Doppelter Revierleiterwechsel am Forstbetrieb Nürnberg
24. April 2024, Nürnberg – Einen doppelten Revierwechsel gibt es auch in einem flächenmäßig großen Forstbetrieb wie Nürnberg nicht alle Tage. Wir stellen die Protagonisten der Bayerischen Staatsforsten kurz vor.
Am 2. Februar 1987 sperrte Herbert Hofmann als frischgebackener Revierleiter zum ersten Mal sein Büro im Erdgeschoss des beeindruckenden Reviersitzes in Heroldsberg bei Nürnberg auf. Hofmanns Vorgänger Fritz Schreiber wohnte zu dem Zeitpunkt noch im Haus. „Das war erstmal spannend, weil man sich ja erstmal kennenlernen musste. Aber dann habe ich sehr viel lernen dürfen“, sagt Hofmann.
Es war die Zeit des Reichswaldunterbauprogrammes, das in der Mitte der 80er Jahre mit dem Ziel initiiert wurde, den Waldbestand zu erweitern. Hofmann war also von Anfang an mittendrin in einer der prägendsten Waldumbauphasen, die auch für die Bayerischen Staatsforsten ab deren Gründung von großer Bedeutung sein sollte. Liebevoll erinnert sich der 63-Jährige neben Schreiber, mit dem er stundelange Gespräche führte, auch an den damaligen Forstamtsleiter Karl Friedrich Sinner, den er als „Schwungrad des Unterbauprogramms“ bezeichnet. „Von de damals acht Forstrevieren waren fünf in der Hand junger Förster und Sinner war unser Mentor und väterlicher Freund“, sagt Hofmann. „Wir haben so viel gepflanzt wie nur irgend möglich.“ Dieser bis heute nachwirkende Waldumbau sei aber auch das Resultat der Mühe zahlreicher Forstwirte gewesen, betont Hofmann.
Bis heute ist das Revier „3 Heroldsberg“ eines der Laubbaumreichsten des Forstbetriebs. „Eichen, die wir damals gepflanzt haben, sind heute gut und gerne 15 Meter hoch. So einen Bestand mit aufwachsen zu sehen macht viel Freude“, sagt Hofmann. Außerdem sei das Revier von einer Vielzahl pflegeintensiver Feuchtbiotope geprägt, die wichtige Natur- und Klimaschutzaspekte erfüllen. „Das wird auch eine der wichtigsten Aufgaben künftiger Förstergenerationen: Dafür sorgen, dass das Wasser im Wald bleibt!“, glaubt Hofmann. Und vielleicht nicht mehr jeden letzten Zipfel Wald in der Nutzung zu lassen.
Stundenlang möchte man Hofmann zuhören, wenn er über die Entwicklung von Abschusszahlen seit den 80ern (stetig steigend!) spricht oder leicht vergilbte und bunt schraffierte Karten mit längst vergessenen Pflegemaßnahmen vorlegt und erläutert. Mitte April geht Herbert Hofmann nach über 37 Jahren im Revier in den verdienten Ruhestand und übergibt Heroldsberg an seinen Kollegen Julius Volland, der bereits im Nachbarrevier Lauf drei Jahre Revierleiter war.
„Meine Motivation für den Wechsel nach Heroldsberg ist zunächst einmal die Wohnortnähe, denn ich lebe seit einigen Jahren hier und kenne die Menschen vor Ort,“ sagt Volland. „Aber auch wenn ich nicht hier wohnen würde, fände ich das Revier mit seiner Vielfalt unterschiedlicher Bestände und räumlichen Gegebenheiten unheimlich reizvoll – da haben Herbert und seine Vorgänger wirklich tolle Arbeit geleistet.“ Grundsätzlich ähnelten sich die Reviere in Größe und Einschlag, „aber die Fülle an Feuchtbiotope und Naturschutzflächen wie in Heroldsberg, die gibt es in Lauf nicht.“ Das Frühjahr sei eine tolle Zeit, um in ein neues Revier zu starten, sagt der 33-Jährige. „Ich konnte in den vergangenen Wochen viel mit Herbert Hofmann unterwegs sein, der sich viel Zeit dafür genommen hat, und mir noch einmal alles ganz genau zeigen lassen.“
Volland durchlief seine Ausbildung unter anderem in Baden-Württemberg und Hessen und kam nach zwei Jahren als Revierunterstützung und Revierleiter in Bad Hersfeld 2020 zur BaySF, wo er am Forstbetrieb Nürnberg zunächst kommissarisch das Revier Feucht und dann ab Frühjahr 2021 das Revier Lauf leitete. Volland ist mit einer Heroldsbergerin verheiratet und Vater einer kleinen Tochter (1). Was sagt seine Familie zur aktuellen Entwicklung? „Meine Frau hatte nicht am Zettel, dass sie mal den Heroldsberger Förster heiratet“, sagt Volland und lacht. „Aber sie findet es super.“
Für Simon Dauer, den neuen Revierleiter in Lauf, ist die Revierübernahme gleichzeitig auch eine Rückkehr: Er leitete das Forstrevier im Herbst 2023 bereits mehrere Monate vertretungsweise, weiß also sehr genau womit er es zu tun bekommt: „Ich habe gleich in der zweiten Woche gemerkt, dass mir das Revier voll passt“, sagt der 37-Jährige: „Der Laubholzanteil hier ist für Reichswaldverhältnisse beeindruckend hoch. Und auch die Altersklassen, die hier vorkommen, sind äußerst vielfältig.“ Seine Favoriten sind zum Beispiel einige junge Eichenwäldchen, die aber innerhalb seiner Dienstzeit in den nächsten 30 Jahren zu richtig stattlichen Bäumen heranwachsen werden. „Das macht richtig Laune zu sehen, was sich da alles entwickelt.“ Viele Bestände befänden sich laut Dauer jetzt in der entscheidenden Phase, „wo die Weichen gestellt“ werden. Hier nun eigenverantwortlich die richtigen Entscheidungen zu fällen sei auch hinsichtlich der enormen Vorarbeit der Vorgänger in den vergangenen 40 Jahren eine sehr herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe.
Seine wechselhafte Tektonik, die vielen naturräumlichen Unterschiede von wechselfeucht bis trocken und die unzähligen kleinen Bachtäler mache das Revier Lauf zu einem landschaftlichen Kleinod. „Die Aspekte rund um die Naturschutzleistungen des Waldes haben mich schon immer interessiert und ich habe das Gefühl mit diesen Themen hier komplett richtig angekommen zu sein“, freut sich Dauer auf die vor ihm liegende Zeit. Der Vater eines fünfjährigen Sohnes begann seine forstliche Laufbahn nach dem Abitur mit der Ausbildung zum Forstwirt im heimatlichen Forstbetrieb Ebrach, bevor es an die Fachhochschule nach Weihenstephan ging. Nach der Anwärterzeit arbeitete Dauer zunächst bei Forstamt in Roth und zuletzt sechs Jahre für die dortige Forstbetriebsgemeinschaft, bevor er 2023 zu den Bayerischen Staatsforsten kam. „Mit der Revierübernahme hat sich jetzt für mich ein Lebenstraum erfüllt.“