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Ein Spezialist für Forstwirtschaft und Waldbrand

Daniel Kraus ist der neue Leiter des Forstbetriebes in Nordhalben. Er kümmert sich aber nicht nur um die Bekämpfung des Borkenkäfers.

Forstbetriebswirt oder Ökosystemmanager? Oder beides? Fakt ist: Der Erhalt des Waldes stellt eine Herausforderung für den Berufsstand der Förster und damit auch für Daniel Kraus dar. Der 46-Jährige leitet seit 1. Oktober den Staatsforstbetrieb in Nordhalben und ist somit Chef von 55 Mitarbeitern. Der Forstbetriebsleiter kommt zu einer Zeit in den Frankenwald, in der der Wald teilweise am Boden liegt. In seinem Betrieb findet er einen Wald mit Tausenden von gefällten, beziehungsweise abgestorbenen Borkenkäferbäumen vor. Daniel Kraus hat sich in seiner bisherigen Laufbahn viel mit Wald, Naturschutz und auch Katastrophen befasst. Abschrecken lässt er sich daher von der aktuellen Situation nicht. Der Forstbetriebsleiter sieht eine seiner Aufgaben darin, seinen Forstbetrieb mit einer 16 200 Hektar großen Fläche in den Landkreisen Kronach,

Hof, Bayreuth und Kulmbach den neuen Zeiten anzupassen und einen Beitrag für einen "Wald der Zukunft" zu leisten. Neben dem Borkenkäfer sind auch die zunehmende Trockenheit und der Klimawandel eine große Herausforderung. Heimische Bäume, wie etwa die Fichte, werden zumindest in der bisher gewohnten Anzahl diesen nicht mehr standhalten können, ist er überzeugt.

"Wir müssen die Fichte durch robustere Baumarten ersetzen", sagt der 46-Jährige. In diesem Zusammenhang spricht er von Mischwäldern mit Bäumen wie die Buche und Tanne. Vor rund 30 Jahren habe der Staatsforst mit dem Waldumbau begonnen, erzählt er. Momentan müsse aber sehr viel Engagement und Kraft in die Borkenkäferbekämpfung investiert werden - Zeit, die für einen Waldumbau fehle. Hinzu kommen die fehlende Planbarkeit und die wirtschaftlich unsichere Lage, was die Holzernte und den daraus resultierenden Erlös betrifft. "Es ist ein ständiges Auf und Ab!" Eine wichtige Aufgabe sei zudem der Erhalt des rund 400 Kilometer langen Wegenetzes in seinem Betrieb, erklärt er. "Das Wegemanagement ist zugleich auch Wassermanagement, wir müssen schauen, dass die Wege trocken bleiben und das Wasser im Wald!" Denn zum einen brauchen Bäume und Tiere Wasser zum Leben und Gedeihen, andererseits ist die Sickerwasserspende des Waldes für Grund- und Quellwasser von großer Bedeutung. Dazu beitragen können beispielsweise Wasserabschläge auf Rückewegen in Steilhängen, die dafür sorgen, dass Wasser zurück in die Fläche abfließen kann. Es geht auch um die Anpflanzung von Bäumen, die gegen Trockenperioden resistenter sind. Auch das sogenannte Totholz sollte in der Natur bleiben. Denn jeder tote Baum habe einen Beschattungseffekt, sagt Daniel Kraus. Dieser wirke sich nicht nur positiv auf die Artenvielfalt aus, sondern habe auch eine kühlende Wirkung auf die Bodenschichten. Die Waldbrandgefahr werde - entgegen vorhandener Meinung - dadurch nicht erhöht, sondern eher durch feine, abgestorbene und trockene Nadeln und Zweige, erklärt er.

Daniel Kraus wollte immer schon Forstbetriebsleiter werden. Daher hat er sich auch als Nachfolger von Fritz Maier beworben, der vor rund vier Wochen in den Ruhestand trat. Er legt großen Wert auf ein gutes Miteinander mit seinem Team. "Ich bin da, damit den Leuten die Arbeit leichter fällt und nicht umgekehrt." Daniel Kraus spricht aber nicht nur vom Wald der Zukunft, sondern auch von seiner Ausbildung als Waldbrandspezialist am Max Planck-Institut für Chemie. Die Grundausbildung absolvierte er in Sibirien. Danach war er längere Zeit in Katalonien. Die Katalanen, so erklärt er, sind europaweit führend in der Waldbrandanalyse. Das Feuerverhalten bei einem Brand resultiere aus dem Zusammenwirken von Topografie, Wetter und Brennmaterial. Bei der Ausbildung gehe es im Wesentlichen um die Aneignung von Analysefähigkeiten, um Wetter-, Wind- und Geländebedingungen und um die Eindämmung von großen Waldbränden. Topografie sei einfach zu erklären, beispielsweise brenne ein Feuer bergauf anders als bergab. Am Südhang brenne ein Feuer auch anders als am Nordhang. Beim Brennmaterial gehe es beispielsweise um die Struktur oder wie sich das Material im Lauf des Feuers verändert. Hinzu kämen die Wetterbedingungen.

Was die Aushebelung der in Bayern vorherrschenden 10H-Regelung beim Ausbau von Windkraftanlagen auf Staatsforstflächen betrifft, meint er: "Wir werden keine Entscheidung allein treffen. Wenn die betroffenen Kommunen einverstanden sind, die Bürger davon profitieren und wenn Windräder keinen schlimmeren Einfluss auf die Umgebung haben, dann haben wir nichts dagegen."

Daniel Kraus ist in Unterfranken aufgewachsen. Nach dem Studium der Forstwissenschaften in Freiburg sammelte er bei verschiedenen internationalen Stationen umfassende Erfahrungen in der Waldbrandbekämpfung und als forstlicher Berater im Bereich Waldbautraining. Im Jahre 2019 kam Kraus zu den Bayerischen Staatsforsten. Zunächst war er Mitarbeiter im Leitungsdienst am Forstbetrieb Rothenburg tätig, anschließend im Bereich Holz der Zentrale. Seit Ende 2020 war Daniel Kraus Stellvertretender Forstbetriebsleiter in Neureichenau.