Die Zukunft entfacht.
„Unsere Zukunft liegt in erneuerbaren Energien.“ Darauf setzen die Bayerischen Staatsforsten und legen den Grundstein für ihr erstes Biomasseheizkraftwerk in Mertingen. Gemeinsam mit MVV-Energiedienstleistungen produzieren die Bayerischen Staatsforsten im Landkreis Donau-Ries ab Frühjahr 2009 Energie aus Holz oder vielmehr aus naturbelassenen Waldhackschnitzeln. Das Unternehmen Zott bezieht davon jährlich 51.000 Megawattstunden Prozess-Dampf für die Milch-, Joghurt- und Käseproduktion. Ferner werden 2.500 private Haushalte mit Strom versorgt. Diese Entwicklung spart Jahr für Jahr 12.700 Tonnen des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid ein. Im Interview mit Dr. Rudolf Freidhager erfahren wir mehr über erneuerbare Energien und die Pläne der Bayerischen Staatsforsten.
Redaktion: Was bedeutet das Biomasseheizkraftwerk in Mertingen für die Bayerischen Staatsforsten?
Dr. Rudolf Freidhager: Durch den Bau des Bioenergiewerks in Mertingen werden die Bayerischen Staatsforsten erstmals vom Holzlieferanten nun auch zum Lieferanten von Wärme und Strom. Das ist eine Entwicklung, die vor allem das Unternehmen Wald künftig breiter finanziell absichert. An unserer Arbeit selbst ändert sich nicht viel. Nach wie vor steht die Nachhaltigkeit in den Bayerischen Staatsforsten an oberster Stelle. Es wird nur soviel Holz verwendet, wie im Wald nachwächst.
Redaktion: Es exisitiert also ein begrenztes Kontingent an Biomasse. Wie sieht da die Planung für weitere Biomassekraftwerke bei den Bayerischen Staatsforsten aus?
Dr. Rudolf Freidhager: Zunächst hoffen wir, dass dieses Projekt ein Erfolg wird. Aber natürlich möchten wir die Produktion von Bioenergie ausweiten. Wir haben bereits Kontakte zu weiteren Unternehmen an anderen Standorten, die ebenfalls Energie aus einem Biomasseheizkraftwerk beziehen möchten, und planen dort weitere Kraftwerke für die nächsten Jahre. Wichtig ist uns dabei jedoch, dass die Energie optimal genutzt wird. Jedes Werk hat seine individuelle Dimensionierung. Nur so entsprechen wir dem Umweltschutz
Natürlich gibt es ein begrenztes Kontingent an Biomasse, das jedes Jahr aus unseren Wäldern zur Verfügung steht. Daher planen wir unsere Biomasseheizkraftwerke in ganz Bayern verteilt. Brennholzengpässe für die örtliche Bevölkerung soll es nicht geben. Brennholzwerber sowie private Kunden, die das gemütliche Feuer zuhause genießen, können auch künftig ihr Holz in den Bayerischen Staatsforsten kaufen. Der Rohstoff Holz ist begehrt. Neben der stofflichen Verwertung und der Nutzung von Energie aus Holz, berücksichtigen die Bayerischen Staatsforsten die Belange des Naturschutzes auf ganzer Fläche. Beträchtliche Mengen müssen aus ökologischen Gründen als Totholz im Wald bleiben.
Redaktion: Zwei der neuen Projekte sollen Molkereien mit Wärme beliefern. Warum?
Dr. Rudolf Freidhager: Für uns kommt prinzipiell jedes Unternehmen in Frage. Aber speziell Molkereien sind für einen Energiewechsel bereit. Denn laut Gesetz müssen sie bis zum Jahr 2020 ihre Energieeffizienz um 20 Prozent erhöhen und zugleich die Kohlendioxid-Emissionen um 20 Prozent senken. Die Kosten für die Umstellung sind somit langfristig eine rentable Investition.
Redaktion: Sehen Sie in Biomasse die Energie der Zukunft?
Dr. Rudolf Freidhager: Wohl vielmehr in den regenerativen Quellen allgemein. Biomasse aus Wald ist nur eine davon. Wind- und Wasserkraft, Sonnenstrahlen sowie Geothermie – das sind alles Quellen, die bereits seit längerem erfolgreich für die Energiegewinnung eingesetzt werden.
In Zeiten von unweigerlich zur Neige gehenden Erdöl- und Gasvorkommen wird man sich immer mehr von fossilen Brennstoffen entfernen. Dagegen hat Holz natürlich einen klaren Vorteil: Es wächst beständig nach und besitzt dadurch eine höhere Kalkulierbarkeit. Unbestritten: Die Nachfrage nach Holz wird weiter steigen. Darin sehe ich sehr wohl gute Aussichten für die Zukunft. Aber vor allem für unsere Wälder.
Redaktion: Herr Dr. Freidhager, vielen Dank für das Gespräch.