Headerimage

Baumvielfalt im Staatswald: Klimatolerante Baumarten sollen dem Klimawandel trotzen

Die beiden Forstwirte Raphael Fries (links) und Fabian Holzhai (rechts) pflanzen Flatterulmen auf einer Windwurffläche im Staatswalddistrikt Attenhauser Wald. (Foto: BaySF)

Download

14. April 2022, Ottobeuren - In diesen Tagen laufen die Frühjahrspflanzungen im Forstbetrieb Ottobeuren auf Hochtouren. Försterinnen und Förster, Forstwirtinnen und Forstwirte ergänzen die staatlichen Wälder im Allgäu um zahlreiche neue Bäume. Neben alten Bekannten wie Tanne, Lärche oder Buche sind auch einige Raritäten unten den rund 70.000 Bäumen, die in diesem Frühjahr gepflanzt werden.  

Die Baumartenwahl und ihre Mischung sind entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Waldes. In jedem Waldbestand der Bayerischen Staatsforsten werden deshalb nach Möglichkeit mindestens vier Baumarten künftig vielfältige, gemischte und gestufte Wälder bilden. Heimische Baumarten wie Buche, Lärche, Bergahorn oder Tanne machen den Löwenanteil unter den neu gepflanzten Baumarten aus. Wo es vom Standort her passt, werden diese mit heimischen und bisher selteneren Baumarten wie Elsbeere, Flatterulme oder Vogelkirsche ergänzt. „Wir pflanzen knapp 20 verschiedene Baumarten, die nicht nur dem Klimawandel standhalten sollen, sondern auch eine Vielfalt an Lebensräumen bilden“, erklärt Forstbetriebsleiter Dr. Hermann S. Walter. Allein auf eine einzelne Baumart zu setzen, wäre ihm angesichts der Klimaveränderungen zu gefährlich. Es gibt im Klimawandel unberechenbare Aspekte. Neben Trockenperioden können auch Schädlinge quasi wie aus dem Nichts heraus problematisch werden. „Die Mischung ist entscheidend. Wenn in unseren Beständen eine Baumart ausfällt, übernehmen die anderen Baumarten“, so Walter.

Welche Baumarten in welchem Waldgebiet gepflanzt werden, ist stark vom Standort und den vorhandenen Bäumen abhängig. Ziel der Staatsforsten ist es jedoch, auch seltenere heimische Laubbaumarten einzubringen wie zum Beispiel die Flatterulme: Sie eignet sich besonders für die Stabilisierung der Wälder auf nassen Standorten. Die Flatterulme hat ein intensives Wurzelwachstum, ein wertvolles Holz und eignet sich damit als Ersatz für die Esche, die stark unter dem Eschentriebsterben (ein eingeschleppter Pilz aus Südostasien) leidet und deshalb am Forstbetrieb nicht mehr gepflanzt wird. „Auf besonders trockenen Standorten setzen wir auf Baumarten wie den Spitzahorn oder auch die Elsbeere, die mit dem Klimawandel gut zurechtkommen“, so Walter. Gleiches gelte für die Tanne, von denen der Forstbetrieb Ottobeuren im laufenden Geschäftsjahr mehr als 20.000 Stück pflanzen wird: „Mit ihrer Pfahlwurzel ist sie als Nadelbaumart der Fichte im Klimawandel überlegen. Sie ist nicht nur stabiler bei Stürmen, sondern kann auch Wasservorräte in größeren Tiefen erreichen,“ so Walter.

Mit dem bisherigen Verlauf der Pflanzungen in diesem Frühjahr ist er sehr zufrieden: „Wir sind im Plan, die ergiebigen Niederschläge der letzten beiden Wochen waren nach dem sehr trockenen März goldwert.“ Damit die Pflanzen gut anwachsen, wünscht er sich für die nächsten Wochen, was außer Försterinnen und Förster niemand haben will: Ein nasses und kühles Frühjahr.