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Der Natur ein Stück zurückgeben

Bayerische Staatsforsten fällten Alteiche aus Verkehrssicherungsgründen

Rieden, 16. Februar 2018 - Aus Verkehrssicherungsgründen musste letzte Woche eine starke Eiche in Palkering im Hirschwald gefällt werden. Schon seit Monaten begutachtete der zuständige Taubenbacher Staatswaldrevierleiter Hubert Hecht die anmutige starke Eiche am Wegesrand zum ehemaligen Reviersitz Palkering nach jedem Sturm und Starkregen. Die Eiche barg drei Sicherheitsrisiken in sich. Durch die steilen Astansätze mit bis zu 15 Meter langen Ästen waren äußerlich schon beidseits Sollbruchstellen bis zum Stammfuß erkennbar. Zudem war auch eine beginnende Fäule im Stamm zu sehen. Die Eiche drohte sich zu spalten. Das Gefahrenpotential, dass bei einem Sturm ein Ast durch die vorgegebene Längssollbruchstelle abbricht, wurde zunehmend größer. Da der Baum an einem vielbewanderten Forstweg steht und Spaziergänger durch einen herabstürzenden Ast schwerste bis tödliche Verletzungen erleiden können, fiel für die Bayerischen Staatsforsten schweren Herzens die Entscheidung für die Fällung.

Hecht beriet sich zuvor noch mit Forstbetriebsleiter Thomas Verron und zur technischen Begutachtung mit Forstwirtschaftsmeister Martin Lehmeier, die zu gleicher Entscheidung kamen. Einem Förster fällt es bestimmt nicht leicht, so einen imposanten Baum fällen zu lassen. Man steht schon ehrfürchtig und demütig vor so einer alten dicken Eiche. Mit rund 170 Jahren hat sie zwei Menschengenerationen erlebt und könnte von vielen Ereignissen in Palkering erzählen.

Im Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten werden solch alte dicke Laubbäume prinzipiell als Methusaleme geschützt. In diesem Fall gehen aber die Verkehrssicherungspflicht und die Sorge für Leib und Leben der Spaziergänger vor. Glücklicherweise stehen weitere zahlreiche alte Eichen und Buchen im Revier, die der Natur überlassen werden. Generationen von Förstern hielten ihre schützende Hand über sie und werden es weiter tun. Bei der Fällung der alten Eiche wurde zuerst die Forststraße ordnungsgemäß gesperrt. Um die Gefahr für die fällenden Mitarbeiter zu entschärfen, brach ein Rückezug die dürren Äste sicher herunter, dann wurde der Stamm mit einer Stammpresse gegen Aufplatzen gesichert und der Baum in 6 Meter Höhe mit einer Seilwinde angehängt. Rückezugfahrer Robert Ried stellte sich mit seiner Maschine in 80 Meter Entfernung auf und wartete auf das Signal der Forstwirtschaftsmeister Jonas Hofmann und Michael Fischer, ihn mit und nach dem Fällschnitt umzuziehen.

Hechts Idee war es, den Baumstock in 70 cm Höhe abzuschneiden und den Hauptstamm dahinter gesichert in einer gegrabenen Mulde zu lagern. Künftige Besucher des Naturparks Hirschwald, Kindergarten- und Schulkinder, die von Amts- und Privatwaldförster Anton Preischl hier des Öfteren geführt werden, haben somit die Gelegenheit sich auf den Stock und Stamm zu setzen, Brotzeit zu machen, die Jahrringe der alten Eiche zu zählen und den Baum am Geruch zu erkennen. Von hier aus hat man auch eine schöne Aussicht auf die Wiesenlandschaft Palkerings mit ihren Streuobstbäumen.

Etwa 8 Kubikmeter Holz verbleiben so der Natur inclusive Grün- und Dürräste. Sie werden künftiger Lebensraum für Moose, Flechten, Pilze und Insekten werden. Es wird Jahrzehnte dauern, bis der Stamm verrottet. Mit etwas Glück siedelt sich auch dort der seltene Hirschkäfer an, der altes Eichenholz als Brutraum benötigt. Der Eichenmulm in der späteren Zersetzungsphase bietet auch zahlreichen anderen seltenen Käferarten einen Lebensraum. Somit ließ sich aus der notwendigen Verkehrssicherungsaktion heraus immerhin noch eine künftige Symbiose für Mensch und Natur gestalten.