswalddistrikt Wolferlohe im Kapfheimerschlag nördlich von Eichlhof ihre jährliche Rettungsübung. Über einen simulierten schweren Arbeitsunfall wurde eine darauf unvorbereitete Waldarbeiterrotte in den Ernstfall geschmissen. Rund 40 alarmierte Rettungskräfte aus heimischem Notarztteam und Bayerischem Roten Kreuz, der Bergwacht des Landkreises Schwandorf und den Feuerwehren aus Burglengenfeld, Pilsheim und Büchheim waren im Einsatz, um Leib und Leben des Verunfallten zu retten. Die schlechten Wetterbedingungen mit Regen, Nässe und Matsch machten die Ernstfallsimulation komplett. Armin Joscht, ehemaliger stellvertretender Leiter der Rettungsleitstelle Amberg und Ausbilder beim Bayerischen Roten Kreuz, überwachte über Funkbegleitung als Beobachter vor Ort den Ablauf der Rettungskette. Wie immer hatte er zusammen mit dem neuen Sicherheitsbeauftragten und Lehrlingsausbilder des Forstbetriebs Forstwirtschaftsmeister Michael Fischer aus Pilsheim das Szenario im Wald aufgebaut und den Verletzten täuschend echt maskiert.

Wimmernd und schmerzvoll schreiend lag Forstwirtlehrling Maximilian Klingseisen unter einer starken Fichte eingeklemmt. Der Harvesterfahrer hatte seinen Beifäller durch kurze Unaufmerksamkeit quasi begraben und stand handlungsunfähig unter Schock. Immerhin konnte er noch seinen Einsatzleiter telefonisch verständigen. Dieser alarmierte die in nächster Nähe arbeitende Waldarbeiterrotte der Bayerischen Staatsforsten und dirigierte sie zum Unfallort. Vorarbeiter Georg Hollweck erfasste schnell die Situation, setzte seine Kameraden zu ersten Hilfemaßnahmen ein und selbst den Notruf mit der notwendigen Schilderung der Unfalldetails ab. Schwere Knochenbrüche und Verdacht auf Querschnittslähmung brachten eine große Rettungskette in Gang. Neben der für Waldunfälle aufgrund des unwegigen Geländes stets angeforderten Bergwacht wurde auch die Feuerwehr für das Aufheben des Baumes alarmiert. Denn einen sehr sensibel reagierenden Steuerstick eines Harvesters in einer Stresssituation zu bedienen, macht wenig Sinn und kann die Lage nur verschlechtern. Zudem musste der Harvesterführer infolge seines Schockzustandes ja selbst versorgt werden. Nach rund 10 Minuten war die Pilsheimer Feuerwehr als Erste am Rettungstreffpunkt, hinterließ einen Einweiser und markierte während der Hinführung an den Waldort mit Verkehrshütchen den langen Weg dorthin. So konnten alle weiteren problemlos an den Unfallort gelangen. Notarzt Dr. Philipp Wolf übernahm mit glasklaren Anweisungen das Heft des Rettungsablaufes in die Hand, immer auf die Lage und Situation des Verletzten achtend. Der Verletzte wurde über Lichtstrahler warm gehalten, sein Kreislauf stabilisiert. Die Feuerwehr Burglengenfeld setzte ein Hebekissen ein und hob immer wieder durch Holzklötze und Holzkeile nachsichernd den Baum so empor, bis die Trage neben und unter den Verunfallten geschoben werden konnte. Die Bergung mit sicherem Transport im Luftkissen zum Rettungswagen war dann Aufgabe der Bergwacht.  

Größtes Gewicht wird auf den reibungslosen Ablauf der Rettungskette gelegt. Die mit Handies ausgestatteten Waldarbeiterkollegen alarmieren im Notfall nach der Erstversorgung direkt die Rettungsleitstelle, schildern die Art der Verletzung, geben den festgelegten Rettungspunkt durch und führen Ersthelfer, Notarzt, Sanitäter, Bergwacht und Feuerwehr mit den Bergungsfahrzeugen zum Unfallort. Die in einem Rettungsplan fest dokumentierten, inzwischen bayernweit verteilten Rettungstreffpunkte haben sich dabei bestens bewährt. Als grüne Schilder sichtbar markiert liegen sie durchnummeriert allen Beteiligten vor und tragen zu einem klaren Rettungsauftrag bei. Im vorliegenden Fall war es mit SAD-1031 die Einfahrt nach Eichlhof.

Alle Elemente der Rettung eines verletzten Kameraden werden einmal jährlich für die Teilnehmer unvorbereitet in einer „scharfen“ Rettungsübung durchgespielt und protokollarisch festgehalten. Hier wird von allen Seiten penibel auf die durchlaufende Rettungskette geachtet. Auch der Zeitfaktor kann lebensentscheidend sein. Am Ende besprechen sämtlich Beteiligte akribisch und kritisch den Ablauf der Rettungskette, die schnell, gezielt und reibungslos durchlaufen muss. Nicht nur für den Forst, auch für Notarztteam und BRK, die Bergwacht und die Feuerwehren sind solche Übungen immer ein Gewinn. Stets ergeben sich neue Aspekte der Verletztenbergung. So legte Dr. Wolf Wert darauf, den Verletzten nur bei akuter Lebensgefahr sofort freizuschneiden, sich ansonsten immer sicherer Hebetechnik zu bedienen, den Verletzten sofort und permanent zu wärmen, den Erste-Hilfe-Ort und den Transportweg zur Waldstraße für ungestörtes Handeln unverzüglich von Hindernissen zu befreien. Bergwachtleiter Dieter Güll hätte in diesem Ernstfall für einen Hubschrauberabtransport über Seilwindenaufzug gleich aus dem Waldbestand plädiert. Er hatte mit seiner Frau gleich eine dafür speziell ausgebildete Retterin mitgebracht. In solch lebensbedrohlichen Fällen sollten beim Notruf die Informationen an die Rettungsleitstelle gleich einen Hubschraubereinsatz in Gang setzen. Für Kreisbrandmeister Markus Dechant war es ein perfektes Miteinander aller beteiligten Kräfte vor Ort. Er beobachtete insbesondere das organisatorische Zusammenspiel seiner Wehren. Verron war beeindruckt von der Klarheit des Ablaufs. Insbesondere die Wegekennzeichnung der Feuerwehr Pilsheim gleich zu Beginn hätte alles Nachfolgende erleichtert. Ansonsten hätte Forstwirt Hollweck mehrmals die lange Wegestrecke abfahren müssen, um wartende Kräfte am Rettungstreffpunkt abzuholen. Dankbar nahmen die Bayerischen Staatsforsten die Anregung von Dechant zur eigenen Hütchenanschaffung für jedes Betriebsfahrzeug an. Alle zwei Jahre schließt sich für die Forstbediensteten zur Erstversorgung von Verletzten eine Ersthelferauffrischung an.

Verron sieht seine Mannschaft bei Rettungsleitstelle, Rotem Kreuz, Bergwacht und Feuerwehr in besten Händen. Eine abschließend gemeinsame Brotzeit sollte das Gemeinschaftsgefühl stärken. Das Vertrauen sollte aber nicht zu Nachlässigkeiten bei der Arbeit verleiten. Bislang sei man von wenigen schweren Verletzungen abgesehen insgesamt glücklich davon gekommen. Das solle auch so bleiben. Um den hohen Sicherheitsstandard zu dokumentieren seien die Bayerischen Staatsforsten nach „OHRIS“ zertifiziert, was stete Sicherheitskontrollen nach sich ziehe. Und diesen hervorragenden Standard wolle man unbedingt halten. Verron ist stolz auf seine Leute, die bisher alles in dieser Richtung umgesetzt haben.