Headerimage

Forstwegebau für den Waldumbau

Gerade in den Gebirgsrevieren gibt es immer noch Ecken, die schlecht zugänglich sind und bisher kaum gepflegt werden konnten. Dort werden im bemessenem Umfang noch neue Forstwege gebaut.

Download

Sonthofen, 25.08.2019 – Ein neuer Forstweg wird derzeit bei den Bayerischen Staatsforsten im Nördlichen Großen Wald in der Nähe von Wertach gebaut. Eine im Staatswald mittlerweile nicht mehr alltägliche Maßnahme.  

„Eigentlich sind die Wälder in unserem Zuständigkeitsbereich ausreichend mit Forstwegen erschlossen und lassen sich somit gut pflegen“ erläutert Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. „Aber gerade in den Gebirgsrevieren gibt es immer noch Ecken, die schlecht zugänglich sind und bisher kaum gepflegt werden konnten. Dort werden im bemessenem Umfang noch neue Forstwege gebaut.“  

Im Nördlichen Großen Wald gibt es Flächen, die fast ausschließlich mit mittelalten Fichten bestockt sind. Da dort keine Wege vorhanden sind und das Gelände auch nicht mit Seiltrassen erschließbar ist, konnten dringend notwendige Waldpflegemaßnahmen nicht durchgeführt werden. Deshalb ist vor zwei Jahren die Idee geboren, dieses Waldgebiet mit einem Forstweg zu erschließen.  

„So ein Wegeprojekt will wohl überlegt sein“ erklärt der zuständige Revierförster Rainer Ruf. „Uns ist bewusst, dass ein Eingriff in die Natur erfolgt und Störungen durch spätere Wegenutzungen hervorgerufen werden.“ Deshalb wird bei jedem geplanten Wegebau analysiert, welche Vorteile bei der Waldbewirtschaftung möglichen Nachteilen gegenüberstehen. Überwiegen die Vorteile, wird ein Wegebauprojekt weiterverfolgt. Der nächste entscheidende Schritt ist die naturschutzfachliche Bewertung der Wegebaumaßnahme durch die Untere Naturschutzbehörde. Im konkreten Fall wurde geprüft, ob negative Auswirkungen für vorkommende Tierarten zu erwarten wären und ob auf der geplanten Wegetrasse seltene Pflanzen, insbesondere ein seltener Farn vorkommen. Die Forstbehörde erstellte eine forstfachliche Bewertung und das Wasserwirtschaftsamt eine Begutachtung durch einen Sachverständigen. Da von keiner Seite negative Auswirkungen durch den Wegebau gesehen wurden, konnte das Projekt behördlicherseits genehmigt werden.  

Seit einigen Tagen wird nun aus dem Plan Realität: Auf der durch Förster Ruf vorgegebenen Linie wird der Wegeverlauf ausgeholzt. Die Trasse ist geländeangepasst und die Schneise nur so breit, wie für den Weg und die spätere Waldpflege unbedingt notwendig. Dann stellt der Bagger das sogenannte Rohplanum her. Wurzelstöcke müssen entfernt werden und das Erdreich für den späteren Weg eingeebnet. Der Schotter kommt direkt aus dem im Revier vorhandenen Steinbruch und der Bagger baut ihn als tragende Schicht ein. Als letzter Schritt wird etwas feinerer Schotter aufgetragen und so eingebaut, dass Oberflächenwasser seitlich ablaufen kann und der Weg beim Allgäuer Regen keinen Schaden nimmt.  

In ein paar Wochen wird der Weg fertiggestellt sein. Er soll sich über den Winter setzen und verfestigen können. In den nächsten Jahren werden dann die längst fälligen Waldpflegemaßnahmen und der Umbau des Fichtenforstes zu einem stabileren Mischwald in Angriff genommen.  

„Wenn das Waldgebiet jetzt erschlossen ist, können wir dort auch pflegen, was bisher nicht möglich war. Zum Beispiel den einzelnen Tannen Licht geben. Das ist wichtig, damit diese Mischbaumarten überleben können und wir einen stabileren Wald bekommen“, freut sich Förster Rainer Ruf. Und sein Chef Jann Oetting ergänzt: „Durch die Pflege erreichen wir Struktur, das wiederum gefällt z.B. dem Auerhuhn und der Mensch erhält einen nachwachsenden, klimafreundlichen Rohstoff – Waldpflege hat nur Vorteile!“