Headerimage

Die Fichte ist Baum des Jahres 2017

Foto: A. Roloff / BDF

Download

Vom Brotbaum zur bedrohten Art?

Pressemitteilung des Deutschen Forstwirtschaftsrates

  • Fichte ist wichtigster Holzlieferant, Klimaschützer und gleichzeitig umstritten
  • Zukunft der Fichte durch den Klimawandel gefährdet

Berlin, 13.10.2016: Die "Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung" hat die Fichte als Baum des Jahres 2017 ausgerufen. Damit wurde vom Kuratorium erstmals der wichtigste Holzlieferant in Deutschland gewürdigt. Die Forstwirtschaft in Deutschland begrüßt diese Entscheidung, denn sie schärft den Blick für den Spagat, vor dem die Forstleute stehen: „Selbstverständlich wird sich an der Baumart Fichte gerieben, weil sie in der Vergangenheit zum Teil nicht an den richtigen Orten gepflanzt wurde. Die Fichte ist ein wichtiges Rückgrat für die heimische Forst- und Holzwirtschaft, sie schafft Arbeitsplätze im ländlichen Raum und trägt maßgeblich zum Klimaschutz bei, ist aber gleichzeitig vom Klimawandel bedroht“, sagt Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates.  

Nach 27 Jahren "Baum des Jahres" wird erstmalig die Fichte gewählt. Mit einem Anteil von 25 % an der Waldfläche ist sie häufigste Baumart Deutschlands. Wie keine andere Baumart polarisiert die Fichte. Ihr Anbau wird unter Forstleuten, Waldbesitzenden und Naturschützern seit Jahrzehnten stark diskutiert, nicht erst seit den Jahrhundertorkanen des Jahres 1990. Dabei gilt die Fichte als Symbolbaum für eine gelungene Wiederbewaldung in Deutschland. Im Zuge der Wiedergutmachungs- und Schadenersatzleistungen nach den beiden Weltkriegen waren durch Zusatzhiebe und Mehreinschläge – so genannte „Reparationshiebe“ – in Deutschland riesige Kahlflächen entstanden. Beim Wiederaufbau unserer Wälder durch die deutsche Forstwirtschaft hat sich die Fichte seinerzeit große Verdienste erworben. Mit ihrer Hilfe konnten die kahlen Flächen zügig wiederbewaldet werden. Denn: Das Saatgut der Fichte war einfach und in großen Mengen zu gewinnen und somit ließen sich die dringend benötigten Pflanzen für die riesigen Kahlflächen einfach nachziehen. Die Beliebtheit des Fichtenholzes hängt bis zum heutigen Tag auch mit dessen Eigenschaften zusammen: Fichtenholz ist ein wahrer Alleskönner und es eignet sich hervorragend zum Bauen und Konstruieren. Der Großteil des Fichtenholzes wird, im Gegensatz zu anderen Baumarten, hauptsächlich zum Bauen von Häusern eingesetzt. Daraus ergibt sich ihre besondere Leistung für den Klimaschutz: Durch die Verwendung von Fichtenholz als Baustoff oder auch als Energieträger werden andere klimaschädliche Stoffe wie Stahl oder Öl eingespart. Insbesondere durch die Verarbeitung zu Dachstühlen, Fußböden oder Möbeln wird Kohlenstoff der Atmosphäre entzogen und langfristig gebunden. Die vielseitige Verwendung der Fichte in Verbindung mit ihrem schnellen Wachstum führen zu guten Erträgen der Waldeigentümer.

Andererseits birgt der Anbau der Fichte in Reinbeständen auf ungeeigneten Standorten jedoch Gefahren durch Sturmschäden und Borkenkäferbefall. Deswegen setzt die Forstwirtschaft im Rahmen eines naturnahen Waldbaus seit Jahrzehnten auf die behutsame Umwandlung von reinen Fichtenwäldern in stabile Mischwälder. Anders als in der Landwirtschaft dauern diese Veränderungen aber, aufgrund des langsamen Wachstums der Bäume, viele Jahrzehnte. Da die Fichte gut bei niedrigeren Temperaturen und hohen Sommerniederschlägen wächst, hat sie ein großes Problem mit dem drohenden Klimawandel. „Wir dürfen die Fichte nicht verlieren, sondern müssen ihren Anteil dauerhaft auf geeigneten Standorten und in der Mischung mit anderen Baumarten sichern“, warnt Schirmbeck. „Die Fichte ist eine Schlüsselbaumart für die nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft und Identifikationsobjekt für ganze Regionen.“ Die Bereitstellung von nachwachsenden Rohstoffen, die – wie Fichtenholz – nicht aufwendig chemisch oder technisch verändert werden müssen, können fossile und energieintensive Rohstoffe ersetzen. Das schont das Klima und verheißt auch für nachkommende Generationen eine bessere Zukunft.

Hintergrundinformation
In Deutschland kommt die Fichte, wissenschaftlicher Name Picea abies, von Natur aus in höheren Lagen der Mittelgebirge und den Alpen vor, wo sie oberhalb von 1.000 Metern auch oft natürliche Reinbestände bildet. Der gerade Stamm und der etagenweise Aufbau der Äste sind typisch für die Fichte. Die länglichen, braunen Zapfen hängen von den Zweigen herab und fallen im September zu Boden. Fichtennadeln sind spitz und stechen bei Berührung. Der Nähstoffbedarf der Baumart ist – bei guten Wuchsleistungen – gering. Stockt sie nicht standortgerecht, ist sie anfällig für Sturmwurf, Rotfäule und Borkenkäferschäden. Das Holz ist relativ leicht, fest und elastisch. Es eignet sich als Bauholz, für Möbel und als Rohstoff in der Papierindustrie. Seit knapp zwei Jahrhunderten prägt die Fichte den deutschen Wald. Ende des 18. Jahrhunderts war ein großer Teil der Wälder heruntergewirtschaftet, der Bedarf an Bauholz, Brennmaterial und Weidefläche groß. Die Fichte eignete sich als anspruchslose Baumart hervorragend zur Wiederaufforstung devastierter Standorte. Wo ursprünglich Laubwälder stockten, wuchsen bald reine Wälder aus gleichaltrigen Fichten heran, die große Mengen Holz lieferten.  

Fragen bitte an info@dfwr.de
Weitere ausführliche Informationen finden Sie unter www.baum-des-jahres.de 
Bilder können Sie unter folgendem Link herunterladen baum-des-jahres.de/index.php
www.forstwirtschaft-in-deutschland.de