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Furniereichen aus dem Forstbetrieb Sonthofen?

Bild: Die Azubis des Forstbetriebs Sonthofen beim Eichenpflanzen (Foto: Hubert Heinl, BaySF)

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12. April 2024, Sonthofen – „Erfahrungen mit der Pflege von im Oberallgäu eher seltenen Baumarten müssen genützt werden“, dachte sich Revierleiter Hubert Heinl, als er an die Planung einer Stieleichenpflanzung im Oberdorfer Wald bei Martinszell ging. War doch sein Chef Jann Oetting vor seiner Zeit in Sonthofen als Leiter des Forstbetriebes Rothenbuch mit den berühmten Spessart-Eichenbeständen tätig. „Vielleicht können in 200 Jahren unsere Nachfolger auch mal dicke Furniereichen im Oberallgäu ernten“, so Hubert Heinl mit einem Grinsen im Gesicht.

Die Eiche ist in vielen Bereichen in Bayern eine wichtige Baumart für klimastabile Wälder. Im Bereich des Forstbetriebs Sonthofen bleiben weiterhin die tannenreiche Bergmischwälder die Hoffnungsträger für die Zukunft stabiler Schutzwälder. „Aber auf Sonderstandorten im Flachland wie hier im Oberdorfer Wald, hat die Stieleiche in Einzelfällen durchaus eine erfolgsversprechende Zukunft“, erläutert Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. Die Eiche ist im südlichen Oberallgäu zwar selten, wächst aber schon lange insbesondere in den Tallagen und in Dorf-Nähe. Vielerorts können dicke alte Stieleichen bewundert werden, oft an Waldrändern oder als Solitärbäume wachsend. Früher wurden dort nicht selten Schweine gehütet.

Auf der aktuell mit Stieleiche ausgepflanzten Fläche im Oberdorfer Wald standen vorher Eschen und Fichten. „Die Kulturfläche liegt in einer leichten Muldenlage mit stark lehmigen Boden. Dadurch waren die dort vorher stehenden Bäume immer gut mit Wasser versorgt. Die Esche fiel leider dem Eschentriebsterben zum Opfer und die Fichte dem Borkenkäfer“, erklärt Förster Hubert Heinl die Gründe für die Eichenpflanzung. Gerade auf den früher üppig mit Wasser versorgten Standorten haben sich die Fichten nicht nach dem Bodenwasser strecken müssen und haben ein sehr flaches Wurzelsystem ausgebildet. Der trocken-heiße Mai im vergangenen Jahr hat dazu geführt, dass gerade auf sehr feuchten Standorten die Fichte Wassernot erlitten hat. Sie war dann so geschwächt, dass der Buchdrucker sie befallen konnte.

„Eichen sind sehr beliebt bei den Rehen. Im Herbst und Winter fressen sie die Eicheln, im Winter leider aber auch die Knospen“, weiß Forstbetriebsleiter Jann Oetting. Und weiter: „Sie könne daher nur wachsen, wenn ausreichend niedrige Rehwildbestände vorhanden sind. Mittlerweile wachsen im Oberdorfer Wald 14 verschiedene Laubbaumarten und sechs Nadelbaumarten. Das ist fast schon ein Arboretum, also eine Sammlung verschiedenartiger Gehölze.“ Schutz gegen Verbiss ist nicht notwendig. Selbst die seltene und sehr verbissempfindliche Eibe kann ohne Probleme wachsen.

„Neben unserer eigenen intensiven Bejagung war es sehr hilfreich, dass das angrenzende Gemeindejagdrevier Martinszell seinen Jägern klare Ziele formuliert hat, um zukunftsfähige Mischbestände zu erhalten. Wir haben jetzt auf großer Fläche angepasste Rehwildbestände und auch unsere Nachbarn und Jäger freuen sich an üppigen Tannenverjüngungen“, erläutert Förster Hubert Heinl. Und nochmal Jann Oetting: „Die sehr vielfältigen und baumartenreichen Verjüngungen zeigen, was in den Allgäuer Wäldern alles möglich ist. Gepflanzt wurden die 2.400 Eichen übrigens von den Azubis des Forstbetriebes Sonthofen mit ihrem Ausbilder Leonhard Mayr. Nach dem Motto Der Wald der Zukunft begründet von den Forstwirten der Zukunft.“