Berchtesgaden: Baumvielfalt für den Klimawald von morgen
Berchtesgadener Land, Rupertiwinkel und östlicher Chiemgau –Bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) herrscht Pflanzsaison. Im Rahmen der Frühjahrspflanzung werden derzeit am Forstbetrieb Berchtesgaden 69 Tausend junge Bäumchen gepflanzt. Auf gut 34 Hektar kommen dabei 15 Baumarten in die südostbayerischen Staatswälder.
Die Baumartenwahl und ihre Mischung sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Waldes. In jedem Waldbestand der Bayerischen Staatsforsten werden deshalb nach Möglichkeit mindestens vier Baumarten beteiligt, um künftig vielfältige, gemischte und gestufte Wälder zu bilden. Heimische Baumarten aus dem Bergmischwald wie Fichte, Tanne oder Buche machen den Löwenanteil unter den neu gepflanzten Baumarten aus. Wo es vom Standort her passt, werden diese mit heimischen bzw. bisher selteneren Baumarten wie Lärche, Bergahorn, Eiche und Douglasie ergänzt. „Wir pflanzen rund 15 verschiedene Baumarten, die nicht nur dem Klimawandel standhalten sollen, sondern auch eine Vielfalt an Lebensräumen bilden“, erklärt Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller. Aus Gründen des Naturschutzes wurden am Forstbetrieb Berchtesgaden in den letzten Jahren etwa 18 Tausend Eiben gepflanzt.
Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre den Staatsförstern angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich. Es gibt im Klimawandel unberechenbare Aspekte. Neben Trockenperioden können auch Schädlinge quasi wie aus dem Nichts heraus problematisch werden. „Die Mischung ist entscheidend. Wenn in unseren Beständen eine Baumart ausfällt, sichern die anderen Baumarten den Wald“, so Müller. Für spätere Generationen werden auch bisherige Raritäten, wie die Schwarznuss, der Hickory oder die aus Korsika stammende Schwarzkiefer (siehe Foto) gepflanzt.
Welche Baumarten in welchem Waldgebiet gepflanzt werden, ist stark vom Standort und den vorhandenen Bäumen abhängig. Ziel der Bayerischen Staatsforsten ist es jedoch, auch seltene heimische Laubbaumarten einzubringen, wie zum Beispiel Spitzahorn, Flatterulme oder Elsbeere: Sie eignen sich besonders bei künftig vermehrt auftretendem Trockenstress. Die Elsbeere liebt Wärme, hat ein intensives Wurzelwachstum und kommt deshalb sogar mit schwierigen Böden zurecht. „Die Elsbeere ist eine Baumart eigentlich wie gemacht für den Klimawandel, nur kommt sie bei uns von Natur aus noch zu wenig vor, weshalb wir ihr in Form von Pflanzung und Waldpflege unter die Arme greifen“, so Müller. Gleiches gilt für die Tanne, von denen der Forstbetrieb Berchtesgaden im laufenden Geschäftsjahr mehr als 17 Tausend Stück pflanzen wird: „Mit ihrer Pfahlwurzel ist sie als Nadelbaumart der Fichte im Klimawandel überlegen. Sie ist nicht nur stabiler bei Stürmen, sondern kann auch Wasservorräte in größeren Tiefen erreichen,“ so Forstbetriebsleiter Müller.
Mit dem bisherigen Verlauf der Pflanzungen in diesem Frühjahr ist er sehr zufrieden: „Wir sind noch im Plan, auch wenn der späte Schnee im April unsere Flexibilität herausfordert.“ Damit die Pflanzen gut anwachsen, wünschte er sich für die nächsten Wochen, was außer Försterinnen und Förstern niemand haben will: Ein nasses und kühles Frühjahr.
„Gepflanzt wird nur dort, wo es unbedingt nötig ist. Den Großteil der Zeit helfen wir dem Wald, sich selbst zu verjüngen“, bringt es Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller auf den Punkt. „Das ist viel Arbeit, aber es lohnt sich. Stück für Stück schaffen wir es, den heimischen Staatswald mit standortangepassten Baumarten hin zu einem klimastabilen Wald umzubauen.“