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Eiche und Mensch am Obermain

Ökologischer Zeiger für intakte Eichenwälder, auch am Obermain: Der Hirschkäfer. (Quelle: A. Reichert)

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In jeder Hinsicht wertvoll, aber als markierter „Methusalem“ für die Holznutzung tabu: Forstrevierleiter Gerd Barnickel mit einer Starkeiche aus seinem Revier Klosterlangheim.

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Vom deutschen "Försterbaum"

Rothenkirchen, 22. Februar 2016 - Von allen Baumarten in Deutschland ist wohl die Eiche am engsten mit der menschlichen Geschichte verbunden. Eiche und Mensch – bis heute eine Symbiose, von der beide Seiten profitieren. 
Den Herrschenden zu allen Zeiten diente die Eiche als Symbol: Keltische Druiden schnitten die magischen Misteln aus ihrer Krone. Germanische Priester weihten sie ihren Göttern, christliche Missionare legten in der Folge Axt und Feuer an die Heiligtümer. Jahrhunderte wurde Recht unter Eichen gesprochen. Später sollte die „Deutsche Eiche“ nationale Gefühle wecken. Dass sie noch heute die deutschen Eurocent-Münzen ziert, ist davon ein vergleichsweise harmloses Relikt. Dem einfachen Volk zu allen Zeiten diente die Eiche ganz handfest: Mit Früchten für die Schweinemast, mit Gerbrinde für die Lederherstellung, mit Holz für Hausbau, Werk- und Fahrzeuge und als Brennstoff.

Entsprechend groß war zu allen Zeiten der menschliche Einsatz und Aufwand für das Gedeihen der Eiche: Von Natur aus meistens konkurrenzschwach gegen andere Baumarten, wird sie bis heute vor allem gepflanzt oder gesät, dann immer wieder freigestellt und durchforstet. Sie braucht Schutz vor Wild- und Viehverbiss. Die Eiche ist der typische „Försterbaum“.

„Ich geb‘s an meine Vorgänger weiter“, sagt Förster Gerd Barnickel von den Bayerischen Staatsforsten, als er zum Spitzenergebnis beglückwünscht wird, den ein Eichenstamm aus seinem Forstrevier Klosterlangheim auf einer Auktion erzielt hat. Barnickel weiß, dass der Großteil des Aufwands dafür in der Vergangenheit liegt. Seine eigene Arbeit ist dagegen in die Zukunft gerichtet: Die Eichen, die er und seine Waldarbeiter in den Wäldern rund um Klosterlangheim seit Jahrzehnten pflanzen, schützen und pflegen, werden einmal späteren Generationen dienen. Und dem Naturhaushalt: Keine andere Baumart biete während ihres langen Lebens  - und noch darüber hinaus – so vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum wie die Eiche, weiß der Forstrevierleiter. Hirschkäfer und  Mittelspecht sowie seltene Pilze wie Schwefelporling und Eichenfeuerschwamm seien hier am Jurarand und Obermain auf alte und manchmal auch auf tote Eichen angewiesen. Und dafür, dass von beiden immer genug vorhanden sind, sorgten die Förster, so Barnickel weiter. Eichen würden in den Mischbeständen bevorzugt als sogenannte „Biotopbäume“ ausgewählt, markiert und auf Dauer stehen gelassen. „Sie dürfen einmal so alt werden wie sie wollen und bleiben auch noch als Totholz dem natürlichen Kreislauf erhalten“. Nach dem Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten seien Bestände über 180 Jahre in seinem Forstrevier für jede Nutzung ohnehin tabu, Einzelbäume stünden ab einem Durchmesser von einem Meter als „Methusaleme“ unter Dauerschutz.

Und was war früher - vor dem Naturschutzkonzept? „Da haben Forstleute einzelne Bäume oder auch ganze Altholzinseln  immer wieder weiter gegeben. Aus Sorge um den Naturschutz oder einfach aus Ehrfurcht.“ Nur so wurden Charakterbäume wie die „Schwarzstorchkiefer“ bei Weismain oder die „Gerichtseichen“ bei Klosterlangheim über Jahrzehnte und manchmal Jahrhunderte erhalten. Sehr oft fiel dabei die Wahl auf die standfesten und dauerhaften Eichen. Die Eiche ist eben ein „Försterbaum“.