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Fischadler-Nachwuchs im Forstbetrieb Burglengenfeld wohlauf

Hans Mages (links) und Paul Baumann mit einem sichtlich verunsicherten jungen Fischadler (Foto: W. Nerb).

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Behutsam seilt Baumsteiger Manfred Ferstl einen Jungvogel aus dem Horst ab (Foto: W. Nerb).

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Nahaufnahme eines Jungadlers (Foto: W. Nerb).

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Burglengenfeld, 28. Juni 2021 – Die Oberpfälzer Seenlandschaft ist seit einigen Jahren wieder Heimat des Fischadlers, einer faszinierenden Vogelart, die der Mensch über viele Jahrzehnte vollständig verdrängt hatte. Gegen Ende der Brutzeit, rechtzeitig vor dem Flüggewerden der Jungvögel, machten sich Vertreter der Bayerischen Staatsforsten und der Regierung der Oberpfalz zu einem Brutplatz auf, um den Fischadlernachwuchs zu begutachten und zur späteren Wiedererkennung zu beringen: Wolfgang Nerb von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz und in deren Auftrag Paul Baumann, ausgewiesener Fisch- und Seeadlerexperte, sowie Forstbetriebsleiter Hans Mages mit seinem Revierleiter Michael Simmeth. Unterstützt wurden sie von Baumkletterer Manfred Ferstl vom Forstbetrieb Kelheim. In dem schon seit Jahren bestehenden Horst, errichtet auf einer künstlichen Nisthilfe im Gipfel einer Kiefer, konnten zwei kräftige und durchaus muntere Jungvögel bestätigt und beringt werden.

Während Manfred Ferstl geübt den Stamm hinaufkletterte kreisten bereits beide Altvögel in gebührendem Abstand über ihm und stießen Warnrufe aus – ein klarer Hinweis auf einen besetzten Horst. „Zwei!“ war dann die freudige Nachricht über den Nachwuchs, als der Baumsteiger über den Nestrand schaute. Die Experten waren erleichtert, hatten sie doch wegen der im Mai nass-kalten Witterung bereits befürchtet, der Nachwuchs hätte Schaden genommen. Die beiden Jungvögel hatten gerade noch die richtige Größe, um nacheinander vorsichtig in einem Stoffsack abgeseilt zu werden. Am Boden wurden sie von Paul Baumann und dessen Frau Regina gewogen und wichtige Körpermerkmale gemessen; dann wurden die Vögel an beiden Beinen beringt. So ist sichergestellt, dass die Tiere immer zweifelsfrei identifiziert und zugeordnet werden können. Nachdem die beiden Jungvögel die kurze Prozedur meist stoisch über sich ergehen ließen – nur wenige Male bekam Paul Baumann ein paar nicht wirklich ernsthafte Bisse ab – ging es am Seilzug wieder rasch nach oben zur Baumkrone und ins vertraute Nest. Zügig verließ die zufriedene Gemeinschaft das Terrain und überließ die beiden sicherlich etwas irritierten Jungtiere wieder seinen Eltern.

Wie der Name sagt sind Fischadler auf den Fang von Fischen spezialisiert und zeigen dabei ein eindrucksvolles Jagdverhalten. Rüttelnd über dem Wasser stehend stoßen die Vögel mit den Füßen voraus zu und greifen mit ihren äußerst scharfen und langen Krallen den angepeilten Fisch, tauchen dabei manchmal sogar unter. Zur Überwinterung ziehen die Tiere bis nach Afrika. Durch menschliche Verfolgung und den Einsatz von Pflanzenschutzmittel (DDT) wurde die Art vielerorts in Europa seit den 1950er Jahren praktisch ausgerottet. Umso erfreulicher ist, dass sich die faszinierenden Vögel dank Schutz- und Artenhilfsmaßnahmen mittlerweile wieder angesiedelt haben. Dazu gehört auch das Anbringen künstlicher Nisthilfen, die gerne angenommen werden. Anders als beispielsweise beim Seeadler nisten Fischadler immer ganz oben auf dem Wipfel eines Baumes. Die Oberpfälzer Seenlandschaft sorgt mit ihrem Fischreichtum für eine ideale Nahrungsgrundlage. Vor allem zu Beginn der Brutzeit reagieren Fischadler sehr empfindlich auf Störungen, lassen dann manchmal sogar ihren Nachwuchs im Stich. Um das zu vermeiden gibt es bei den Bayerischen Staatsforsten um jeden bekannten Großvogel-Brutplatz eine sogenannte Horstschutz-Zone, in der während der kritischen Zeit forstlichen Maßnahmen tabu sind und auch die Jagd ruht. Hand in Hand mit dem Artenhilfsprogramm der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz sorgt das für die langfristige Sicherung einer überlebensfähigen Fischadler-Population.