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Forstbetrieb Fichtelberg rüstet sich gegen die Borkenkäfe

Förster Hubertus Schmidt vom Forstbetrieb Fichtelberg hat gemeinsam mit Forstwirt Ingo Linhart und Jungförsterin Johanna Zintl (v.l.n.r) eine mächtige, vom Borkenkäfer befallene Fichte bei Bischofsgrün entdeckt.

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Bischofsgrün – Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten kämpfen in ganz Bayern zurzeit gegen eine Borkenkäferinvasion. So auch im Fichtelgebirge, wo auf Grund der klimatischen Bedingungen die Lage noch verhältnismäßig günstig erscheint.

Betroffen schaut Förster Hubertus Schmidt auf rot verfärbte Fichtenzweige. Einer der größten Bäume seines Reviers ist tot. Sicherlich mehr als 200 Jahre lebte die Fichte hier im oberen Maintal zwischen Bischofsgrün und Bad Berneck, wuchs zu einem wahren Giganten heran, fast 50 m hoch und gut 80 cm stark. Hat die Errichtung der Eisenbahnstrecke nach Bischofsgrün erlebt, auf der schwer schnaufende Dampfloks Menschen und Güter ins Fichtelgebirge transportierten. Hat noch die Pferdekutschen-Zeit mitgemacht, auch den Bau der heutigen B303, die eine der Hauptachsen des Verkehrs im Fichtelgebirge wurde. Und jetzt haben Borkenkäfer den Baum in wenigen Tagen zum Absterben gebracht.

Gemeinsam mit Hubertus Schmidt suchen derzeit alle Mitarbeiter des Forstbetriebs Fichtelberg nach den sogenannten Käferbäumen, also Fichten, die von Borkenkäfern befallen sind. „Das hat für uns jetzt höchste Priorität“ verdeutlicht der Förster. „Denn dort lauert eine echte Bedrohung für unseren Wald.“ Bereits hundert Exemplare dieser millimetergroßen Käfer können eine stattliche Fichte zum Absterben bringen. Sie bohren sich im Bereich des Wipfels in die Rinde ein, unterbrechen die Wasserversorgung des Baumes und legen Brutgänge für die nächste Generation an Käfern an. Normalerweise haben die Bäume natürliche Abwehr­möglich­keiten gegen die lebensbedrohlichen Eindringlinge. Die sich einbohrenden Käfer werden mit Baumharz überschüttet und verklebt. Viele Bäume sind aber nach dem Jahrhundert­sommer 2018 so geschwächt, dass die Borkenkäfer diese Barriere heuer oft überwinden können.

Der Käfer-Nachwuchs braucht für seine Entwicklung unter der Baumrinde nur sechs Wochen. Dann fliegen die Jungkäfer aus und suchen sich neue, möglichst geschwächte Fichten, in denen sie für die nächste Generation an Borkenkäfern sorgen. Jeder Altkäfer kann bis zu hundert Nachkommen haben, von denen jeder in der nächsten Generation wieder bis zu hundert neue Käfer erzeugt. Unter günstigen Voraussetzungen können so über den Sommer hinweg vier Generationen mit Millionen Borkenkäfern entstehen – eine echte Bedrohung für den Wald.

„Unser Ziel ist es, in kürzester Zeit möglichst viele frisch befallene Käferbäume zu finden, zu fällen und aus dem Wald abzutransportieren, bevor die nächste Generation ausfliegt“ beschreibt Hubertus Schmidt die Strategie gegen den Schädling. Dazu sind alle Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten mit Smartphones ausgestattet, auf denen eine spezielle App läuft. Die Forstmitarbeiter erfassen damit die gefundenen Käferbäume per GPS und melden sie an eine zentrale Datenbank. Anschließend werden mit diesen Informationen Forstwirte und Holzerntemaschinen punktgenau und schnell zu den vom Borkenkäfer befallenen Fichten geführt, um sie unschädlich zu machen.

„Wir verzichten im Bereich des Forstbetriebs Fichtelberg seit mehr als zehn Jahren vollständig auf den Einsatz von Insektiziden. Und das soll auch so bleiben.“ verspricht Hubertus Schmidt. „Stattdessen nutzen wir alle anderen Möglichkeiten, um eine weitere Ausbreitung der Borkenkäfer zu verhindern: befallene Bäume transportieren wir schnellstmöglich aus dem Wald zu großen, aufnahmefähigen Sägewerken. Oder wir bringen sie auf einen Lagerplatz bei Goldkronach, in dessen Umgebung keine Fichten stehen, so dass die ausfliegenden Borkenkäfer keinen Schaden anrichten können. Eine weitere Möglichkeit, ist die Entrindung der Baumstämme im Wald. Auch dabei werden die Käfer unschädlich gemacht.“

Mitarbeiter des Forstbetriebs unterstützen derzeit auswärts in noch stärker vom Borkenkäfer bedrohten Gebieten, z.B. im Frankenwald oder bei Eichstätt. So auch Hubert Schmidt, der in den letzten Wochen die Förster im oberen Frankenwald unterstützte. Von dort brachte er die Erkenntnis mit, dass auf Grund der klimatischen Bedingungen die Situation im Fichtelgebirge noch vergleichsweise günstig ist. „Trotzdem müssen wir jetzt auf der Hut sein, damit der Borkenkäfer im Fichtelgebirge nicht überhandnimmt und wir die für den Wald bedrohliche Situation im Griff behalten“.