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„Der Wald in Hammelburg blüht auf“!

Neue Sitzgruppe an der Brunnenwegquellfassung (Foto: BaySF).

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Wallhecke im Feuerbachmoor (Foto: BaySF).

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Spezialanfertigung "Insektenhotel-Hammelburg" (Foto: BaySF).

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23. Juni 2020, Schwärzelbach/Hammelburg - Seit nunmehr 2 Jahren ermöglicht das Sonderprogramm Naturschutz "Der Wald blüht auf" den bayerischen Staatsforsten umfangreiche Finanzierungen von Naturschutzprojekten verschiedenster Art. Die Bayerischen Staatsforsten erhalten hierbei zweckgebundene Fördergelder im Rahmen der besonderen Gemeinwohlleistungen für naturschutzfachliche Maßnahmen vom Freistaat Bayern, Forstverwaltung.

"Der Neuwirtshauser Forst" war seit jeher ein naturschutzfachliches Juwel. "Durch das Sonderprogramm Naturschutz ist es nun jedoch möglich, naturschutzfachliche Maßnahmen auf unbürokratische Weise zu realisieren", freut sich der Revierleiter des Reviers Schwärzelbach, Thomas Fikar.

Im ersten Jahr stand insbesondere die Neuanlage von Blühwiesen im Mittelpunkt des Geschehens. Das Ziel, die Verbesserung des Biotops Wiese als Nahrungsangebot von Pollen und Nektar für etliche Insektenarten sowie Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Käfer wurde auf einer etwa 0,5 Hektar großen Fläche umgesetzt. Die Wiese wird seitdem einem jährlichen Pflegeschnitt unterzogen und bei Bedarf gewässert. Diese Pflegemaßnahmen übernimmt für die Staatsforsten ein Landwirt aus der unmittelbaren Nähe.

Auch die auf der Blühwiese befindlichen Wildäpfelbäume können nun im Rahmen des Sonderprogramms in der Ruhephase des Baumes professionell zurückgeschnitten bzw. ausgelichtet werden. Thomas Fikar freut sich, dass er für diese Arbeit mit dem Neuwirtshauser Lothar Bold einen echten Profi im Umgang mit Streuobst gewinnen konnte.

Um das Wohlempfinden von Insekten weiter zu optimieren, konnte mit Geldern aus dem Sonderprogramm die Spezialanfertigung eines Insektenhotels in Auftrag gegeben werden. Die Lebenshilfe Hammelburg nahm sich dieser Aufgabe an. So wurde für die für unsere Umwelt so immens wichtigen Insekten eine weitere Heimat geschaffen.

Einen weiteren Schwerpunkt legten die bayerischen Staatsforsten im Zuge des Sonderprogramms Naturschutz auf die aktive Schaffung von stehendem Totholz. Hierzu werden im Zuge regulärer maschineller Holzerntemaßnahmen Bäume mit einem Mindestbrusthöhendurchmesser von mehr als 35cm auf einer Höhe von 3 - 6 Meter mit einem Harvester geköpft. Durch das maschinelle Köpfen der Stämme wird der Prozess des Absterbens des Baumes beschleunigt. Somit wird aktiv stehendes Totholz mit morschem Holz oder Höhlen geschaffen. Exakt diesen Wohn- und Lebensraum benötigen z.B. Vögel, Käfer, Pilze oder Fledermäuse, welcher durch stetige Zersetzung für viele Jahre ein Zuhause bietet.

Neben all diesen überschaubaren Maßnahmen ermöglicht das Sonderprogramm Naturschutz den Staatsforsten aber auch kostspielige Maßnahmen, die ohne das Sonderprogramm nur schwer zu realisieren wären.

So entstand im vergangenen Winter durch das gezielte "auf den Stock" setzen einer etwa 200 Meter langen Reihe von bis zu 12 Meter hohen Gehölzen eine naturschutzfachliche hoch wertvolle Wallhecke im Feuerbachmoor. Hierbei wird das anfallende Schnittmaterial zu einem Wall aufgeschichtet und bietet somit Vögeln und anderen Tieren Schutz und Nahrung, (hauptsächlich Heckenbrüter, wie Amsel, Meisen, Gimpel, Neuntöter, Grünfink), Kleinsäuger (Nagetiere, Hasenartige und Fledermäuse) und Insekten. Mit der Durchführung dieser körperlich äußerst schweißtreibenden Arbeit konnte mit dem Forstunternehmer Max Koch aus Burgsinn ein Stammunternehmer des Forstbetriebs Hammelburg betraut werden.

Neben all den bisher erwähnten fliegenden Bewohnern des Neuwirtshauser Forstes kann der etwa 4.500 Hektar große Waldkomplex allerdings auch mit etlichen dem Wasser zugewandten Lebewesen aufwarten. Dies liegt maßgeblich an den unzähligen künstlich geschaffenen Feuchtbiotopen. Es waren hauptsächlich die mittlerweile pensionierten Forstleute Rainer Betz und Arnulf Schöberl, die ihren Revieren damit einen unverwechselbaren Stempel aufdrückten. Sie schufen damit Laichgewässer für Grasfrosch, Erdkröte und viele weitere Amphibien. Mit Hilfe des Sonderprogramms Naturschutz wurden nun im Revier Schwärzelbach, die ersten der teils seit 50 Jahren bestehenden Biotope grundlegend saniert und Instand gesetzt. Die Instandsetzungen dienen als Artenschutzmaßnahme für den Schwarzstorch, sowie für die Ansiedlung des Eisvogels. Zudem ist die Sicherung des Vorkommens der Krebsschere und die Schaffung von Jagdgebieten für Fledermäuse ein Ziel dieser Maßnahmen. Für die diffizilen Erdarbeiten wurde mit dem Baggerbetrieb Oliver Fell ein Spezialist für solche Arbeiten gefunden.

Thomas Fikars ganzer Stolz ist allerdings ein ganz besonderes Projekt. Im Zuge eines separaten Förderprojektes wurde im Röderwald eine etwa 40 Jahre alte komplette Teichgruppe saniert. Die zum Teil eingewachsenen und zugeschlammten Teiche waren kaum noch zu erkennen. Um sie herum verdunkelten unzählige Fichten die Wasseroberfläche und ließen den Sonnenstrahlen keine Chance durchzudringen. Schnell war klar, um diese Teiche zu retten musste man "klotzen" statt "kleckern". So verschwanden im vergangenen Sommer bei sengender Hitze die Fichten rund um die Teiche und ließen diese regelrecht aufatmen. Im vergangenen Winter rückte dann die Firma Stolz mit einem Langarmbagger an, befreite die Teiche von Schlick, Schlamm und sonstigem Unrat der sich in 40 Jahren darin angesammelt hatte und setze Buntsandsteinblöcke zu Türmen auf in denen wärmeliebende Lebewesen ein Zuhause finden werden. In der vergangenen Woche pflanzten dann Forstwirte des Forstbetriebs Hammelburg an jener Stelle, wo ehemals Fichten das Wasser verdunkelten neben Sträuchern und Hecken auch Vogelkirchen und Vogelbeeren, um diese ohnehin schon naturschutzfachlich hoch wertvolle Fläche noch weiter aufzuwerten.

Als Höhepunkt dieser Maßnahme konnte eine alte Sitzgruppe an der Brunnenwegquellfassung aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden und lädt nun den erschöpften Wanderer zu einer erholsamen Rast ein. Für diesen kreativen Kraftakt in der Umsetzung bedankt sich der Forstbetrieb herzlich beim Garten- und Landschaftbau Vogt aus Gemünden.

Für Revierleiter Thomas Fikar ist das Sonderprogramm Naturschutz ein Glücksfall. So ermöglicht es den bayerischen Staatsforsten doch den Staatswald auch in wirtschaftlich schweren Zeiten naturschutzfachlich noch intensiver aufzuwerten. Dass dies dann auch noch alles mit Unternehmern aus der Region geschehen kann, freut ihn besonders.

Letztlich schaffen Bürger im Bürgerwald etwas für Bürger!