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Die Waldschnepfen sind zurück

Meistens nur ein kurzer Moment in der Abenddämmerung: Der „Schnepfenstrich“ war früher der traditionelle Beginn des Jagdjahres im Frühjahr. (Bild: BaySF/A. Ebert)

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06. April 2020, Rothenkirchen - Der Volksmund nennt sie scherzhaft den „Vogel mit dem langen Gesicht“. Die Jäger verbinden ihre Rückkehr im Frühling in Reimform mit den Fastensonntagen. Die Waldschnepfe kümmert das nicht:
Sie ist inzwischen aus ihrem Winterquartier zurück. Oder sie war gar nicht erst fort. Wie der Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten jetzt mitteilt, kommt das im Frankenwald und am Obermain immer häufiger vor.

"Reminiscere - Putzt die Gewehre!
Okuli - Da kommen Sie!
Laetare - Das ist das Wahre!
Judika - Sind sie auch noch da.
Palmarum - Lirum, Larum.
Quasimodogeniti - Halt, Jäger, halt! Jetzt brüten sie!"

Diesen „Lernspruch“ mit den lateinischen Bezeichnungen der Sonntage rund um das Osterfest kennen heute noch die meisten Jäger. Obwohl er aus sehr alter Zeit stammt, als die Jagd auf die Waldschnepfe im Frühjahr noch erlaubt war. Bei diesem sogenannten „Schnepfenstrich“ wurden die Schnepfenhähne auf ihrem abendlichen „Balz- und Suchflug“ erbeutet. Noch heute sind die typischen Balzgeräusche, das „Quorren“ und das „Puitzen“, jedem Jäger vertraut. Auch wenn die Frühjahrsjagd auf die Waldschnepfe inzwischen nicht mehr erlaubt ist, verbindet er doch damit den Beginn des Jagdjahres. Pünktlich beobachten die Förster im Staatswald des Frankenwaldes und am Obermain auch in diesem Jahr die Rückkehr der Schnepfen aus ihren Überwinterungsquartieren rund um das Mittelmeer. Verändert hat sich nach ihren Beobachtungen allerdings in den letzten Jahren der Anteil der „Lagerschnepfen“. Das sind in der Jägersprache diejenigen Tiere, die hier bei uns anstatt im Süden überwintern. Deren Anzahl nimmt – wie bei einigen anderen Vogelarten auch – im Zuge der Klimaerwärmung deutlich zu. Die milden, schneearmen Winter bieten gute Lebensbedingungen – auch ohne den risikoreichen Vogelzug in Kauf nehmen zu müssen.

Anders als viele ihrer Verwandten wie die Bekassine oder der Große Brachvogel ist die Waldschnepfe ein typischer Waldvogel. Damit haben Waldbesitzer und Förster eine besondere Verantwortung für den Schutz ihres Lebensraumes. Das sind vor allem Bruch- und Auwälder, wo sie im feuchten Grund mit ihrem langen Spezialschnabel nach Würmern und Insekten als Nahrung sucht. Solche Biotope mit geeigneter Bestockung aus Laubhölzern seien bei den Bayerischen Staatsforsten bereits seit Jahren als Sonderstandort großflächig für den Naturschutz aus der forstlichen Nutzung genommen worden, heißt es vom Forstbetrieb weiter. Im Zuge des Waldumbaus und der Schaffung klimastabiler Wälder würden auch immer mehr bisher von Fichten bestockte Tallagen in naturnahe Mischwälder umgewandelt. Damit entstehen zusätzliche wertvolle Lebensräume. Auch für die heimische Waldschnepfe.