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Die Pest der Forstwirtschaft

Kleines Tier, große Wirkung: Borkenkäfer im Größenvergleich (Foto: Martin Hertel)

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Borkenkäfersaison beginnt in Kürze

Der Wald lebt. Viele Insektenarten fühlen sich wohl im heimischen Wald. Nicht alle zur Freude der Forstwirtschaft, wenn es um Borkenkäfer geht. Was kommt auf uns zu? Was ist zu tun?

Der Wald ist voller Insekten. Es brummt, es knistert es raschelt an vielen Stellen in den Beständen der Bayerischen Staatsforsten. Insekten existieren in und auf der Erde, an und in den Bäumen, an den Blättern und Nadel unserer Wälder.

Viele Insekten leben versteckt wie der sehr seltene Juchtenkäfer, andere sehr auffällig wie unsere heimische Waldameise. Auch der Borkenkäfer gehört zur Lebensgemeinschaft Wald.

Nach größeren Windwurfereignissen oder in Trockenjahren kann er aber zum Problem werden. Seine Neigung zur Massenvermehrung führt in vielen Fällen zu großen Problemen in der Forstwirtschaft. Die Vermehrung findet unter der Rinde statt, zerstört den Saftfluss der Bäume und führt zu schnellem Tod. Buchdrucker und Kupferstecher, die ihren Namen nach den Frassbildern unter der Rinde erhalten haben, sind die „Pest der Forstwirtschaft“.

Millionen von Kubikmetern befallener Fichtenstämme überschwemmen den Holzmarkt und lassen die Preise fallen. Die betriebswirtschaftlichen Schäden sind enorm. Betroffen sind staatliche Wälder ebenso wie der Kleinprivatwaldbesitzer für den der Wald neben dem Brennholzlieferant auch die Sparbüchse für schlechtere Zeiten oder Investitionen sein kann.

Guter Rat ist teuer. Seit Jahrzehnten arbeiten die Förster an der Generationenaufgabe, einen gemischten Wald aufzubauen und die dominierenden, reinen Nadelholzbestände zurückzudrängen.

Es müssen Laubhölzer gepflanzt, Kulturen gepflegt und das Schalenwild wie Reh- und Rotwild auf ein naturverträgliches Maß reduziert werden. Die Aufwendungen sind enorm.

Auch in diesem Jahr befürchten die Bayerischen Staatsforsten eine starke Vermehrung des Borkenkäfers. Mit steigenden Temperaturen im Frühjahr, werden sich neue Generationen auf die Suche nach geeigneten Wirtsbäumen machen. Ab einer bestimmten Dichte werden auch gesunde, vitale Bäume nicht verschont bleiben. Herabfallende Rinde, Bohrmehl an der Rinde und rote Baumkronen sind deutliche Zeichen auf einen starken Befall.

Jetzt muss schnell gehandelt werden. Förster und Forstwirte werden die befallenen Bäume auffinden und markieren. Anschließend müssen Mann und Maschine die Bäume fällen und einer Verwertung zuführen. Ansonsten droht eine Massenvermehrung. Aus einem Paar Borkenkäfer werden in 3 Generationen schnell hunderte wenn nicht tausende neuer Plagegeister.

Die Gründe der „Braunen Pest“ sind vielfältig. Monokulturen, Windwürfe, Schneebrüche und auch die Klimaerwärmung tragen ihren Teil dazu bei, dass die Fichte in weiten Teilen Bayerns auf dem Rückzug ist.

Auch das Waldbild im Fichtelgebirge wird sich in den kommenden Jahrzehnten stark verändern. Die Bayerischen Staatsforsten streben mittelfristig einen Laubholzanteil von 20 – 25% an. Daneben werden klimarestente Baumarten wie Douglasien oder Eichen das Baumartenspektrum erhöhen. Tannen und Kiefern sollen für mehr Stabilität sorgen. Ob das alles reicht wird die Zukunft zeigen. Man wird sich anpassen müssen.

Die Fichte wird ihrer Schlüsselstellung als Brotbaum sicher noch eine ganze Weile behalten. Das Ende bleibt offen. Für Palmen wird es aber noch nicht reichen.

Hoffen wir, dass es noch lange brummt, knistert und raschelt in unseren Wäldern in denen auch der Borkenkäfer seinen angestammten Platz finden kann.