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Die notwendige Jagd

Ein Hochsitz in den Bergen - im Staatswaldgebiet des Forstbetriebs Sonthofen (Foto: BaySF).

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19. Dezember 2019, Sonthofen – „Der Mensch geht schon auf die Jagd, seit er aufrecht gehen kann – vielleicht sogar schon davor. Gejagt hat er dabei meist die wildlebenden Paarhufer. Der Jäger nennt sie Schalenwild, bei uns sind dies die Wiederkäuer Rot-, Reh- und Gamswild sowie die Wildschweine als Allesfresser“, zählt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting auf. Dass deren Bejagung zur Regulierung der Bestände in Mitteleuropa die beste Wahl ist, darüber besteht bei allen seriösen Fachleuten kein Zweifel. „Die Folge der Nichtbejagung wäre heutzutage eine starke Vermehrung, wie sie ja teilweise sogar trotz Bejagung passiert. Populationsentwicklungen verlaufen in der Natur bildlich gesagt stets in Kurven. Es gibt also keinen ewigen Aufschwung“, weiß der Sonthofener Forstmann.

„Die Natur kennt als Regulationsmechanismen mehrere Wildkrankheiten, die seuchenartig auftreten können“, beschreibt Oettings Mitarbeiter, Berufsjäger Ludwig Weiß die Folgen von sehr hohen Tierdichten. Er betreut das Staatsjagdrevier „Großer Wald“ des Forstbetriebs Sonthofen. Nochmal Berufsjäger Weiß: „Es so weit kommen zu lassen, würde zu extremen Schäden in Wald und Flur führen. So würden wohl alle bisherigen Bemühungen zum Waldumbau zunichtegemacht. Große Raubtiere in einer solchen Anzahl, dass diese die pflanzenfressenden Tierarten ausreichend natürlich regulieren, sind in unserer heutigen Kulturlandschaft mit all den Ansprüchen unserer Gesellschaft aus vielen Gründen nicht möglich“.

In Zeiten von dramatischem Artensterben und Lebensraumverlust gibt es aber auch einige Tierarten, die in den letzten Jahren mehr wurden: Vor allem so genannte Kulturfolger wie Fuchs, Schwarzwild und Reh haben zugenommen. Aber auch das sehr intelligente Rotwild stellt die Jägerinnen und Jäger in fast allen Regionen Deutschlands, so auch im Allgäu, vor große Herausforderungen. „Es entzieht sich geschickt den Nachstellungen der Jäger. Denn es lernt schnell, wo es gefährlich ist. Es hat etwas von einem Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man sich gegenseitig misst: Das Wild setzt den technischen Hilfsmitteln des Jägers wie Gewehr und Zielfernrohr seine weitaus besseren Sinne wie Gehör, Geruch und eine meist bessere Ortskenntnis entgegen“, beschreibt Staatsforsten-Berufsjäger Ludwig Weiß die Herausforderungen bei einem Teil seiner Aufgaben.

„Die Aufgaben, die sich uns bei der Jagd stellen, lassen sich nur gemeinsam bewältigen. Das Wild kennt ja keine Jagdreviergrenzen. Ich bin sehr froh, dass wir im Oberallgäu sehr gut mit den privaten Jägern zusammenarbeiten. Letztlich haben wir meist ganz ähnliche Ziele!“, freut sich Forstbetriebsleiter Jann Oetting. „Das Schöne an der Jagd ist, dass wir dem Wald helfen, sich zu verjüngen und klimastabil zu werden. Es sind sehr reizvolle Herausforderungen auf der Jagd und am Ende haben wir ein wunderbares, gesundes Lebensmittel von Tieren, die natürlich und gut gelebt haben.“