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Dicke Bäume und Naturschutz im Frankenwald

Kein Urwaldriese, sondern Ergebnis langjähriger Forstwirtschaft im Frankenwald: Forstrevierleiter Max Heindl und seine Kollegin Iris Troll präsentieren die stärkste Douglasie im Forstrevier Ködel.

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Rothenkirchen, 16. November 2015 - Auch im Frankenwald wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Aber sie werden immer dicker. Ein wichtiges Ergebnis der aktuellen systematischen Forstinventur im Forstbetrieb Rothenkirchen: Der Anteil dicker Bäume im Staatswald ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

„Die regelmäßige Inventur ist unser wichtigstes Instrument um Veränderungen im Wald festzustellen“, sagt Peter Hagemann, Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten in Rothenkirchen. Anhand eines Stichprobensystems würden Holzvorrat, Zuwachs, Baumartenanteile und mögliche Schäden genau erfasst. „Bauchgefühl oder Schätzungen reichen da nicht aus. Schließlich geht es darum, die Nachhaltigkeit aller Leistungen des Waldes sicher zu stellen.“ Und welche Rolle spielen dabei die dicken Bäume? „Der Vorrat an Bäumen über 60 Zentimeter Durchmesser ist im Forstbetrieb allein in den letzten acht Jahren um 24 Prozent gewachsen, bei der Buche sogar um 54 Prozent“, sagt Hagemann. „Das bedeutet nicht nur einen schönen Vorrat an wertvollem Holz. Gleichzeitig ist es ein Gradmesser für den Naturschutzwert des Staatswaldes. Alte und dicke Bäume leisten hier am meisten.“

Viele Pilzarten, Höhlenbrüter und Fledermäuse sind auf alte Bäume angewiesen, oft auch noch lange nach deren natürlichem Absterben. Große Bäume mit starken Kronen sind für Großvögel unverzichtbar für den Horstbau. Hagemann: „Im Nachbarlandkreis Lichtenfels fand im vergangenen Jahr die Erstbrut des Schwarzstorches auf der dicksten und ältesten Kiefer weit und breit statt.“ Im Frankenwald brüte der Schwarzstorch bereits seit Jahren wieder, meistens auf alten Fichten. „Darüber hinaus sind es hier gerade störungsempfindliche Vogelarten wie Kolkrabe, Rauhfuss- und Sperlingskauz oder der seltene Grauspecht, die auf unsere dicken Bäume als Niststätten angewiesen sind.“

Und wie dick dürfen die alten Bäume im Staatswald werden? „Die ältesten und die dicksten, so alt und so dick sie wollen“, sagt Hagemann. “Nach dem Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten bleiben im Forstbetrieb die naturnahen Bestände über 180 Jahre ungenutzt und Bäume, die – je nach Baumart - dicker als 80 oder 100 cm sind, bleiben ohnehin stehen. Von diesen „Methusalemen“ werden es immer mehr, schließlich markieren wir in allen Beständen zehn Biotopbäume je Hektar, die einmal so alt werden dürfen, wie sie wollen.“

Die dicksten Exemplare unter den Altbäumen in den Rothenkirchener Frankenwaldrevieren sind bei den Fichten ein Baum mit 108 Zentimeter Durchmesser im Forstrevier Ködel und einer im Forstrevier Tettau mit 106 Zentimetern. Dass die Douglasie, ursprünglich eine Baumart aus Nordamerika, inzwischen längst im Frankenwald heimisch ist, zeigen mehrere „Riesen“ im Forstrevier Ködel mit über einem Meter Durchmesser. Die stärkste bringt es auf 115 Zentimeter. Trotzdem haben beide Baumarten die legendären Frankenwaldtannen noch nicht von der Spitze verdrängt. Wenn auch knapp: Der dickste Baum des Forstbetriebes im Frankenwald ist eine Weißtanne im Einzugsgebiet der Ködeltalsperre mit stolzen 118 Zentimetern Durchmesser.