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Edelkrebse für den Weißen Main

Trotz ihres martialischen Aussehens für Menschen völlig ungefährlich: Edelkrebse vor ihrer Freilassung entlang des Weißen Mains bei Bischofsgrün (Foto: BaySF/M. Hertel).

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Hubertus Schmidt, Förster beim Forstbetrieb Fichtelberg, entlässt Edelkrebse in ein Stillgewässer am Weißen Main in die Freiheit (Foto: BaySF/M. Hertel).

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Dr. Viktor Schwinger, Fischereifachberater des Bezirks Oberfranken (l.) und Hubertus Schmidt, Förster bei den Bayerischen Staatsforsten (r.), setzen unter dem wachsamen Blick von Birgit Elitzer-Böhner (m.), Biodiversitätsberaterin des Landkreises Bayreuth, in einen Waldtümpel bei Bischofsgrün Edelkrebse aus (Foto: BaySF/M. Hertel).

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Forstbetrieb Fichtelberg der Bayerischen Staatsforsten unterstützt heimische Wassertiere

26. Oktober 2021, Fichtelberg - In Tümpel und Gewässer entlang des Weißen Mains zwischen Bischofsgrün und Röhrenhof hat der Forstbetrieb Fichtelberg vom Aussterben bedrohte Edelkrebse eingesetzt. Damit wird die Artenvielfalt im Fluss erhöht und zugleich das Gewässer sauber und gesund erhalten.

Nur ein leises „Platsch“ ist zu hören, als das erste Krebstier langsam über den Rand der Transportkiste krabbelt und sich in das klare Wasser des Weißen Mains fallen lässt. Fast ein bisschen Angst einflössend kommt es daher mit seinen großen Scheren, den sich ständig bewegenden Fühlern, den Stielaugen und den Spinnenbeinen. Vorher war das Krustentier gemeinsam mit mehr als 1.500 Artgenossen gut befeuchtet in Styropor-Boxen aus Bärnau hierher ins Fichtelgebirge angereist. Dort im Oberpfälzer Wald züchtet Matthias Bäuml seit vielen Jahren in seinen Teichanlagen Edelkrebse – auch Flusskrebse genannt. Und dort haben die Krebstiere, die jetzt im Weißen Main ausgewildert werden, das Licht der Welt bzw. ihr Heimatgewässer erblickt.

„Wir leisten mit dem Aussetzen der Edelkrebse einen kleinen Beitrag zur Vielfalt an Arten im Wasser“ erklärt Hubertus Schmidt die Aktion. Er ist Förster beim Forstbetrieb Fichtelberg und betreut das Maintal zwischen Bischofsgrün und Röhrenhof. Gemeinsam mit Dr. Viktor Schwinger, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberfranken, plante er die Wiederansiedlung der Edelkrebse im Flusssystem des Weißen Mains. „Ursprünglich waren die Krebse in Bächen, Flüssen und Teichen in der Region weit verbreitet. Durch Gewässerverschmutzung und vor allem durch die von amerikanischen Krebsarten eingeschleppten Krebspest, eine Pilzerkrankung, wurden die heimischen Krebsarten fast ausgerottet. Nur in den Oberläufen weniger Gebirgsbäche konnten sich kleine Restvorkommen bis heute halten. Im Zufluss und im Oberlauf des Weißen Mains wollen wir jetzt wieder eine lebensfähige Population begründen.“

Dr. Schwinger ergänzt: „Die Voraussetzungen hier sind gut. Denn Signalkrebs und Kamberkrebs, die Überträger der Krebspest-Erreger, kommen bisher im Main flussaufwärts etwa bis Himmelkron vor. Der Oberlauf des Weißen Mains ist nach unserer Kenntnis frei von der Krankheit.“

Edelkrebse sind Allesfresser und bieten einen großen ökologischen Nutzen. Mit ihren großen Scheren durchwühlen sie den Gewässerboden und ernähren sich von Insekten, Würmern, Pflanzenresten, verwesenden Fischen. Sie sind quasi die Gesundheitspolizei im Gewässer. Jetzt im Herbst sorgen sie dafür, dass das ins Wasser gefallene Laub schneller zersetzt wird.

Im vergangenen Jahr stand der Flusslauf des Weißen Mains besonders im Fokus der Förster. In Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt wurden Baumstämme aus dem Flusslauf entfernt, die bei Hochwasser eventuell Schäden verursacht hätten. Freiwillige Helfer des Bergwaldprojekts säuberten im Sommer Abschnitte des Flusses von allerhand Unrat, der angeschwemmt worden war. Und jetzt tragen die ausgesetzten Edelkrebse dazu bei, die Artenvielfalt zu erhöhen. „Wir freuen uns, dass wir mit den Bayerischen Staatsforsten einen Partner gefunden haben, der sich aktiv für unsere heimischen Edelkrebse einsetzt“, so Dr. Schwinger.

Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Münchberg-Bayreuth unterstützt die Maßnahme als besondere Gemeinwohlleistung der Bayerischen Staatsforsten.

Ein Krebstierchen nach dem anderen verschwindet aus der Transportkiste ins Wasser. Zwischen einem und vier Jahre sind die Tiere alt und bis zu 15 cm groß. Hier am Weißen Main und an einigen Tümpeln, die im Besitz der Bayerischen Staatsforsten sind und nicht fischereiwirtschaftlich genutzt werden, finden sie ihre neue Heimat. Im nächsten Frühjahr werden nochmals Edelkrebse ausgesetzt werden. Dann aber Weibchen, die unter ihrem gepanzerten Schwanz hunderte von Eiern tragen. Die Jungtiere, die sich daraus entwickeln, werden später weitere Tümpel und Bäche auf natürlichem Weg besiedeln.

„In den nächsten Jahren werden wir die Entwicklung der Edelkrebspopulation intensiv beobachten“ verspricht Hubert Schmidt. „Ihre Wiederansiedlung liegt mir sehr am Herzen.“