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Gemeinsam gegen die Buche?

Von links: Dr. Daniel Müller (Forstbetriebsleiter), Christian Lischka (zuständiger Revierleiter in der Weißwand), Alexander Krüg und Karl Stahuber (beide Fachstelle Schutzwaldmanagement) und Frank Rothhaar (Revierleiter)

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Pflegekonzepte im Schutzwald zwischen Bayerischen Staatsforsten und Bayerischer Forstverwaltung erörtert

Berchtesgaden, 10. November 2015 - Auf Einladung des Forstbetriebs Berchtesgaden trafen sich am 22.10.2015 Leitungsdienst und Revierleiter des AELF Traunstein und der Fachstelle Schutzwaldmanagement des AELF Rosenheim mit den Kollegen der BaySF, um über die zielgerechte Pflege im Schutzwald zu diskutieren.

Ausgehend von der Frage, was einen wirklich funktionierenden Lawinen- oder Objektschutzwald ausmacht, wurde an vier verschiedenen Waldbildern über die Erhaltung und Förderung von Nadelholz in Beständen mit starker Konkurrenz von Laubholz diskutiert und unterschiedliche Lösungsvorschläge erörtert.

Im Sanierungsgebiet Weißwand wurden zwei Flächen begangen, die vom Sturm „Kyrill“ kahlgelegt worden waren und inzwischen einen laubholzreichen Jungbestand mit einzel- bis truppweise beigemischtem Nadelholz (Fichte, Tanne, Lärche, Latsche) aufweisen. Um den Lawinen- und Steinschlagschutz für die darunter befindliche Queralpenstraße wiederherzustellen, war man sich einig, dass hierfür die frühzeitige konsequente Freistellung des Nadelholzes notwendig ist. Andernfalls bestünde die Gefahr, dass die Nadelholzgruppen vom Laubholz überwachsen würden und somit der für eine umfassende Schutzfähigkeit unerlässliche Nadelholzanteil nicht zu realisieren ist.  Außerdem würde ein späterer Eingriff deutlich mehr Aufwand erfordern als zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da die Fläche noch einigermaßen überschaubar ist. Alle Beteiligten waren sich einig, dass diese für eine Sanierungsfläche relativ ungewöhnliche Vorgehensweise hin zu einem stabilen Lawinenschutzwald deshalb vertretbar und richtig erscheint, weil sich die Laubholzverjüngung hier derart positiv und dominant entwickelt, wie es andernorts nur selten der Fall ist.

Die Behandlung eines buchenreichen Objektschutzwaldes am Fuderheuberg oberhalb von Bad Reichenhall war die nächste Problemstellung, mit der sich die Kollegengruppe auseinander zu setzen hatte. Hier muss der Wald eine Straße und anliegende Häuser vor Steinschlag und Murenabgängen schützen. Aufgrund der geringen Höhenlage von gut 500 m über NN, dem Fehlen von Alttannen und des geringen Fichtenanteils im Altbestand ist die Buche auch in der Naturverjüngung sehr dominant. Frühzeitiges Einbringen von Tannengruppen in dunkleren Partien und das konsequente Zurücknehmen der Buchenverjüngung über dem beigemischten Nadelholz wurden als (kostenintensives) Mittel der Wahl erkannt, um die Etablierung von Nadelholzgruppen zur Verbesserung der Schutzfunktion zu erreichen.

Das letzte Waldbild lud zur Diskussion über ein tannenreiches Altholz mit beigemischter Buche und Fichte im Flysch ein, das von der Forsteinrichtung als Plenterstadium ausgewiesen wurde. In einer zweiten Schicht hatte sich hier in der Vergangenheit fast flächendeckend eine Buchenverjüngung etabliert, welche die – wohl aus jagdlichen Gründen - erst später aufkommende Tannen/Fichtenverjüngung auszudunkeln droht. Um ein unterschiedliches Lichtregime zu schaffen, wurde zunächst empfohlen, künftig femel- statt schirmschlagartig vorzugehen und sich im weiteren Verjüngungsfortgang Zeit zu lassen. Gleichzeitig muss zur Sicherung von Fichte und Tanne auch über der Nadelholzverjüngung truppweise der vorwüchsige Buchenschirm zurückgenommen werden.

Abgerundet wurde der Tag durch eine gemeinsame Brotzeit und der Vereinbarung, den Austausch zwischen den Bayerischen Staatsforsten und der Forstverwaltung durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Waldbegänge weiterzuführen und zu intensivieren.


Text: Allfons Leitenbacher, AELF Traunstein und Dr. Daniel Müller