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Fliegende Edelsteine über den Waldmooren: Forstbetrieb lässt Libellen auf der Königsheide erfassen

Eine Blaue Mosaikjungfer, eine farbenprächtige Libellenart, die sich in den renaturierten Moorflächen der Königsheide wohlfühlt. (Foto: BaySF/Martin Hertel)

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Peter Schöffel, Förster bei den Bayerischen Staatsforsten, begutachtet einen Moortümpel auf einer erfolgreich wiedervernässten Moorfläche in der Königsheide. (Foto: BaySF/Martin Hertel)

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15. September 2021, Warmensteinach – Auf der Königsheide zwischen Warmensteinach und Goldkronach lässt der Forstbetrieb Fichtelberg weitere Moorflächen renaturieren. Zur Erfolgskontrolle sollen im nächsten Jahr die Libellenarten in diesem Gebiet erfasst und kartiert werden.

Schwrrrrrr – plötzlich steht die große, leuchtend grün-blaue Libelle wie ein Hubschrauber mit leise surrenden Flügeln am Rand des mit dunkelbraunem Moorwasser gefüllten Tümpels. „Eine Blaue Mosaikjungfer“ bestimmt Peter Schöffel die Libellenart. Er ist Förster beim Forstbetrieb Fichtelberg und betreut den Bereich der Königsheide. Hier auf dem Höhenrücken zwischen Warmensteinach und Goldkronach haben die Bayerischen Staatsforsten in den letzten Jahren fast 50 Hektar Moorflächen renaturiert, das entspricht einer Fläche von ca. 75 Fußballfeldern. Dort wurde der dichte Fichtenbewuchs entfernt und die Entwässerungsgräben verschlossen, die vor vielen Jahren durch das Moor gezogen wurden, um es besser nutzen zu können. Jetzt soll nach und nach wieder eine naturnahe Moorlandschaft entstehen - eine Moorlandschaft mit viel Wasser, kleinen Tümpeln und Wasserlöchern, an denen sich neben seltenen Pflanzen und Tieren auch Libellen ansiedeln. Schwrrrrr – in Sekunden ist die Libelle weitergeflogen, patroulliert systematisch ihr Revier ab, hält Ausschau nach Konkurrenten und Beute, um nach kurzer Zeit am gleichen Ort wieder zu erscheinen.

„Libellen flatterten schon vor 300 Millionen Jahren durch die Schachtelhalm-Wälder der Karbon-Zeit, lebten also schon lange vor den Dinosauriern“ so Förster Peter Schöffel. „Als flugfähiges Insekt besiedeln sie naturnahe Gewässer und intakte Moore. Hauptsächlich ernähren sie sich von anderen Insekten. Dabei sind Libellen äußerst geschickte Flieger und erfolgreiche Jäger. Denn sie besitzen zwei Flügelpaare, mit denen sie unabhängig voneinander schlagen können. Deshalb können sie wie ein Hubschrauber in der Luft stehen und sogar rückwärts fliegen. Mit ihren großen Komplex-Augen können sie Farben unter­scheiden und Bewegungen erkennen.“

Im Bereich der sog. Tümpfellohe bereitet der Forst gerade die nächste Moorfläche zur Wiedervernässung vor. Fast 10 Hektar sollen dort in nächster Zeit renaturiert werden. Dazu werden die Fichten entlang der Entwässerungsgräben gefällt. Anschließend verschließt ein Spezial-Bagger systematisch die Gräben. Mit seinem breiten Raupen­fahrwerk kann er sich auf dem wenig tragfähigen Moorboden fortbewegen, ohne unterzugehen. Den Rest macht die Natur: Regen- und Schmelzwasser wird in der Fläche zurückgehalten, es entstehen kleine Tümpel und Teiche, Torfmoos und andere typische Moorpflanzen sprießen wieder, Libellen und Amphibien besiedeln die Fläche.

Aber nicht nur Pflanzen und Tiere profitieren, sondern auch der Mensch. Moore wirken ausgleichend auf den Wasserhaushalt, weil sie sich wie ein Schwamm vollsaugen und das Wasser erst nach und nach wieder abgeben. Damit können sie Starkregen abbremsen und Überschwemmungen abmildern. Und schließlich binden Moore große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, tragen also zum Klimaschutz bei.

„Im nächsten Jahr wird ein Experte die Libellen-Arten auf der Königsheide kartieren“ berichtet Peter Schöffel. „Bereits vor zehn und vor fünf Jahren haben wir die Arten erfassen lassen, sodass wir anhand der Entwicklung der Libellen-Arten den Erfolg der Wiedervernässung abschätzen können.“

Die Moorrenaturierung wird als besondere Gemeinwohlleistung der Bayerischen Staatsforsten durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth-Münchberg finanziell gefördert.