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Die Fledermaus-das unbekannte Wesen

Waldnaturschutz im Staatswald

Welche Mutter geht nachts regelmäßig auf die Jagd und lässt ihre Kinder schon mal allein oder in der Obhut der Nachbarin?  An die Fledermausweibchen haben Sie bei dieser Frage sicher nicht gedacht. Doch diese Tiere haben ein komplexes, bisher nur teilweise erforschtes Sozialverhalten. Schon vor über 50 Millionen Jahren eroberten die Fledermäuse den Luftraum. Durch die nachtaktive Lebensweise entgingen sie der Nahrungskonkurrenz durch die Vögel. In der Dunkelheit fanden sie eine Möglichkeit um sich zu orientieren und Beute zu finden. Ultraschall und Echoortung war die Lösung der Evolution.

24 unterschiedliche Arten leben in Bayern, die Hälfte davon zählt zu den gefährdeten Arten. Viele Fledermausarten benötigen Waldstrukturen z. B. für den Bezug ihrer Sommerquartiere sowie für die Jagd auf Insekten.

Im FFH Gebiet „Buchenberg“, nördlich von Kleingesee in der Fränkischen Schweiz, hat Förster Ludwig Dippold vom AELF Bamberg die Fledermausvorkommen untersucht und gemeinsam mit seinem Kollegen Bernd Schultheiß von den Bayerischen Staatsforsten Maßnahmen zum Schutz und zum Monitoring entwickelt. So wurden vor 3 Jahren Fledermauskästen unterschiedlicher Bauart aufgehängt um festzustellen, welche Arten denn wohl einziehen. Zusätzlich wurden mit Hilfe eines speziellen Fledermausdetektors die Ruflaute der vorkommenden Arten aufgezeichnet, bestimmt und in Frequenzen umgewandelt, die für das menschliche Ohr wahrnehmbar sind. So konnten z. B. gefährdete Arten wie Bechsteinfledermaus, Mopsfledermaus und das Große Mausohr nachgewiesen werden.

Bedeutende „Wochenstuben“ des „Großen Mausohrs“, das sind die Plätze, wo die Jungen zur Welt gebracht und gesäugt werden, findet man in der Friedhofskirche in Pottenstein und in der katholischen Kirche in Oberailsfeld. Von dort fliegen die Weibchen bis zu 20 Kilometer zu ihren Jagdgebieten, die vorzugsweise in gemischten laubholzreichen Wäldern wie dem FFH Gebiet „Buchenberg“ liegen. Und hier kommen wieder die Förster ins Spiel. Der Aufbau strukturreicher, laubholzbetonter Mischwälder und die Erhaltung und Förderung von Biotop- und Höhlenbäumen ist ihr Anteil an der Verbesserung der Lebensräume der Fledermäuse. Denn die natürlichen Sommerquartiere sind bevorzugt Höhlenbäume und Bäume mit abplatzender Rinde und Rissen. Deshalb wird auf solche Strukturen besonders geachtet.

Auch in nadelholzdominierten Wäldern kann es durchaus sinnvoll sein, Fledermauskästen zur Ergänzung der vorhandenen Sommerquartiere aufzuhängen und so den Aufbau von stabilen Fledermauspopulationen zu fördern. So werden bis zum nächsten Jahr im Veldensteiner Forst über 500 Fledermauskästen von den Bayerischen Staatsforsten aufgehängt. Die unterschiedlichen Kästen für die jeweiligen artspezifischen Ansprüche sind aus einer Mischung aus Sägespänen und Zement hergestellt und sehr haltbar und wirken  temperaturausgleichend.

Während ihres Winterschlafes, der bis zu fünf Monate dauern kann, benötigen Fledermäuse feuchte, frostfreie, ungestörte Plätze, wie natürliche Höhlen, Felsenkeller oder Dachböden. Um dorthin zu kommen, nehmen sie sogar Flugdistanzen von mehreren hundert Kilometern auf sich. Im Winterquartier senken die Tiere ihre Körpertemperatur bis auf ca. 5 Grad ab, Herzschlag und Atemfrequenz verlangsamen sich und der Stoffwechsel ist stark reduziert. Störungen sind lebensbedrohlich. Der Organismus wird dann wieder hochgefahren und die Energiereserven schwinden. Schwächung oder gar Tod sind die Folge. Um dies zu vermeiden, wurden in den letzten Wochen auch die Felsenkeller entlang der Staatstraße von Volsbach nach Glashütten durch den Einbau von Schutztüren verschlossen. Die Fledermäuse können hier ungestört die kalte Jahreszeit überbrücken um hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder zu ihren Jagdausflügen aufbrechen zu können.