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Gamsbeobachtungsstation Warmatsgund wiedereröffnet

Was hat sie wohl entdeckt, die junge Besucherin der Gamsbeobachtungsstation…? (Foto: Hubert Heinl, BaySF)

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Klein, aber fein ist ein besonderer Beobachtungspunkt: Direkt am Wanderweg vom Fellhorn zur Fiderepasshütte gelegen, etwas versteckt in den Latschen, abseits jeglichen Trubels und Lärm. Auf 1.735 m Höhe und nur zu Fuß zu erreichen. Ausgestattet mit zwei Sitzbänken, einer Infotafel und einem Fernrohr. Aufgebaut und betreut von den Forstwirten der Bayerischen Staatsforsten Sonthofen. „In einer herrlichen Landschaft fügt er sich ganz harmonisch ein und bietet seinen Besuchern mit hoher Wahrscheinlichkeit Wildsichtungen an“, freut sich Forstbetriebsleiter Jann Oetting.

Nicht nur die Gämsen können dort von einem geschulten Auge entdeckt und beobachtet werden. Auch Murmeltiere, Steinböcke, Steinadler, Bergdohlen, Schneehühner, Birkhühner und mittlerweile auch gelegentlich der Bartgeier halten sich in dem weiten Talkessel zwischen Griesgund und Roßgund auf. Der Beobachtungspunkt liegt im natürlichen Lebensraum der Gämsen, oberhalb der Waldgrenze, im Bereich der Latschen, der offenen Grasflächen und der Felsen. „Von Sommer bis zum ersten stärkeren Schneefall im Spätherbst leben hier ca. 80 bis 100 Gämsen“ weiß der zuständige Revierleiter Hubert Heinl. Sie sind nicht überempfindlich gegenüber dem Menschen, einen Sicherheitsabstand von ca. 200 m halten sie aber schon ein. Es kann schon vorkommen, dass der Wanderer keine Gämsen sieht. Das heißt nicht, dass sie nicht da sind. Dann verstecken sie sich in den Fels- oder Latschenbereichen und sind gerade für Ungeübte schwer zu erkennen. Nochmal Staatsforsten-Revierleiter Hubert Heinl: „Bei schlechtem Wetter wechseln sie auch in das angrenzenden Rappenalptal oder ins Wildental und kehrten erst bei gutem Wetter zurück.“

In den Hochlagen der Staatsforsten werden die Gämsen kaum bejagt, „Die Gämsen hier nicht zu bejagen ist Teil unseres Bejagungskonzept“ erläutert Jann Oetting. „Hier verursachen sie keine Verbissschäden an der Bergwaldverjüngung. Eine Bejagung würde nur dazu führen, dass die Gämsen in die unterhalb liegenden Schutzwälder flüchten würden und dort dann Schäden anrichten“.

Der Spagat zwischen der Schutzwaldpflege und dem Wildtiermanagement ist für die Förster vor Ort eine große Herausforderung. Nur über die langjährige Erfahrung direkt vor Ort lassen sich zielführende Konzepte entwickeln. „Mehr oder weniger gut gemeinte Ratschläge von außerhalb helfen da nicht weiter“, weiß Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. „Mit dem für das Staatsjagdrevier Warmatsgund von uns entwickelte und konsequent umgesetzte Bejagungskonzept ist es gelungen, zum einen die Gämspopulation zu erhalten und zum anderen auf den Schutzwaldsanierungsflächen wieder Bergmischwald wachsen zu lassen. „In den Bergmischwäldern des Warmatsgundkessel wachsen zum ersten Mal seit beinahe 100 Jahren wieder Weißtannen ohne Verbissschäden auf“, erläutert Hubert Heinl. Die am höchsten wachsenden Weißtannen haben die Förster auf über 1.500 m gefunden, die Samen wurden durch Vögel vertragen. Auch eine schöne Besonderheit in diesem Gebiet.

Aufgebaut und betriebsbereit ist der Beobachtungspunkt seit gestern, also sobald das Gebiet schneefrei ist. Abgebaut wird ab Mitte Oktober vor dem ersten Schnee. Denn im Winter liegen dort, wo im Sommer das Fernrohr steht, zwischen zwei und drei Metern Schnee. Dann ist alle Ausrüstung in der nahe gelegenen Kühgundhütte eingelagert, damit sie im Winter keinen Schaden erleidet.