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Biotopbaumkartierung im Buchenwaldgebiet "Mausbeutel"

Quelle: Wikipedia (http://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Schwarzspecht.jpg; Autor: Steffen Hannert

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Der „soziale Wohnungsbau“ ist keine menschliche Erfindung. Der Schwarzspecht praktiziert ihn seit Tausenden von Jahren. Dass er dabei immer auch auf enge Nachbarschaft achtet, ist eines von vielen Ergebnisse einer aufwändigen Biotopbaumkartierung im Staatsforst des Forstbetriebes Rothenkirchen.

Das Buchenwaldgebiet „Mäusbeutel“ nordwestlich der Ködeltalsperre ist seit  40 Jahren     Naturschutzgebiet und seit  2011 Teil des FFH-Gebietes „Täler und Rodungsinseln im Frankenwald“. Im vergangenen Jahr wurde hier durch das „Regionale Natura 2000-Kartierteam Oberfranken“ des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg speziell  Bäume aufgesucht, die Brut- oder Lebensräume besonders angepasster Tier- und Pflanzenarten sind. Die Kartierer Andreas Schmitt, Gerald Ziegmann und Stefan Hanke übergaben jetzt die Zusammenfassung der aufbereiteten Daten dem Forstbetrieb Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten.

Forstbetriebsleiter Peter Hagemann und der zuständige Revierleiter Max Heindl zeigten sich beeindruckt von den wissenschaftlichen Ergebnissen der Studie. „Eindeutig erkennt man die schützende Hand mehrerer Förstergenerationen“, sagt Hagemann mit Blick auf die akribisch in eine Karte eingezeichnete Bäume mit Schwarzspechthöhlen. „Wenn man bedenkt, dass jedes Schwarzspechtpaar in seinem Leben meistens nur eine einzige Höhle fertig stellt und sein Revier über viele Jahre großräumig verteidigt, müssen diese Bäume teilweise jahrzehntelang aktiv erhalten worden sein.“ Insgesamt  22 „Großhöhlenbäume“ wurden auf 125  Hektar  im „Mäusbeutel“ gefunden. Alle gehen zunächst auf den Schwarzspecht zurück, werden dann aber später auch von Hohltaube, Rauhfußkauz und verschiedenen Fledermausarten genutzt. Forstoberinspektor Andreas Schmitt: „Für diese Arten, die selber keine Höhlen zimmern können, ist die Arbeit des  Schwarzspechtes lebensnotwendig. Wir haben hier typische Schwerpunkte gefunden, an denen mehrere Höhlenbäume  nah zusammen stehen. Das ist besonders wichtig für die Hohltaube, die ihre zweite Brut im Sommer immer in Sichtweite zur ersten anlegt.“

Auch 18 „Kleinhöhlenbäume“ haben Schmitt und seine Kollegen kartiert. Die seien noch deutlich schwerer zu erkennen, aber genauso wertvoll. Denn auch hier gebe es nach der Anlage durch die kleineren Buntspechtarten ebenfalls Nachmieter, in diesem Fall Meisen, Kleiber oder sogar die kleinste einheimische Eule, den heimlichen Sperlingskauz. Eine weitere Kategorie sind die „Spaltenquartiere“, die durch abgebrochene Äste oder abgeplatzte Rinde entstehen und Brut- und  hier Aufzuchtstätte für die seltene Mopsfledermaus oder den Baumläufer sind.

Die häufigste Biotopbaumgruppe bilden Buchen und Bergahorne mit Faulstellen oder Pilzkonsolen. „Diese Stämme laden viele seltene Arten geradezu ein, sich hier im weicheren Faulholz oder unter der Rinde ihre Wohnung zu beziehen“, sagt Andreas Schmitt. Von besonderer Bedeutung seien mit Holzmehl gefüllte, sogenannte „Mulmhöhlen“, auf die bestimmte Käfer wie der Eremit oder der Rosenkäfer als Kinderstube angewiesen seien. „Wenn die Höhle höher am Stamm ist, muss zur näheren Untersuchung unser Stefan Hanke ran. Dem ist als ausgebildeter Baumkletterer und Zapfenpflücker kein Baum zu hoch.“

Alle im Gebiet aufgefundenen Biotopbäume werden vermessen, markiert und mit GPS-Daten in Karten vermerkt. Dass sie erhalten bleiben, sei aber auch ohne diese Nachweise sichergestellt, so Forstbetriebsleiter Hagemann. „Unser erklärtes Ziel sind zehn Biotopbäume je Hektar, die dauerhaft geschützt werden, und zwar überall im Staatswald. Das ist etwa das Vierfache der hier im wertvollen Naturschutzgebiet gefundenen Anzahl. Und das macht uns schon ein bisschen stolz.“