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Die Arbeit des Försters Franz Weißmann im Frankenwald

Rothenkirchen, 17. August 2015 - Vor über 60 Jahren, im Mai 1953, berichteten die Kronacher Zeitungen über ein gelungenes Fest: Im Pflanzgarten „Knöcklein“ bei Effelter war die Bevölkerung zu einem großen Wald- und Trachtenfest eingeladen worden und (je nach Quelle) „viele Hunderte“ oder „Tausende“ aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus kamen. Der Ort liegt heute im Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten und dessen Leiter Peter Hagemann gelangte über diese Berichterstattung zur Lebensgeschichte des Försters Franz Weißmann. Zusammen mit Unterlagen, die dessen Sohn dem Forstbetrieb überließ, lässt sich so die Leistung eines Mannes einschätzen, der nur wenige Jahre im oberfränkischen Staatswald seinen Dienst tat, in dieser Zeit aber vieles bewegte – und das nicht nur im übertragenen Sinne. Davon wird im Folgenden kurz berichtet und damit ein kleines Stück Frankenwaldgeschichte erzählt – historisch interessant, aber auch von erstaunlicher Aktualität.

Franz Xaver Weißmann, geboren am 16.10.1905 in Tachau im Sudetenland, bewirbt sich im Sommer 1945 um eine Anstellung als Förster beim Regierungsforstamt in Bayreuth. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits eine erfolgreiche Forstlaufbahn vorzuweisen: In den 20er und 30er Jahren war er länger als 15 Jahre Leiter des großen Forstgutes des Freiherrn von Schirnding auf Schloss Schönwald bei Tachau. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht ins Sudetenland war er als Oberförster nach Dianaberg versetzt worden. 1945, nach vier Jahren Militärzeit, gibt es nun für ihn als Deutschen keine Stelle mehr in seiner Heimat.

Franz Weißmann hat Glück: Er kann zunächst die beiden Forstbezirke Lahm und Effelter im Forstamt Steinwiesen verwalten und wird 1949 auf Empfehlung zur erneuten Revierförsterprüfung in Bayern zugelassen. Die „Empfehlenden“ sind hochkarätig: Sowohl der Kronacher Bürgermeister Voitländer als auch der Oberforstmeister Freiherr von Waldenfels kennen ihn aus seiner Dienstzeit vor dem Krieg. Beide beschreiben ihn als „gerade und aufrecht“ und loben seinen Fleiß und seine Tatkraft. - Und beide haben Recht. Bereits 1948 hat Franz Weißmann auf eigene Initiative ein Großprojekt begonnen: Unter einer Hochspannungsstromleitung bei Effelter entsteht der wohl größte Forstpflanzgarten seiner Zeit im Bayerischen Staatswald. Auf rund 4,6 Hektar lässt Weißmann mit einem von ihm dafür entworfenen und gebauten Wurzel-Rodegerät die schweren Baumwurzeln beseitigen und Saatflächen für Waldbäume anlegen. Forstpflanzen werden in dieser Zeit dringend gebraucht. Übernutzungen während des Krieges und anschließende Reparationshiebe haben große Kahlflächen hinterlassen, die dringend wieder aufgeforstet werden müssen.

Etwa vier Millionen Pflanzen gleichzeitig kann Franz Weißmann in seinem Pflanzgarten produzieren, zeitweise über 60 Arbeiter und vor allem Arbeiterinnen aus den umliegenden Frankenwalddörfern finden so „im Staatsforst“ Beschäftigung – viele davon „Flüchtlinge“ wie er selbst. Für Arbeit ist immer gesorgt, auch wenn Weißmann weiter rationalisiert und mit ebenfalls von ihm erfundenen „Verschulgeräten“ neue Verpflanzrekorde aufstellt.

1951 wird Franz Weißmann „Bayerischer Forstbeamter auf Lebenszeit“. Noch zwei Jahre bleibt er danach im Frankenwald und schließt „sein“ Werk mit einem großen Waldfest im Mai 1953 ab: Mit einer Feldmesse wird der Großpflanzgarten offiziell eingeweiht, gleichzeitig die „besten Waldarbeiterinnen“ geehrt. Und die Region weiß, was sie an ihrem Förster hat. Pfarrer Voll nennt in seiner Festpredigt den Garten „ein Gottes- und Menschenwerk, das zum Lobe Gottes und zur gerechten Entlohnung der Arbeiter aufruft“, Vertreter des Regierungsforstamtes in Bayreuth und der Forstarbeiter-Gewerkschaft überbringen Glückwünsche. Als wenige Tage später Weißmanns bevorstehender Abschied vom Frankenwald bekannt wird, dankt ihm die Gemeinde Effelter über die Presse noch einmal „für sein Werk, das vielen Familien, hauptsächlich Frauen und Mädchen, Arbeit gibt.“

Franz Weißmanns Mission im Frankenwald ist beendet. Zum 1.Juli 1953 lässt er sich auf ein Forstrevier im Ebersberger Forst versetzen, wo er 1966 als Forstamtmann stirbt. Der Forstpflanzgarten Effelter existiert noch viele Jahre, bis die forsteigene Produktion von Waldpflanzen in den 90er Jahren eingestellt wird. Danach wird auf den sorgsam gerodeten Feldern Wildfutter erzeugt, heute dienen die meisten Flächen mit vielen Randstrukturen und geschaffenen Feuchtbiotopen dem Waldnaturschutz.

Forstbetriebsleiter Hagemann ist tief beeindruckt von Weißmanns Arbeit. Deshalb möchte er seine Leistung auch aus mehrfacher Sicht nicht in Vergessenheit geraten lassen: „Der Förster Franz Weißmann wusste, was der Wald brauchte: Viele junge Pflanzen für einen neuen Frankenwald. Der „Flüchtling“ Franz Weißmann wusste, was der Mensch brauchte: Einen Arbeitsplatz und eine persönliche Perspektive für ein Bleiben hier im Frankenwald.“