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Die Stechpalme im Forstbetrieb Sonthofen – ein kleiner Baum am Rand seiner Verbreitung

Stechpalme mit Stamm und Blättern - unten mit Dornen, oben mit glattem Blattrand. Foto: Jörg Tarne / BaySF

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21. März 2023, Sonthofen –  In Deutschland ist die Stechpalme (Ilex aquifolium) nur selten anzutreffen. Ihre natürliche Verbreitung reicht von der Norddeutschen Tiefebene, westlich des Rheins, im Schwarzwald und bis zu einem schmalen Streifen entlang des Alpennordrands.

Ein besonderer Schwerpunkt des Vorkommens in Bayern liegt im Forstbetrieb Sonthofen im Umland von Lindau. Dort sind die klimatischen Voraussetzungen besonders günstig: So liebt die Stechpalme milde Winter und nicht zu trockene Sommer, sowie nährstoffreiche und kalkarme, lockere oder auch steinige Böden.

Förster Jörg Tarne, der den Staatswald rund um Lindau pflegt, beschreibt den Baum: „Die europäische Stechpalme wird bis zu 15 m hoch und bildet eine kegelförmige Krone aus. Der Stamm bleibt lange grün und wird erst mit hohem Alter schwarzgrau. Die wechselständig angeordneten, elliptischen Blätter wachsen an einem kurzen Blattstiel. Der Rand der Blätter aus dem unteren Teil des Baums ist mit Stacheln ausgestattet, in der Krone eher glattrandig. Wir Fachleute nennen das Heterophyllie. Zudem sind die Blätter dick, lederig und mit einer wachsartigen Schicht überzogen. Die Stechpalme ist zweihäusig, d.h. es gibt Pflanzen mit nur männlichen und Pflanzen mit nur weiblichen Blüten, wie auch bei der Eibe. Übrigens ist eine nahe Verwandte der Europäischen Stechpalme ein beliebter Buchsbaumersatz: Die Japanische Stechpalme sieht dem Buchsbaum zum Verwechseln ähnlich und kann auch leicht geformt werden.“

Stechpalmen können im Alter bis zu 60 cm dick werden. Die Altersangaben reichen bis zu 400 Jahren. Ihr Hauptvorkommen in Europa liegt in Frankreich und England. In Emmerich am Niederrhein steht wohl das stärkste Exemplar Deutschlands mit 64 cm Durchmesser, 12 m Höhe und mit 260 Jahren Alter.

Alle Teile des Baums werden als schwach giftig beschrieben und dennoch werden die Zweige insbesondere mit den roten Beeren als Weihnachtsschmuck verwendet. Auch bei unseren heimischen Vögeln ist die Stechpalme beliebt als Ersatznahrung und im Winter als Schlafplatz. „Der Zauberstab von Harry Potter besteht so viel ich weiß aus einem Ast einer Stechpalme, ebenso soll der Spazierstock von Goethe aus Stechpalmenholz gewesen sein“, weiß Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. Und weiter: „Aber weil die Stechpalme seit 1935 besonders geschützt und selten im Wald ist, wird der Baum als Nutzholz nicht verwendet. Vielmehr ist dieser immergrüne Farbtupfer eine Art im Wald, die wir wegen ihrer Schönheit einfach so besonders gerne fördern.“