Feuchte Trittsteine für den Reichswald
06. November 2023, Nürnberg - Im Nürnberger Reichswald wird kräftig gebaggert: Auf einer lichten Fläche im Bereich des Forstreviers Behringersdorf entsteht im Forstbetrieb Nürnberg eine rund zwei Meter tiefe Grube mit einem Durchmesser von rund 20m Metern. Wer einen genauen Blick auf die Bodenbeschaffenheit wirft, erkennt dicke Ton- und Lehmschichten, durch die sich der kleine gelbe Bagger arbeitet. Zufall? Absolut nicht. Denn Sinn und Zweck der Maßnahme ist die Anlage eines neuen Feuchtbiotops.
Umgebung gibt Hinweise
„Bei der Anlage von Feuchtbiotopen muss man die Umgebung sehr gründlich anschauen“, sagt Kim Jüstl, Revierleiterin und Forstingenieurin der Bayerischen Staatsforsten. „Hier haben wir zum einen Hanglagen, die das Wasser zuführen, als auch einen wasserführenden Graben in unmittelbarer Nähe.“ Außerdem ist der Untergrund tonig. Jüstl konnte das bereits bei der Standortauswahl am Auftreten verschiedener Hinweisgeber erkennen, wie etwa der Schwarzerle und dem vermehrten Auftreten von Flatterbinsen - beides Pflanzen, die mit Staunässe gut klarkommen.
„Die Feuchtbiotope erfüllen verschiedene wichtige Funktionen“, erklärt Jüstl. Zum einen bieten sie sofort verschiedenen Tieren Lebensraum, allen voran Amphibien wie der geschützten Gelbbauchunke. „Doch auch Vögel und Säugetiere profitieren direkt von den Biotopen“, sagt Jüstl, die einen halben Kilometer weiter bereits an einer ähnlichen Stelle im Juni eine vergleichbare Maßnahme umsetzte. Dort finden sich neben den besagten Gelbbauchunken im Miniaturformat auch zahlreiche Spüren von Rehen und Wildschweinen, die das Areal als Wasserstelle und zur Abkühlung nutzen. Und auch der Schwarzstorch, dessen Horst erst vor wenigen Monaten unweit der neuangelegten Biotope nachgewiesen werden konnte, freut sich nach der Rückkehr aus dem Winterquartier über einen gedeckten Tisch im Reichswald.
Wichtig: Wasserversorgung bei Dürre
Zum anderen tragen die Biotope auch einen wichtigen Teil zur Verbesserung der Wasserversorgung im Reichswald während der heißen Sommermonate bei. „Die Dürren der vergangenen Jahre sind auch am Revier Behringersdorf nicht spurlos vorübergegangen“, sagt Jüstl. „Deswegen versuchen wir, den Wald Stück für Stück zu einem Schwamm zu machen, der Feuchtigkeit insgesamt besser speichern kann.“ Besonders im Blick hat sie hier eine sogenannte Trittstein-Verbindung der einzelnen Biotope, die es den Bewohnern ermöglichen die Standorte zu wechseln. Sechs Biotope hat die Försterin bereits umsetzen können, weitere sollen bald folgen. Deswegen werden auch im kommenden Jahr wieder die Minibagger im Revier anrücken.