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"Blühversuche" im Frankenwald

Praktischer Waldnaturschutz als Teil der Ausbildung: Die Forstwirt-Azubis Julian Schuberth und Randy Geyer bei der Einsaat eines Blühstreifens im Staatswald. (Bild BaySF, K.Weiß)

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Rothenkirchen, 07. Juni 2018 - Ganz hinten, am Ende des Mulchstreifens, wird noch gesät. Die Forstwirt-Azubis des Forstbetriebs Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten leuchten in ihren signalfarbenen Jacken aus weiter Entfernung. „So“, sagt Forstbetriebsleiter Peter Hagemann, „das war Parzelle 13“. Im Forstrevier Ködel wird auf rund einem Hektar ein „Offenlandstreifen“ bestellt  - und damit gleichzeitig eine dauerhafte Versuchsfläche angelegt. „Hier hatten wir nach dem „Kyrill“-Sturm 2007 in Kombination mit Borkenkäferschäden eine unserer größten Kahlflächen“, erklärt Hagemann mit Blick auf den angrenzenden Jungwald. „Wo zuvor Fichten-Althölzer standen, haben wir dann Kulturen aus Bergahorn, Buche und Douglasie angelegt.“ Zusammen mit Lärchen, Fichten, Birken und Vogelbeeren aus „Naturverjüngung“ sei inzwischen ein geschlossener artenreicher Mischwald entstanden. „Schade nur, dass sich damit die Lebensgemeinschaft, die sich vor zehn Jahren schnell auf den großen Freiflächen eingefunden hatte, jetzt allmählich wieder zurückzieht.“ Zahlreiche „Offenlandarten“ hätten hier über Jahre beste Lebensbedingungen gefunden: Die reiche Insektenfauna bildete einen üppig gedeckten Tisch für Eidechsen, Fledermäuse und zahlreiche Kleinvogelarten. Der Neuntöter, eigentlich ein Heckenbrüter, hat hier gleich mit mehreren Paaren über Jahre erfolgreich gebrütet. Schwalben und Mauersegler jagten regelmäßig die schwärmenden Wiesenameisen, deren Larven wiederum dem seltenen Grauspecht reichlich Nahrung boten. Von den Grasflächen hätten zudem die Mäusejäger Turmfalke, Rauhfuß- und Waldkauz sowie die Wildkatze profitiert. Für Letztere wurde hier im Umfeld der sich allmählich wieder schließenden Freiflächen in einem Monitoring des Forstbetriebes eine beeindruckende Population nachgewiesen. „Für die typischen Waldbewohner, wie Wildkatze und Schwarzstorch, die strukturreiche und naturnahe Wälder benötigen, haben wir Förster schon immer die Verantwortung. Für die „Offenlandarten“ übernehmen wir sie gerne zusätzlich“, sagt Hagemann. Genau diesen Tierarten, deren Lebensraum außerhalb des Waldes oft gefährdet ist, solle im Staatswald eine dauerhafte Heimstatt geboten werden. „Das funktioniert nur, wenn wir bleibende, ausreichend große Offenlandsituationen schaffen.“ Um dafür Erfahrungen zu sammeln, habe man deshalb im Revier Ködel im vergangenen Jahr einen ehemaligen Holzlagerstreifen gemulcht und jetzt als Versuchsfläche für unterschiedliche Techniken der Bodenbearbeitung, der Saat und der Pflanzung hergerichtet. Auf den mit Pflöcken abgegrenzten Parzellen kommen sowohl die Saatmischungen des Blühstreifenprojektes „Der Wald blüht auf“ der Bayerischen Staatsforsten zum Einsatz, als auch unterschiedliche blumenreiche Wildackermischungen. Zusätzlich werden blühende Wildsträucher und Wildobstbäume als gestufter Waldrand mit und ohne Zaunschutz gepflanzt. „Wichtig ist, dass wir ausschließlich mit heimischen Arten und ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel arbeiten“, wissen auch die Forstwirt-Azubis. Sie haben zwischen den Saat-Parzellen auch immer wieder sogenannte „Null-Flächen“ freigelassen. Hier wird beobachtet, welche Pflanzenarten sich von selbst wieder einfinden. Der Versuch soll über mehrere Jahre begleitet werden, wobei auch unterschiedliche Pflegemaßnahmen ausprobiert werden, um die Flächen für eine artenreiche Fauna und Flora dauerhaft attraktiv zu halten. „Die Versuchsergebnisse sollen dann auch in unseren anderen Revieren und beim Blühstreifen-Projekt der Bayerischen Staatsforsten zur Anwendung kommen“, verspricht der Forstbetriebsleiter. „Wenn alles klappt, wird es hier in wenigen Wochen grünen und blühen. Aber dafür muss es jetzt zu Beginn erstmal dringend regnen.“