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Die Extreme des Klimawandels im Wald

Bild: Spezialisten im Einsatz bei Klimaextremen im Wald: (von links) Forstrevierleiter Alexander Schmitt, Holzrücker Sebastian Weber und die Berchtesgadener Forstwirte Richard Partholl, Peter Stadler und Georg Kamml.

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Vier Wochen im Frankenwald und danach Berchtesgaden. Das hört sich nach einem perfekten Sommer an. Wenn man dabei nicht gerade an den Brennpunkten des Klimawandels im Wald arbeiten muss. Vier Forstarbeiter aus Oberbayern haben jetzt die aktuellen Extreme im Einsatz kennengelernt.

Im Frankenwald grassiert der Borkenkäfer. Das dritte Trockenjahr nacheinander hat den Wald derart geschwächt, dass ihm auch in diesem Sommer wieder eine Massenvermehrung gelingt. „Wir geben im Staatswald keinen Quadratmeter auf. Das ist ein echter Wettlauf mit der Zeit“, sagt Peter Hagemann vom Forstbetrieb Rothenkirchen. Denn sei ein Baum einmal befallen, zähle jeder Tag bis zum Ausflug der nächsten Borkenkäfergeneration. „Das ist ein Kampf an allen Fronten, der nur mit massivem Einsatz zu gewinnen ist.“ Deshalb hat der Forstbetrieb innerhalb der Bayerischen Staatsforsten um Unterstützung gebeten, die mit Forstwirtrotten und Forstunternehmern aus ganz Bayern schnell eingetroffen ist. Entsprechend ihrer Erfahrung seien die Kollegen dann eingesetzt worden, sagt Hagemann. „Dabei konnten wir die Berchtesgadener in die steilsten Lagen des Frankenwaldes schicken.“

„Die Berchtesgadener“, das sind: Vorarbeiter Peter Stadler mit seinen Rottenkollegen Georg Kamml und Richard Partholl und der Holzrücker Sebastian Weber mit seinem schweren Spezialschlepper. Die vier sind ein eingespieltes Team, das die Käferbäume nach Frankenwaldart unschädlich machen kann: Gefällt mit der Motorsäge im Steilhang, wird der Baum komplett an die Forststraße gezogen, wo er weiter in Verkaufssorten und Kronenmaterial aufgearbeitet wird. Das Nutzholz wird schnell abtransportiert, alles Restmaterial wird umgehend maschinell gehackt. Eine Prozesskette, die die Forstwirte aus ihrer Heimat genau kennen. „Überhaupt sind die Verhältnisse hier ganz ähnlich wie bei uns“, sagt Georg Kamml. Kürzer seien die Frankenwaldhänge, aber genauso steil wie in den Alpen. Auch aus Sicht der Arbeitssicherheit konnte Revierleiter Alexander Schmitt das Team deshalb guten Gewissens auch mit einem zusätzlichen Spezialauftrag im Revier Wilhelmsthal einsetzen: Um den Radweg nach Gifting bauen zu können, mussten starke Bäume im Steilhang gefällt und dann möglichst schnell beseitigt werden. Nur so konnte die Straße, die dafür immer wieder gesperrt werden musste, überhaupt befahrbar gehalten werden. Eine gefährliche und hochkonzentrierte Arbeit, bei der auch die Zusammenarbeit mit dem heimischen Holzrücker Thomas Stark aus Tschirn perfekt geklappt hat. Alexander Schmitt: „Das sind einfach echte Profis bei der Waldarbeit. Da kann sich einer auf den anderen verlassen.“

Inzwischen sind die Berchtesgadener Forstwirte wieder zurück im heimischen Forstrevier Aufham nahe der Grenze nach Salzburg. Hier hat der Klimawandel Ende Juli mit sintflutartigen Regenfällen sein anderes Gesicht gezeigt. „150 Liter innerhalb von 24 Stunden“, berichtet Peter Stadler am Telefon. Das ist etwa die Niederschlagsmenge, die es jeweils in den letzten beiden Jahren von April bis Juni im oberen Frankenwald gegeben hat. Ganze Forstwege seien abgerutscht und man brauche jede Hand, um der Katastrophe Herr zu werden, so Stadler. „Und es regnet weiter.“

Der Wald kommt einfach nicht zur Ruhe und genauso die Menschen, die für ihn Sorge tragen. Und trotz Borkenkäfer, Trockenschäden und Erdrutschen wird weitergekämpft. Denn es gilt ja auch, den Wald als Urlaubs- und Erholungsort zu sichern. Und da braucht sich der Frankenwald anscheinend nicht zu verstecken, wie ein Lob aus dem Fremdenverkehrsschwerpunkt Berchtesgaden und damit aus berufenem Munde zeigt: „Wir haben uns bei Euch sehr wohl gefühlt“, sagt Georg Kamml. „Im Frankenwald könnte ich jederzeit Urlaub machen.“