Die Mischung machts: Bayerische Staatsforsten schaffen den Klimawald
26. November 2020, Burglengenfeld - Trüb und mit sieben 7 °C feuchtkühl ist es im Vorderen Bayerischen Wald - ideales Pflanzwetter und eine gute Gelegenheit für Landtagsabgeordneten Alexander Flierl, den Forstbetrieb Burglengenfeld zu besuchen. Denn Flierl will sich direkt an der Basis über den Waldumbau informieren: Was tun die Forstleute, um den immer stärker unter Wetterextremen wie Dürre und Hitze leidenden Wald für den Klimawandel zu wappnen?
Ein Quadratkilometer neuer Wald pro Jahr
"Unser reguläres alljährliches Pflanzprogramm umfasst 95 Hektar - wir sind damit bayernweit Spitze unter allen Forstbetrieben. Heuer pflanzen wir zusätzlich weitere 6 Hektar Klimawaldkulturen mit Baumarten, die besonders an wärmere und trockenere Verhältnisse angepasst sind", erläutert Hans Mages, Leiter des Forstbetriebs Burglengenfeld. Der Forstbetrieb setzt jetzt im Herbst und im nächsten Frühjahr rund 300.000 Pflanzen, vor allem Buchen, Tannen, sogenannte Edellaubbäume wie Berg- und Spitzahorn, Flatterulme und Elsbeere sowie Eichen und Douglasien. "Zusätzlich haben wir heuer die reichliche Eichenmast genutzt und über 30 Hektar neue Eichenbestände durch Saat geschaffen. Dafür wurden mehr als 15 Tonnen Eicheln ausgesät. Insgesamt gibt das eine neue Waldfläche von gut einem Quadratkilometer oder mehr als 150 Fußballfeldern" so Mages. Eine Leitlinie ist dabei das Vier-Baumarten-Konzept der Bayerischen Staatsforsten, wonach alle Waldbeständen aus mindestens vier Baumarten bestehen sollen, um einen möglichst stabilen und zukunftsfähigen Mischwald zu gewährleisten.
Bayernweit pflanzen die Bayerischen Staatsforsten zusätzlich zu den "normalen" fünf Millionen Setzlingen eine Million weitere Forstpflanzen, um die Wälder vielfältig, gemischt und zukunftssicher zu machen. Der Bayerische Landtag stellt den Bayerischen Staatsforsten für dieses "Sonderprojekt Klimawald" auch zusätzliches Geld zur Verfügung. Der Zeitpunkt für Flierls Besuch ist gut gewählt: "Vor wenigen Tagen erst wurden die Ergebnisse der Waldzustandserhebung veröffentlicht. Diese belegen, wie der Wald unter den extremen Witterungsbedingungen der letzten Jahre gelitten hat. Umso wichtiger ist, dass wir den Waldumbau jetzt mit den zusätzlichen Klimawaldkulturen nochmals intensivieren und beschleunigen" lobt der Landtagsabgeordnete das Engagement der Bayerischen Staatsforsten.
Auch ganz neue Baumarten testen
Vorrang beim Waldumbau hat die Anreicherung von Nadelwäldern mit bewährten heimischen Mischbaumarten. Die letzten drei Sommer haben aber gezeigt, dass auch als sehr klimatolerant geltende Baumarten wie etwa die heimische Buche oder die robuste Kiefer an ihre Grenzen gelangen und zunehmend Schäden zeigen. "Wir müssen daher bereits jetzt auch Baumarten testen, die aus Regionen mit einem Klima kommen, auf das wir uns langfristig in Mitteleuropa einstellen müssen" erläutert Mages. Ein Beispiel sei die Atlaszeder, eine Nadelbaumart aus den Gebirgen Nordwestafrikas. Sie kommt mit Trockenheit gut zurecht, erträgt sowohl Sommerhitze als auch kalte Winter und hat ein wertvolles, vielseitig verwendbares Holz. In sogenannten Praxisanbauversuchen werden in ganz Bayern kleine Zedern-Setzlinge gepflanzt, um zu erproben, wie sie mit den hiesigen Verhältnissen zurechtkommen. "Das geschieht auf sehr begrenzter Fläche und unter wissenschaftlicher Begleitung. Entscheidend ist dabei, dass hochwertiges Saatgut der richtigen Herkunft verwendet wird" betont der Forstbetriebsleiter.
Alexander Flierl nimmt auf einer solchen Versuchsfläche bei Maxhütte-Haidhof selbst die Pflanzhaue in die Hand, setzt gekonnt einige kleine Zedern und meint: "Hoffen wir, dass die Zedern sich als zusätzliche Mischbaumart für den Zukunftswald bewähren und uns helfen, die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern".