Eichensaat für den Klimawald
22. Januar 2021, Bad Brückenau - Steigende Temperaturen, zunehmende Trockenheit und Dürre machen unseren Bäumen in vielerlei Hinsicht zu schaffen. Einerseits müssen sie die Schwächung durch den Wassermangel verkraften, andererseits etablieren sich, bedingt durch die klimatischen Änderungen, neue Schädlinge oder die jährliche Zahl der Vermehrungszyklen nimmt zu, wie bei den Borkenkäfern.
"Wer streut, der rutscht nicht!" - als Motto der Forstwirtschaft im Klimawandel
Wissenschaftler und Waldbauern sind sich einig darüber, dass der Wald umgebaut werden muss, wenn er mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen soll. Ziel des sogenannten Waldumbaus ist es, einen klimatoleranteren, stabileren und zukunftsfähigeren Mischwald dauerhaft zu bewirtschaften. Diese Bestände haben eine bessere Resilienz gegenüber den klimatischen Herausforderungen, als reine Monokulturen.
Doch welche Bäume sind geeignet und bringen dennoch auch wirtschaftlichen Nutzen? Und für welchen Standort? Zwei Baumarten, die als mögliche Zukunftskandidaten gehandelt werden, sind die Edel- oder Esskastanie und die Traubeneiche.
Die Traubeneiche kommt am Besten mit der Trockenheit zurecht und ist als heimische Baumart ein wichtiger Bestandteil unseren Wäldern. Künstliche Verjüngungsformen bei der Eiche sind Pflanzung und Saat. Der große Vorteil der Saat ist die ungestörte Wurzelentwicklung. Im Vergleich zu Pflanzungen gibt es kaum Wurzeldeformationen und -Verletzungen.
Die Bayerischen Staatsforsten nutzten das Mastjahr 2020 und sammelten Saatgut in den Staatswäldern. Auch der Forstbetrieb Bad Brückenau hat Eichensaaten in den Revieren Bad Kissingen, Bad Brückenau und Steinach durchgeführt. Bereits im Frühjahr/Sommer wurden die Eichenbestände genau beobachtet: Wie entwickeln sich die Früchte, gibt es wie letztmalig 2018 wieder eine Mast? Das Wetter hat mitgespielt und so konnten im Herbst viele Zentner Eicheln im eichendominierten Spessart gesammelt werden. Parallel dazu mussten die Flächen vor Ort ausgewählt und vorbereitet werden.
Meist erfolgt zuvor in den ausgewählten Beständen ein Holzeinschlag, da die Traubeneiche eine Lichtbaumart ist und daher das Lichtangebot für die jungen Pflänzchen durch Baumentnahme verbessert werden muss. Im Revier Bad Kissingen wurden beispielsweise schwerpunktmäßig sogenannte Kalamitätsflächen (hier: Flächen mit vom Borkenkäfer befallenen Fichten) genutzt. Die Flächen wurden geräumt (Entfernung von stärkerem Ast- und Reisigmaterial) und das Eichen - Saatgut gleich danach im Wald ausgebracht. Lange Lagerung sollte vermieden werden, da das Saatgut verschimmeln könnte.
Auch im Revier Steinach unter Leitung von Marina Bosdorf wurde eine Saatgutfläche ausgewählt und so machten sich die Azubis mit ihrem Ausbilder Egon Fuß im Revier ans Werk. Mit der professionellen Forstraupe MORITZ wurde vor Ort gearbeitet. Die universal einsetzbare Raupe kann zum Mulchen von Böschungsrändern, Vorliefern von Holz im Steilhang und auch als Bodenfräse genutzt werden. Bodenschonend werden Frässtreifen in den Waldboden eingearbeitet und im gleichen Atemzug fällt das Saatgut in den gelockerten Mineralboden. Dieser Bodenschluss ist eine Grundvoraussetzung für ein gutes Keimen der Eicheln. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Ablagetiefe des Saatgutes. Zu tief abgelegtes Saatgut wird "beerdigt", d. h. die Keimkraft reicht im Frühjahr nicht mehr aus, die Keimblätter oder den Spross nach oben über die Erde zu bringen. Normalerweise ist eine Abdeckung nicht notwendig, leichtes Andrücken ist ausreichend. Sind Vögel oder Mäuse in größerer Zahl vorhanden, empfiehlt es sich, das Saatgut abzudecken. Besonders begehrt sind die Eicheln in der angelegten Saatgutfläche auch bei den Wildschweinen. Als Schutzmaßnahme wurde daher zeitgleich ein Zaun errichtet.