Gemeinsam gegen den Borkenkäfer
17. Juli 2020, Rothenkirchen - Die Waldbesitzer in Nordbayern stehen im dritten Jahr hintereinander im Kampf gegen den Borkenkäfer. Ein Sieg kann dabei nur gemeinsam gelingen. Und mit Unterstützung und Solidarität auch über die eigene Region hinaus. Aktuell freuen sich die Förster des Forstbetriebes Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten über viele helfende Hände aus ganz Bayern. Gleichzeitig profitieren davon auch die anderen Waldbesitzer.
Nirgendwo in Bayern ist gegenwärtig die Bedrohung der Wälder durch den Borkenkäfer greifbarer als im nördlichen Oberfranken. Zwei Hitzesommer hintereinander haben die Wälder derart geschwächt, dass die Schädlinge leichtes Spiel haben. Nur die schnelle Beseitigung der befallenen Bäume kann ihre weitere Ausbreitung stoppen - eine Arbeit für Profis. „Zum Glück haben wir eine schlagkräftige Mannschaft aus erfahrenen Forstwirten. Und jährlich bilden wir junge Leute aus der Region als Nachwuchs aus“, sagt Stefan Wittenberg, Servicestellenleiter am Forstbetrieb Rothenkirchen. Er ist im Staatswald zuständig für die notwendigen Einsatzkräfte im Kampf gegen den Borkenkäfer. Und aktuell immer auf der Suche nach Verstärkung. „Wir erleben eine große Solidarität unserer Kollegen aus ganz Bayern. Bereits sieben Forstbetriebe haben uns Forstwirte geschickt, die sofort einsatzbereit sind.“ Geholfen habe dabei, dass die Bayerischen Staatsforsten auch in den kommenden Wochen bayernweit kein frisches Nadelholz einschlagen, um den Holzmarkt für alle Waldbesitzer zu entlasten und den Abfluss der Käferhölzer zu beschleunigen. „Gleichzeitig haben die Kollegen aufgrund der Niederschläge in diesem Jahr woanders deutlich geringere Probleme mit dem Käfer als wir.“
Selbst aus den Alpen kommt Unterstützung: Der Forstbetrieb Berchtesgaden hat vier Spezialisten geschickt, die aktuell bei Hangsicherungsarbeiten im Frankenwaldrevier Wilhelmsthal eingesetzt werden. Sogar „ihren“ Rückeunternehmer haben sie mitgebracht. „Auch weitere Maschinenunterstützung ist wichtig, gerade im gefährlichen Einsatz im Steilhang“, sagt Stefan Wittenberg. Auch eine Holzerntefirma aus Oberstaufen mit Spezialmaschinen für Gebirgsverhältnisse habe man gewinnen können. „Das ist die perfekte Ergänzung zu unserem Stamm an heimischen Forstunternehmern, die mit Harvestern, Seil- und Tragschleppern in Kombination zum Motorsägeneinsatz dem Käferholz zu Leibe rücken.“
Für die Betreuung des Maschineneinsatzes im Revier Wilhelmsthal ist Forstwirtschaftsmeister Alexander Schlee zuständig. Als Sicherheitsbeauftragtem im Forstbetrieb liegt ihm besonders der Unfallschutz am Herzen: „Die Technik muss immer speziell an den Einsatz angepasst sein. Dann können viele gefährliche Situationen entschärft oder ganz vermieden werden.“ Das komme der Sicherheit seiner Kollegen im Borkenkäfereinsatz unmittelbar zugute. Und dem notwendigen Tempo bei der Aufarbeitung immer noch steigender Schadholzanfälle. Deshalb würden die gut ausgerüsteten Forstunternehmer gleichzeitig auch bei anderen Waldbesitzern in der Region dringend gebraucht. Trotzdem bleibt Stefan Wittenberg gelassen: „Jeder Festmeter, der im Privatwald schnell aufgearbeitet wird, hilft uns auch hier im Staatswald.“ Ein wichtiges gemeinsames Ziel sieht er auch im zügigen Holzabfluss. Stämme, die nicht unmittelbar in die Sägewerke gefahren werden können, müssten möglichst schnell außerhalb des Waldes zwischengelagert werden. „Die Bayerischen Staatsforsten haben ihre Nasslager deshalb auch für Holz aus dem Privatwald geöffnet. Das entlastet zusätzlich den Holzmarkt in diesen Krisenzeiten“, sagt der Servicestellenleiter. „Denn auch, wenn es manchmal mühsam und teuer ist: Der Kampf gegen den Borkenkäfer kann nur gemeinsam gelingen.“ Deshalb freue er sich auch über die klar formulierte Botschaft der Staatsforsten: „Wir geben keinen Quadratmeter auf.“